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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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du denn? Doch dein Capitän hat mir schon von deiner Thorheit gesagt. Bleibe zurück, mein Sohn, du kannst das nicht aushalten; ich will ja, was dir gut thut. -- Herr Oberst, sprach ich, halten zu Gnaden, aber ich muß mit, und sollt' ich den Tod davon haben. -- So befehl ich dir als dein Commandeur, erwiderte er ernst, du sollst zurückbleiben. -- Herr Oberst, gab ich zur Antwort, ich bin traurig, weiß Gott! und ich wollte, ich wäre todt und es wäre aus mit mir, aber ich bin gesund und bei Sinnen: ich will nicht dispensirt sein und bin lieber ungehorsam. Es ist ein Ehrendienst, Herr Oberst. Wenn einem sein Bruder stirbt oder sein Kind, so begleitet man seine Leiche, und es ist so gut wie mein Kind, Ew. Gnaden, ich habe kein anderes, eigenes. Aber das thut gar nichts, er ist auch mein eigen, und da wollt' ich den Herrn Obersten gehorsamst gebeten haben, mich nicht so zu betrüben, daß ich ihn auf seinem letzten Wege nicht begleiten dürfte. Der Herr Oberst sind mir immer ein gnädiger Commandeur gewesen.

Da trat er auf mich zu, legte die Hand auf meine Schulter und sagte: So geh denn, du alter, harter Bursch. Dann wandte er sich ab und ging ins Nebenzimmer. Ich aber machte mich ins Gefängniß, blieb bis zehn Uhr dort und nahm dann die schier sinnlosen Weiber mit mir ins Quartier. Dort haben wir die Nacht ohne Schlaf gesessen; ich hatte meine Trommel zu dämpfen.

du denn? Doch dein Capitän hat mir schon von deiner Thorheit gesagt. Bleibe zurück, mein Sohn, du kannst das nicht aushalten; ich will ja, was dir gut thut. — Herr Oberst, sprach ich, halten zu Gnaden, aber ich muß mit, und sollt' ich den Tod davon haben. — So befehl ich dir als dein Commandeur, erwiderte er ernst, du sollst zurückbleiben. — Herr Oberst, gab ich zur Antwort, ich bin traurig, weiß Gott! und ich wollte, ich wäre todt und es wäre aus mit mir, aber ich bin gesund und bei Sinnen: ich will nicht dispensirt sein und bin lieber ungehorsam. Es ist ein Ehrendienst, Herr Oberst. Wenn einem sein Bruder stirbt oder sein Kind, so begleitet man seine Leiche, und es ist so gut wie mein Kind, Ew. Gnaden, ich habe kein anderes, eigenes. Aber das thut gar nichts, er ist auch mein eigen, und da wollt' ich den Herrn Obersten gehorsamst gebeten haben, mich nicht so zu betrüben, daß ich ihn auf seinem letzten Wege nicht begleiten dürfte. Der Herr Oberst sind mir immer ein gnädiger Commandeur gewesen.

Da trat er auf mich zu, legte die Hand auf meine Schulter und sagte: So geh denn, du alter, harter Bursch. Dann wandte er sich ab und ging ins Nebenzimmer. Ich aber machte mich ins Gefängniß, blieb bis zehn Uhr dort und nahm dann die schier sinnlosen Weiber mit mir ins Quartier. Dort haben wir die Nacht ohne Schlaf gesessen; ich hatte meine Trommel zu dämpfen.

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[0063] du denn? Doch dein Capitän hat mir schon von deiner Thorheit gesagt. Bleibe zurück, mein Sohn, du kannst das nicht aushalten; ich will ja, was dir gut thut. — Herr Oberst, sprach ich, halten zu Gnaden, aber ich muß mit, und sollt' ich den Tod davon haben. — So befehl ich dir als dein Commandeur, erwiderte er ernst, du sollst zurückbleiben. — Herr Oberst, gab ich zur Antwort, ich bin traurig, weiß Gott! und ich wollte, ich wäre todt und es wäre aus mit mir, aber ich bin gesund und bei Sinnen: ich will nicht dispensirt sein und bin lieber ungehorsam. Es ist ein Ehrendienst, Herr Oberst. Wenn einem sein Bruder stirbt oder sein Kind, so begleitet man seine Leiche, und es ist so gut wie mein Kind, Ew. Gnaden, ich habe kein anderes, eigenes. Aber das thut gar nichts, er ist auch mein eigen, und da wollt' ich den Herrn Obersten gehorsamst gebeten haben, mich nicht so zu betrüben, daß ich ihn auf seinem letzten Wege nicht begleiten dürfte. Der Herr Oberst sind mir immer ein gnädiger Commandeur gewesen. Da trat er auf mich zu, legte die Hand auf meine Schulter und sagte: So geh denn, du alter, harter Bursch. Dann wandte er sich ab und ging ins Nebenzimmer. Ich aber machte mich ins Gefängniß, blieb bis zehn Uhr dort und nahm dann die schier sinnlosen Weiber mit mir ins Quartier. Dort haben wir die Nacht ohne Schlaf gesessen; ich hatte meine Trommel zu dämpfen.

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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/63>, abgerufen am 24.11.2024.