Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Die Eichbäume. Aus den Gärten komm' ich zu euch, ihr Söhne des Berges! Aus den Gärten, da lebt die Natur, geduldig und häuslich, Pflegend und wieder gepflegt, mit dem fleißigen Menschen zusammen. Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen, In der zahmeren Welt, und gehört nur euch und dem Himmel, Der euch nährt' und erzog, und der Erde, die euch geboren. Keiner von euch ist noch in der Menschen Schule gegangen, Und ihr drängt euch, fröhlich und frei, aus kräfti- ger Wurzel Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler, die Beute, Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet. Die Eichbaͤume. Aus den Gaͤrten komm' ich zu euch, ihr Soͤhne des Berges! Aus den Gaͤrten, da lebt die Natur, geduldig und haͤuslich, Pflegend und wieder gepflegt, mit dem fleißigen Menſchen zuſammen. Aber ihr, ihr Herrlichen! ſteht, wie ein Volk von Titanen, In der zahmeren Welt, und gehoͤrt nur euch und dem Himmel, Der euch naͤhrt' und erzog, und der Erde, die euch geboren. Keiner von euch iſt noch in der Menſchen Schule gegangen, Und ihr draͤngt euch, froͤhlich und frei, aus kraͤfti- ger Wurzel Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler, die Beute, Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken Iſt euch heiter und groß die ſonnige Krone gerichtet. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0161" n="153"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Die Eichbaͤume</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l>Aus den Gaͤrten komm' ich zu euch, ihr Soͤhne</l><lb/> <l>des Berges!</l><lb/> <l>Aus den Gaͤrten, da lebt die Natur, geduldig</l><lb/> <l>und haͤuslich,</l><lb/> <l>Pflegend und wieder gepflegt, mit dem fleißigen</l><lb/> <l>Menſchen zuſammen.</l><lb/> <l>Aber ihr, ihr Herrlichen! ſteht, wie ein Volk von</l><lb/> <l>Titanen,</l><lb/> <l>In der zahmeren Welt, und gehoͤrt nur euch und</l><lb/> <l>dem Himmel,</l><lb/> <l>Der euch naͤhrt' und erzog, und der Erde, die</l><lb/> <l>euch geboren.</l><lb/> <l>Keiner von euch iſt noch in der Menſchen Schule</l><lb/> <l>gegangen,</l><lb/> <l>Und ihr draͤngt euch, froͤhlich und frei, aus kraͤfti-</l><lb/> <l>ger Wurzel</l><lb/> <l>Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler,</l><lb/> <l>die Beute,</l><lb/> <l>Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die</l><lb/> <l>Wolken</l><lb/> <l>Iſt euch heiter und groß die ſonnige Krone gerichtet.</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [153/0161]
Die Eichbaͤume.
Aus den Gaͤrten komm' ich zu euch, ihr Soͤhne
des Berges!
Aus den Gaͤrten, da lebt die Natur, geduldig
und haͤuslich,
Pflegend und wieder gepflegt, mit dem fleißigen
Menſchen zuſammen.
Aber ihr, ihr Herrlichen! ſteht, wie ein Volk von
Titanen,
In der zahmeren Welt, und gehoͤrt nur euch und
dem Himmel,
Der euch naͤhrt' und erzog, und der Erde, die
euch geboren.
Keiner von euch iſt noch in der Menſchen Schule
gegangen,
Und ihr draͤngt euch, froͤhlich und frei, aus kraͤfti-
ger Wurzel
Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler,
die Beute,
Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die
Wolken
Iſt euch heiter und groß die ſonnige Krone gerichtet.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/161>, abgerufen am 16.02.2025. |