Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.ten Jahrhundert sind gewiß sehr verschieden von Jn den Sitten der Ritter herrscht keine ten Jahrhundert ſind gewiß ſehr verſchieden von Jn den Sitten der Ritter herrſcht keine <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="47"/> ten Jahrhundert ſind gewiß ſehr verſchieden von<lb/> denen des vierzehnten, unſere Autoren aber<lb/> ſchmeiſſen alles in einen Haufen. Enthielten<lb/> dieſe Geſchichten treue Sittengemaͤhlde ihrer Zei-<lb/> ten; ſo wuͤrde eine Sammlung derſelben, aus<lb/> mehreren Jahrhunderten ſehr viel Jntereſſe ha-<lb/> ben, ſie wuͤrde eine reiche Quelle des Nutzens<lb/> und des Vergnuͤgens ſeyn. Aber athmet ein<lb/> ſolcher Geiſt in denen, die wir jetzt haben? Man<lb/> kleidet wol gar unſere Sitten in jenes alte Ge-<lb/> wand, und ſtellt ſie ſo aus.</p><lb/> <p>Jn den Sitten der Ritter herrſcht keine<lb/> Uebereinſtimmung, ſondern es liegt darin ein<lb/> Chaos von phyſiſcher und moraliſcher Groͤße,<lb/> daß man ſich nur mit Muͤhe durch finden kann.<lb/> Der Charakter des Menſchen iſt die innere Quel-<lb/> le ſeiner aͤußern freien Handlungen; aus ſeinem<lb/> Einfluß auf dieſe entſteht eine gewiße Uereinſtim-<lb/> mung in denſelben, und dies uͤbereinſtimmende<lb/> nennen wir eben die Sitten; aus ihnen wird er<lb/> wiederum erkannt. Dies iſt die Norm bei der<lb/> Beurtheilung ſo wol des politiſchen als privat<lb/> Charakters einzelner Menſchen, und ganzer Voͤl-<lb/> ker in jedem Jahrhunderte. Die Zeit und die<lb/> ſich darin nothwendig vermehrenden Beduͤrfniße,<lb/> Clima, politiſche Verhaͤltniße, Religionsbegriffe,<lb/> bringen Veraͤnderungen in den Sitten, Denk-<lb/> und Handlungsart, der Menſchen hervor. Hier-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0047]
ten Jahrhundert ſind gewiß ſehr verſchieden von
denen des vierzehnten, unſere Autoren aber
ſchmeiſſen alles in einen Haufen. Enthielten
dieſe Geſchichten treue Sittengemaͤhlde ihrer Zei-
ten; ſo wuͤrde eine Sammlung derſelben, aus
mehreren Jahrhunderten ſehr viel Jntereſſe ha-
ben, ſie wuͤrde eine reiche Quelle des Nutzens
und des Vergnuͤgens ſeyn. Aber athmet ein
ſolcher Geiſt in denen, die wir jetzt haben? Man
kleidet wol gar unſere Sitten in jenes alte Ge-
wand, und ſtellt ſie ſo aus.
Jn den Sitten der Ritter herrſcht keine
Uebereinſtimmung, ſondern es liegt darin ein
Chaos von phyſiſcher und moraliſcher Groͤße,
daß man ſich nur mit Muͤhe durch finden kann.
Der Charakter des Menſchen iſt die innere Quel-
le ſeiner aͤußern freien Handlungen; aus ſeinem
Einfluß auf dieſe entſteht eine gewiße Uereinſtim-
mung in denſelben, und dies uͤbereinſtimmende
nennen wir eben die Sitten; aus ihnen wird er
wiederum erkannt. Dies iſt die Norm bei der
Beurtheilung ſo wol des politiſchen als privat
Charakters einzelner Menſchen, und ganzer Voͤl-
ker in jedem Jahrhunderte. Die Zeit und die
ſich darin nothwendig vermehrenden Beduͤrfniße,
Clima, politiſche Verhaͤltniße, Religionsbegriffe,
bringen Veraͤnderungen in den Sitten, Denk-
und Handlungsart, der Menſchen hervor. Hier-
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