Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.8. Dich nur, Dich erhält Dein Licht, o Heldin! im Lichte, Und Dein Dulden erhält liebend, o Gütige! Dich; Und nicht einmal bist Du allein, Gespielen genug sind, Wo blühest und ruhst unter den Rosen des Jahrs; Und der Vater, er selbst, durch sanft muthath- mende Musen Sendet die zärtlichen Wiegengesänge Dir zu. Ja! noch ist sie es ganz! noch schwebt vom Haupte zur Sohle, Still herwandelnd, wie sonst, mir die Athene- rin vor. Und wie, freundlicher Geist! von heitersinnender Stirne Segnend und sicher Dein Stral unter die Sterb- lichen fällt, So bezeugest Du mir's, und sagst mir's, daß ich es Andern Wiedersage, denn auch Andere glauben es nicht, Daß unsterblicher doch, denn Sorg' und Zürnen, die Freude Und ein goldener Tag täglich am Ende noch ist. 8. Dich nur, Dich erhaͤlt Dein Licht, o Heldin! im Lichte, Und Dein Dulden erhaͤlt liebend, o Guͤtige! Dich; Und nicht einmal biſt Du allein, Geſpielen genug ſind, Wo bluͤheſt und ruhſt unter den Roſen des Jahrs; Und der Vater, er ſelbſt, durch ſanft muthath- mende Muſen Sendet die zaͤrtlichen Wiegengeſaͤnge Dir zu. Ja! noch iſt ſie es ganz! noch ſchwebt vom Haupte zur Sohle, Still herwandelnd, wie ſonſt, mir die Athene- rin vor. Und wie, freundlicher Geiſt! von heiterſinnender Stirne Segnend und ſicher Dein Stral unter die Sterb- lichen faͤllt, So bezeugeſt Du mir's, und ſagſt mir's, daß ich es Andern Wiederſage, denn auch Andere glauben es nicht, Daß unſterblicher doch, denn Sorg' und Zuͤrnen, die Freude Und ein goldener Tag taͤglich am Ende noch iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0142" n="134"/> <div n="2"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Dich nur, Dich erhaͤlt Dein Licht, o Heldin! im</l><lb/> <l>Lichte,</l><lb/> <l>Und Dein Dulden erhaͤlt liebend, o Guͤtige!</l><lb/> <l>Dich;</l><lb/> <l>Und nicht einmal biſt Du allein, Geſpielen genug</l><lb/> <l>ſind,</l><lb/> <l>Wo bluͤheſt und ruhſt unter den Roſen des</l><lb/> <l>Jahrs;</l><lb/> <l>Und der Vater, er ſelbſt, durch ſanft muthath-</l><lb/> <l>mende Muſen</l><lb/> <l>Sendet die zaͤrtlichen Wiegengeſaͤnge Dir zu.</l><lb/> <l>Ja! noch iſt ſie es ganz! noch ſchwebt vom Haupte</l><lb/> <l>zur Sohle,</l><lb/> <l>Still herwandelnd, wie ſonſt, mir die Athene-</l><lb/> <l>rin vor.</l><lb/> <l>Und wie, freundlicher Geiſt! von heiterſinnender</l><lb/> <l>Stirne</l><lb/> <l>Segnend und ſicher Dein Stral unter die Sterb-</l><lb/> <l>lichen faͤllt,</l><lb/> <l>So bezeugeſt Du mir's, und ſagſt mir's, daß ich</l><lb/> <l>es Andern</l><lb/> <l>Wiederſage, denn auch Andere glauben es nicht,</l><lb/> <l>Daß unſterblicher doch, denn Sorg' und Zuͤrnen,</l><lb/> <l>die Freude</l><lb/> <l>Und ein goldener Tag taͤglich am Ende noch iſt.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [134/0142]
8.
Dich nur, Dich erhaͤlt Dein Licht, o Heldin! im
Lichte,
Und Dein Dulden erhaͤlt liebend, o Guͤtige!
Dich;
Und nicht einmal biſt Du allein, Geſpielen genug
ſind,
Wo bluͤheſt und ruhſt unter den Roſen des
Jahrs;
Und der Vater, er ſelbſt, durch ſanft muthath-
mende Muſen
Sendet die zaͤrtlichen Wiegengeſaͤnge Dir zu.
Ja! noch iſt ſie es ganz! noch ſchwebt vom Haupte
zur Sohle,
Still herwandelnd, wie ſonſt, mir die Athene-
rin vor.
Und wie, freundlicher Geiſt! von heiterſinnender
Stirne
Segnend und ſicher Dein Stral unter die Sterb-
lichen faͤllt,
So bezeugeſt Du mir's, und ſagſt mir's, daß ich
es Andern
Wiederſage, denn auch Andere glauben es nicht,
Daß unſterblicher doch, denn Sorg' und Zuͤrnen,
die Freude
Und ein goldener Tag taͤglich am Ende noch iſt.
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/142>, abgerufen am 23.02.2025. |