Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.sogleich wieder weiter müsse, so horten sie auch schon die Schläge an der Thür, die der Bursch zum Glück noch ins Schloß geworfen. Am Morgen schon war der Courier angelangt, den man ihm von hier nachgesendet. Das Haus war bewacht, den Hereinschleichenden hatten trotz des Dunkels zwanzig Augen gesehen. Da sind sie! schreit seine Mutter. Aufs Eis! aufs Eis! ruft die Marie und schleppt ihn fast zum Hinterfenster. Allein dort stehen Wachen. Sie stürzen nach der Seite, wo der kleine Hof zwischen diesem und dem Nachbarshause gegen Straße und Garten von hoher Bretterwand umschlossen ist; da steigen die Soldaten eben herüber. Sie eilen in den verborgenen Raum, wo der Jan die Schmugglerwaaren aufstellte; da bricht die Thür unter den Stößen, und ein ganzer Haufe quillt herein, voran der Capitän der Compagnie. Ich fliehe nicht! schreit Rolof, stößt die aufkreischenden Weiber zurück und reißt des Jan doppelläufige Büchse von der Wand, an den Kopf. Zurück, oder ihr seid des Todes! -- Herunter mit der Büchse! ruft der Capitän vorspringend; ich bin dein Vorgesetzter, du Hund, und befehle dir dich zu ergeben! -- Nein! ruft ihm der Junge entgegen und drückt ab; der eine Schuß trifft den Offizier ins Herz, der andere wirft einen Soldaten nieder. Sie prallen zurück, sie lassen ihm Zeit die Büchse hinzuwerfen, den schweren Schiffssäbel und eine Pistole von den Nägeln zu reißen. Schießend und hauend fährt er auf sie, in sie hinein, sogleich wieder weiter müsse, so horten sie auch schon die Schläge an der Thür, die der Bursch zum Glück noch ins Schloß geworfen. Am Morgen schon war der Courier angelangt, den man ihm von hier nachgesendet. Das Haus war bewacht, den Hereinschleichenden hatten trotz des Dunkels zwanzig Augen gesehen. Da sind sie! schreit seine Mutter. Aufs Eis! aufs Eis! ruft die Marie und schleppt ihn fast zum Hinterfenster. Allein dort stehen Wachen. Sie stürzen nach der Seite, wo der kleine Hof zwischen diesem und dem Nachbarshause gegen Straße und Garten von hoher Bretterwand umschlossen ist; da steigen die Soldaten eben herüber. Sie eilen in den verborgenen Raum, wo der Jan die Schmugglerwaaren aufstellte; da bricht die Thür unter den Stößen, und ein ganzer Haufe quillt herein, voran der Capitän der Compagnie. Ich fliehe nicht! schreit Rolof, stößt die aufkreischenden Weiber zurück und reißt des Jan doppelläufige Büchse von der Wand, an den Kopf. Zurück, oder ihr seid des Todes! — Herunter mit der Büchse! ruft der Capitän vorspringend; ich bin dein Vorgesetzter, du Hund, und befehle dir dich zu ergeben! — Nein! ruft ihm der Junge entgegen und drückt ab; der eine Schuß trifft den Offizier ins Herz, der andere wirft einen Soldaten nieder. Sie prallen zurück, sie lassen ihm Zeit die Büchse hinzuwerfen, den schweren Schiffssäbel und eine Pistole von den Nägeln zu reißen. Schießend und hauend fährt er auf sie, in sie hinein, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0053"/> sogleich wieder weiter müsse, so horten sie auch schon die Schläge an der Thür, die der Bursch zum Glück noch ins Schloß geworfen. Am Morgen schon war der Courier angelangt, den man ihm von hier nachgesendet. Das Haus war bewacht, den Hereinschleichenden hatten trotz des Dunkels zwanzig Augen gesehen. Da sind sie! schreit seine Mutter. Aufs Eis! aufs Eis! ruft die Marie und schleppt ihn fast zum Hinterfenster. Allein dort stehen Wachen. Sie stürzen nach der Seite, wo der kleine Hof zwischen diesem und dem Nachbarshause gegen Straße und Garten von hoher Bretterwand umschlossen ist; da steigen die Soldaten eben herüber. Sie eilen in den verborgenen Raum, wo der Jan die Schmugglerwaaren aufstellte; da bricht die Thür unter den Stößen, und ein ganzer Haufe quillt herein, voran der Capitän der Compagnie.</p><lb/> <p>Ich fliehe nicht! schreit Rolof, stößt die aufkreischenden Weiber zurück und reißt des Jan doppelläufige Büchse von der Wand, an den Kopf. Zurück, oder ihr seid des Todes! — Herunter mit der Büchse! ruft der Capitän vorspringend; ich bin dein Vorgesetzter, du Hund, und befehle dir dich zu ergeben! — Nein! ruft ihm der Junge entgegen und drückt ab; der eine Schuß trifft den Offizier ins Herz, der andere wirft einen Soldaten nieder. Sie prallen zurück, sie lassen ihm Zeit die Büchse hinzuwerfen, den schweren Schiffssäbel und eine Pistole von den Nägeln zu reißen. Schießend und hauend fährt er auf sie, in sie hinein,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
sogleich wieder weiter müsse, so horten sie auch schon die Schläge an der Thür, die der Bursch zum Glück noch ins Schloß geworfen. Am Morgen schon war der Courier angelangt, den man ihm von hier nachgesendet. Das Haus war bewacht, den Hereinschleichenden hatten trotz des Dunkels zwanzig Augen gesehen. Da sind sie! schreit seine Mutter. Aufs Eis! aufs Eis! ruft die Marie und schleppt ihn fast zum Hinterfenster. Allein dort stehen Wachen. Sie stürzen nach der Seite, wo der kleine Hof zwischen diesem und dem Nachbarshause gegen Straße und Garten von hoher Bretterwand umschlossen ist; da steigen die Soldaten eben herüber. Sie eilen in den verborgenen Raum, wo der Jan die Schmugglerwaaren aufstellte; da bricht die Thür unter den Stößen, und ein ganzer Haufe quillt herein, voran der Capitän der Compagnie.
Ich fliehe nicht! schreit Rolof, stößt die aufkreischenden Weiber zurück und reißt des Jan doppelläufige Büchse von der Wand, an den Kopf. Zurück, oder ihr seid des Todes! — Herunter mit der Büchse! ruft der Capitän vorspringend; ich bin dein Vorgesetzter, du Hund, und befehle dir dich zu ergeben! — Nein! ruft ihm der Junge entgegen und drückt ab; der eine Schuß trifft den Offizier ins Herz, der andere wirft einen Soldaten nieder. Sie prallen zurück, sie lassen ihm Zeit die Büchse hinzuwerfen, den schweren Schiffssäbel und eine Pistole von den Nägeln zu reißen. Schießend und hauend fährt er auf sie, in sie hinein,
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Zitationshilfe: | Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/53>, abgerufen am 16.02.2025. |