Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.habe alle Tage meines Lebens keine andere Liebschaft mehr gehabt, als allein ihn, einzig ihn auf der Welt, so weit mich auch mein Fuß getragen und meine Hand den Schlägel gerührt. Aber es war auch ein prächtiger Bursche, und nie und nirgends hat Gottes Sonne einen bessern beschienen. Das sagte der ganze Ort, Haus bei Haus; das war immer das gleiche Wort, die ganze Küste entlang. Es war ein Junge, wie es deren nicht viel gegeben hat in der Welt, und wie unser Herrgott einen ähnlichen nur zur besondern Stunde zu schaffen pflegt. Ich habe nie einen Menschen gekannt, der ihm gleich kam, weder an Tüchtigkeit in seinem Geschäft, noch an Fröhlichkeit und Kühnheit des Herzens, noch an Freundlichkeit des Gemüths. Es war eine gesegnete Natur; was er angriff, das hatte Fug und Schick, was er unternahm, das gelang, was er that, das that er ganz, bis auf's Aeußerste, und Niemand wußte daran zu tadeln Und das kam, mein' ich, weil er zu all seinem Thun und Reden sein volles, wackeres Herz mitbrachte, die reine sichere Ueberzeugung, daß er im Recht sei und gut handle. Wo das der Fall ist, da mag der Mensch immerhin einmal irren, in des Allmächtigen Auge wird seine Schuld immer noch Gnade finden. Ja, ihr hattet ihn sehen sollen, die feste und so schlanke Gestalt mit dem kleinen Kopf auf dem kräftigen Halse, wenn er geschmeidig und flink an den Tauen zu Mast ging; keine Eichkatze kann es schneller; oder habe alle Tage meines Lebens keine andere Liebschaft mehr gehabt, als allein ihn, einzig ihn auf der Welt, so weit mich auch mein Fuß getragen und meine Hand den Schlägel gerührt. Aber es war auch ein prächtiger Bursche, und nie und nirgends hat Gottes Sonne einen bessern beschienen. Das sagte der ganze Ort, Haus bei Haus; das war immer das gleiche Wort, die ganze Küste entlang. Es war ein Junge, wie es deren nicht viel gegeben hat in der Welt, und wie unser Herrgott einen ähnlichen nur zur besondern Stunde zu schaffen pflegt. Ich habe nie einen Menschen gekannt, der ihm gleich kam, weder an Tüchtigkeit in seinem Geschäft, noch an Fröhlichkeit und Kühnheit des Herzens, noch an Freundlichkeit des Gemüths. Es war eine gesegnete Natur; was er angriff, das hatte Fug und Schick, was er unternahm, das gelang, was er that, das that er ganz, bis auf's Aeußerste, und Niemand wußte daran zu tadeln Und das kam, mein' ich, weil er zu all seinem Thun und Reden sein volles, wackeres Herz mitbrachte, die reine sichere Ueberzeugung, daß er im Recht sei und gut handle. Wo das der Fall ist, da mag der Mensch immerhin einmal irren, in des Allmächtigen Auge wird seine Schuld immer noch Gnade finden. Ja, ihr hattet ihn sehen sollen, die feste und so schlanke Gestalt mit dem kleinen Kopf auf dem kräftigen Halse, wenn er geschmeidig und flink an den Tauen zu Mast ging; keine Eichkatze kann es schneller; oder <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0018"/> habe alle Tage meines Lebens keine andere Liebschaft mehr gehabt, als allein ihn, einzig ihn auf der Welt, so weit mich auch mein Fuß getragen und meine Hand den Schlägel gerührt.</p><lb/> <p>Aber es war auch ein prächtiger Bursche, und nie und nirgends hat Gottes Sonne einen bessern beschienen. Das sagte der ganze Ort, Haus bei Haus; das war immer das gleiche Wort, die ganze Küste entlang. Es war ein Junge, wie es deren nicht viel gegeben hat in der Welt, und wie unser Herrgott einen ähnlichen nur zur besondern Stunde zu schaffen pflegt. Ich habe nie einen Menschen gekannt, der ihm gleich kam, weder an Tüchtigkeit in seinem Geschäft, noch an Fröhlichkeit und Kühnheit des Herzens, noch an Freundlichkeit des Gemüths. Es war eine gesegnete Natur; was er angriff, das hatte Fug und Schick, was er unternahm, das gelang, was er that, das that er ganz, bis auf's Aeußerste, und Niemand wußte daran zu tadeln Und das kam, mein' ich, weil er zu all seinem Thun und Reden sein volles, wackeres Herz mitbrachte, die reine sichere Ueberzeugung, daß er im Recht sei und gut handle. Wo das der Fall ist, da mag der Mensch immerhin einmal irren, in des Allmächtigen Auge wird seine Schuld immer noch Gnade finden.</p><lb/> <p>Ja, ihr hattet ihn sehen sollen, die feste und so schlanke Gestalt mit dem kleinen Kopf auf dem kräftigen Halse, wenn er geschmeidig und flink an den Tauen zu Mast ging; keine Eichkatze kann es schneller; oder<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
habe alle Tage meines Lebens keine andere Liebschaft mehr gehabt, als allein ihn, einzig ihn auf der Welt, so weit mich auch mein Fuß getragen und meine Hand den Schlägel gerührt.
Aber es war auch ein prächtiger Bursche, und nie und nirgends hat Gottes Sonne einen bessern beschienen. Das sagte der ganze Ort, Haus bei Haus; das war immer das gleiche Wort, die ganze Küste entlang. Es war ein Junge, wie es deren nicht viel gegeben hat in der Welt, und wie unser Herrgott einen ähnlichen nur zur besondern Stunde zu schaffen pflegt. Ich habe nie einen Menschen gekannt, der ihm gleich kam, weder an Tüchtigkeit in seinem Geschäft, noch an Fröhlichkeit und Kühnheit des Herzens, noch an Freundlichkeit des Gemüths. Es war eine gesegnete Natur; was er angriff, das hatte Fug und Schick, was er unternahm, das gelang, was er that, das that er ganz, bis auf's Aeußerste, und Niemand wußte daran zu tadeln Und das kam, mein' ich, weil er zu all seinem Thun und Reden sein volles, wackeres Herz mitbrachte, die reine sichere Ueberzeugung, daß er im Recht sei und gut handle. Wo das der Fall ist, da mag der Mensch immerhin einmal irren, in des Allmächtigen Auge wird seine Schuld immer noch Gnade finden.
Ja, ihr hattet ihn sehen sollen, die feste und so schlanke Gestalt mit dem kleinen Kopf auf dem kräftigen Halse, wenn er geschmeidig und flink an den Tauen zu Mast ging; keine Eichkatze kann es schneller; oder
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Zitationshilfe: | Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/18>, abgerufen am 16.02.2025. |