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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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großmüthig gefallen ließe als dieser! Er bemit-
leidet die Modeschreiber, und findet in dem
Gefühl seiner eigenen Würde Beruhigung. Es
wird die Zeit kommen, wo diese Schriftsteller ih-
ren Ton umstimmen, wo sie sich von den beiden
Extremen, der zu vieler und zu weniger Ach-
tung gegen diesen Stand, in die goldene Mit-
telstraße zurück ziehen werden.

Sie wundern sich vielleicht daß ich den Ver-
theidiger des geistlichen Standes mache, und
selbst nicht dazu gehöre? -- Seine Nothwen-
digkeit vertheidigt der politische Lauf der Din-
ge hinlänglich, und das Bedürfniß des mensch-
lichen Herzens. Sein Nutzen ist in jener ent-
halten und jeder vernünftige Mann kann ihn an
sich und an seinesgleichen abmessen. Jch habe das
eigenthümliche an mir, daß ich Verdienste schätze,
wo ich sie finde, meine gelbe Brille träge ich
nicht bei mir. Hochachtung gebührt dem, der
sie verdient, und in dem Gefühl einer solchen
Hochachtung für Sie bin ich u. s. w.



großmuͤthig gefallen ließe als dieſer! Er bemit-
leidet die Modeſchreiber, und findet in dem
Gefuͤhl ſeiner eigenen Wuͤrde Beruhigung. Es
wird die Zeit kommen, wo dieſe Schriftſteller ih-
ren Ton umſtimmen, wo ſie ſich von den beiden
Extremen, der zu vieler und zu weniger Ach-
tung gegen dieſen Stand, in die goldene Mit-
telſtraße zuruͤck ziehen werden.

Sie wundern ſich vielleicht daß ich den Ver-
theidiger des geiſtlichen Standes mache, und
ſelbſt nicht dazu gehoͤre? — Seine Nothwen-
digkeit vertheidigt der politiſche Lauf der Din-
ge hinlaͤnglich, und das Beduͤrfniß des menſch-
lichen Herzens. Sein Nutzen iſt in jener ent-
halten und jeder vernuͤnftige Mann kann ihn an
ſich und an ſeinesgleichen abmeſſen. Jch habe das
eigenthuͤmliche an mir, daß ich Verdienſte ſchaͤtze,
wo ich ſie finde, meine gelbe Brille traͤge ich
nicht bei mir. Hochachtung gebuͤhrt dem, der
ſie verdient, und in dem Gefuͤhl einer ſolchen
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[61/0061] großmuͤthig gefallen ließe als dieſer! Er bemit- leidet die Modeſchreiber, und findet in dem Gefuͤhl ſeiner eigenen Wuͤrde Beruhigung. Es wird die Zeit kommen, wo dieſe Schriftſteller ih- ren Ton umſtimmen, wo ſie ſich von den beiden Extremen, der zu vieler und zu weniger Ach- tung gegen dieſen Stand, in die goldene Mit- telſtraße zuruͤck ziehen werden. Sie wundern ſich vielleicht daß ich den Ver- theidiger des geiſtlichen Standes mache, und ſelbſt nicht dazu gehoͤre? — Seine Nothwen- digkeit vertheidigt der politiſche Lauf der Din- ge hinlaͤnglich, und das Beduͤrfniß des menſch- lichen Herzens. Sein Nutzen iſt in jener ent- halten und jeder vernuͤnftige Mann kann ihn an ſich und an ſeinesgleichen abmeſſen. Jch habe das eigenthuͤmliche an mir, daß ich Verdienſte ſchaͤtze, wo ich ſie finde, meine gelbe Brille traͤge ich nicht bei mir. Hochachtung gebuͤhrt dem, der ſie verdient, und in dem Gefuͤhl einer ſolchen Hochachtung fuͤr Sie bin ich u. ſ. w.

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/61>, abgerufen am 27.11.2024.