Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.brachte mir den Bescheid, es sei Alles in Ordnung und ich möge ihn jetzt nach der Wache zurückbringen. Unterwegs sagte er: Es ist vorbei, Ohm, ich trete also in Dienst. -- Das waren seine einzigen Worte, und ich erfuhr weiter nichts, mochte ihn auch nicht fragen. Am Nachmittag kam er aus dem Arrest, ward meiner Compagnie zugetheilt, am andern Morgen eingekleidet, am Tage darauf mußte er schwören, und vom nächsten Montag an exercirte er mit den andern Rekruten. So war die Geschichte denn wie hundert andere, nur mit einem andern Anfang, der freilich nur Wenigen bekannt war; daher ward auch nicht viel davon geredet, und nur unser Major hatte den ersten Mittag auf der Parade gemeint, man mache so viel Umstände mit dem Racker, als ob's ein Junker und nicht eben nur ein Racker wäre. Nun, das war so seine Art, und ich nahm's ihm weiter nicht übel, durft' es auch nicht einmal. Es begann nun eine Zeit, von der ich nur wenig zu sagen weiß. Sie verfloß, wie sie immer bei gewöhnlichem, wenn auch strengem Dienst vergeht, in den täglichen Uebungen, Sorgen und Unterhaltungen. Mit dem Rolof ging es ganz gut. Ich hatte, wie ihr euch denken könnt, mit seinen nähern Vorgesetzten, dem Feldwebel, den Unteroffizieren und Corporalen ein Wort gesprochen, und die Folge davon war, daß sie ihn zwar recht tüchtig, aber doch weniger rauh vornahmen, als es sonst zu der Zeit bei unsern Rekruten brachte mir den Bescheid, es sei Alles in Ordnung und ich möge ihn jetzt nach der Wache zurückbringen. Unterwegs sagte er: Es ist vorbei, Ohm, ich trete also in Dienst. — Das waren seine einzigen Worte, und ich erfuhr weiter nichts, mochte ihn auch nicht fragen. Am Nachmittag kam er aus dem Arrest, ward meiner Compagnie zugetheilt, am andern Morgen eingekleidet, am Tage darauf mußte er schwören, und vom nächsten Montag an exercirte er mit den andern Rekruten. So war die Geschichte denn wie hundert andere, nur mit einem andern Anfang, der freilich nur Wenigen bekannt war; daher ward auch nicht viel davon geredet, und nur unser Major hatte den ersten Mittag auf der Parade gemeint, man mache so viel Umstände mit dem Racker, als ob's ein Junker und nicht eben nur ein Racker wäre. Nun, das war so seine Art, und ich nahm's ihm weiter nicht übel, durft' es auch nicht einmal. Es begann nun eine Zeit, von der ich nur wenig zu sagen weiß. Sie verfloß, wie sie immer bei gewöhnlichem, wenn auch strengem Dienst vergeht, in den täglichen Uebungen, Sorgen und Unterhaltungen. Mit dem Rolof ging es ganz gut. Ich hatte, wie ihr euch denken könnt, mit seinen nähern Vorgesetzten, dem Feldwebel, den Unteroffizieren und Corporalen ein Wort gesprochen, und die Folge davon war, daß sie ihn zwar recht tüchtig, aber doch weniger rauh vornahmen, als es sonst zu der Zeit bei unsern Rekruten <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0042"/> brachte mir den Bescheid, es sei Alles in Ordnung und ich möge ihn jetzt nach der Wache zurückbringen. Unterwegs sagte er: Es ist vorbei, Ohm, ich trete also in Dienst. — Das waren seine einzigen Worte, und ich erfuhr weiter nichts, mochte ihn auch nicht fragen. Am Nachmittag kam er aus dem Arrest, ward meiner Compagnie zugetheilt, am andern Morgen eingekleidet, am Tage darauf mußte er schwören, und vom nächsten Montag an exercirte er mit den andern Rekruten. So war die Geschichte denn wie hundert andere, nur mit einem andern Anfang, der freilich nur Wenigen bekannt war; daher ward auch nicht viel davon geredet, und nur unser Major hatte den ersten Mittag auf der Parade gemeint, man mache so viel Umstände mit dem Racker, als ob's ein Junker und nicht eben nur ein Racker wäre. Nun, das war so seine Art, und ich nahm's ihm weiter nicht übel, durft' es auch nicht einmal.</p><lb/> <p>Es begann nun eine Zeit, von der ich nur wenig zu sagen weiß. Sie verfloß, wie sie immer bei gewöhnlichem, wenn auch strengem Dienst vergeht, in den täglichen Uebungen, Sorgen und Unterhaltungen. Mit dem Rolof ging es ganz gut. Ich hatte, wie ihr euch denken könnt, mit seinen nähern Vorgesetzten, dem Feldwebel, den Unteroffizieren und Corporalen ein Wort gesprochen, und die Folge davon war, daß sie ihn zwar recht tüchtig, aber doch weniger rauh vornahmen, als es sonst zu der Zeit bei unsern Rekruten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0042]
brachte mir den Bescheid, es sei Alles in Ordnung und ich möge ihn jetzt nach der Wache zurückbringen. Unterwegs sagte er: Es ist vorbei, Ohm, ich trete also in Dienst. — Das waren seine einzigen Worte, und ich erfuhr weiter nichts, mochte ihn auch nicht fragen. Am Nachmittag kam er aus dem Arrest, ward meiner Compagnie zugetheilt, am andern Morgen eingekleidet, am Tage darauf mußte er schwören, und vom nächsten Montag an exercirte er mit den andern Rekruten. So war die Geschichte denn wie hundert andere, nur mit einem andern Anfang, der freilich nur Wenigen bekannt war; daher ward auch nicht viel davon geredet, und nur unser Major hatte den ersten Mittag auf der Parade gemeint, man mache so viel Umstände mit dem Racker, als ob's ein Junker und nicht eben nur ein Racker wäre. Nun, das war so seine Art, und ich nahm's ihm weiter nicht übel, durft' es auch nicht einmal.
Es begann nun eine Zeit, von der ich nur wenig zu sagen weiß. Sie verfloß, wie sie immer bei gewöhnlichem, wenn auch strengem Dienst vergeht, in den täglichen Uebungen, Sorgen und Unterhaltungen. Mit dem Rolof ging es ganz gut. Ich hatte, wie ihr euch denken könnt, mit seinen nähern Vorgesetzten, dem Feldwebel, den Unteroffizieren und Corporalen ein Wort gesprochen, und die Folge davon war, daß sie ihn zwar recht tüchtig, aber doch weniger rauh vornahmen, als es sonst zu der Zeit bei unsern Rekruten
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Zitationshilfe: | Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/42>, abgerufen am 16.07.2024. |