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Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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auch hier, und zwar in der Dachkammer, die jetzt die beiden Musketiere inne haben. Mittlerweile wurden wir eifrigst completirt -- die Ruhr kostete uns viele Leute -- Rekruten über Rekruten wurden eingestellt, bekamen fleißig ihre Hiebe, um desto schneller adrett zu werden, und Alles ging sauber vorwärts. Der Major war einer von der alten Sorte, hochmüthig wie der Teufel und scharf wie eine neue Striegel. Der ließ uns exerciren und den Dienst üben Tag für Tag, spät und früh, ohne uns zu Athem und Nachdenken kommen zu lassen. Hart war es, ja, aber der Dienst ging auch an der Schnur, wie ich es nie wieder gesehen habe. Und das ist denn doch die Hauptsache.

Eines Morgens hatten wir auch den Dienst geübt, dann den Appell abgehalten, darauf sah ich unsern Major mit dem Obersten, dann mit dem Capitän der fünften -- meiner -- Compagnie reden, und gleich nachher ward ich zu ihm gerufen. Gegen mich war er selten unfreundlich, und diesmal so wenig, als es ihm überhaupt möglich sein mochte. Hör' Er, Bursch, sagte er und zupfte mich gutgelaunt an der linken Seitenlocke. Er ist kein Thier wie die andern, sondern ein verläßlicher adretter Mensch, und wird so den Befehl, den ich Ihm gebe, ausführen. Da sitzt seit gestern Abend ein Kerl im Loch, aus Seinem Ort und kürzlich eingefangen. Die Canaille hat sich dem Dienst entziehen wollen, sich wie ein Bär gewehrt, den Unteroffizier vom Commando beinahe todtgeschlagen, eine Muskete

auch hier, und zwar in der Dachkammer, die jetzt die beiden Musketiere inne haben. Mittlerweile wurden wir eifrigst completirt — die Ruhr kostete uns viele Leute — Rekruten über Rekruten wurden eingestellt, bekamen fleißig ihre Hiebe, um desto schneller adrett zu werden, und Alles ging sauber vorwärts. Der Major war einer von der alten Sorte, hochmüthig wie der Teufel und scharf wie eine neue Striegel. Der ließ uns exerciren und den Dienst üben Tag für Tag, spät und früh, ohne uns zu Athem und Nachdenken kommen zu lassen. Hart war es, ja, aber der Dienst ging auch an der Schnur, wie ich es nie wieder gesehen habe. Und das ist denn doch die Hauptsache.

Eines Morgens hatten wir auch den Dienst geübt, dann den Appell abgehalten, darauf sah ich unsern Major mit dem Obersten, dann mit dem Capitän der fünften — meiner — Compagnie reden, und gleich nachher ward ich zu ihm gerufen. Gegen mich war er selten unfreundlich, und diesmal so wenig, als es ihm überhaupt möglich sein mochte. Hör' Er, Bursch, sagte er und zupfte mich gutgelaunt an der linken Seitenlocke. Er ist kein Thier wie die andern, sondern ein verläßlicher adretter Mensch, und wird so den Befehl, den ich Ihm gebe, ausführen. Da sitzt seit gestern Abend ein Kerl im Loch, aus Seinem Ort und kürzlich eingefangen. Die Canaille hat sich dem Dienst entziehen wollen, sich wie ein Bär gewehrt, den Unteroffizier vom Commando beinahe todtgeschlagen, eine Muskete

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[0024] auch hier, und zwar in der Dachkammer, die jetzt die beiden Musketiere inne haben. Mittlerweile wurden wir eifrigst completirt — die Ruhr kostete uns viele Leute — Rekruten über Rekruten wurden eingestellt, bekamen fleißig ihre Hiebe, um desto schneller adrett zu werden, und Alles ging sauber vorwärts. Der Major war einer von der alten Sorte, hochmüthig wie der Teufel und scharf wie eine neue Striegel. Der ließ uns exerciren und den Dienst üben Tag für Tag, spät und früh, ohne uns zu Athem und Nachdenken kommen zu lassen. Hart war es, ja, aber der Dienst ging auch an der Schnur, wie ich es nie wieder gesehen habe. Und das ist denn doch die Hauptsache. Eines Morgens hatten wir auch den Dienst geübt, dann den Appell abgehalten, darauf sah ich unsern Major mit dem Obersten, dann mit dem Capitän der fünften — meiner — Compagnie reden, und gleich nachher ward ich zu ihm gerufen. Gegen mich war er selten unfreundlich, und diesmal so wenig, als es ihm überhaupt möglich sein mochte. Hör' Er, Bursch, sagte er und zupfte mich gutgelaunt an der linken Seitenlocke. Er ist kein Thier wie die andern, sondern ein verläßlicher adretter Mensch, und wird so den Befehl, den ich Ihm gebe, ausführen. Da sitzt seit gestern Abend ein Kerl im Loch, aus Seinem Ort und kürzlich eingefangen. Die Canaille hat sich dem Dienst entziehen wollen, sich wie ein Bär gewehrt, den Unteroffizier vom Commando beinahe todtgeschlagen, eine Muskete

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:37:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/24>, abgerufen am 24.11.2024.