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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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Sie werden mir gewiß einwenden, daß ich
dieser Art der Lektüre einen zu großen Einfluß
zutraue; ich fürchte diesen Einwurf nicht, viel-
mehr zähle ich dreist dieselbe zu den Ursachen
der Verstimmungen der Empfindungen,
besonders der Empfindungen der Frauen-
zimmer.
Mehrere Gründe dieser Behauptung
werden Sie in meinen folgenden Briefen fin-
den. -- Daß Sie schon anfangen, mit mir ein-
stimmig hierin zu denken, darf ich beinahe mit
Gewißheit aus Jhrem letzten Briefe schließen.
Sie haben also das Buch: über Geisternähe
und Geisterwirkung
u. s. w. gelesen? Jch ver-
zeihe Jhnen diese Neugier sehr gern, denn ich
habe es selbst, wie Sie wissen, gelesen. Sie
wagen sich noch nicht in das Geisterfach, wo
man so leicht abglitschen kann, und wollen also
meine Meinung darüber hören; ich hätte die
Jhrige lieber zuerst gehört, wenn es Jhnen ge-
fallen hätte, sie mir mitzutheilen.

Jch kann mir von diesem Buche noch keine
richtige Jdee machen, weil ich nicht auffinden
kann, was der Verfasser eigentlich darin hat
beweisen wollen, bewiesen hat er nichts, und
konnte es auch nicht. Will man beweisen, daß
Hypothesen, Hypothesen sind? so lange sie das
sind, können sie nie als ausgemachte Wahrheit
gelten. Es gibt viele Dinge, die den Menschen

Sie werden mir gewiß einwenden, daß ich
dieſer Art der Lektuͤre einen zu großen Einfluß
zutraue; ich fuͤrchte dieſen Einwurf nicht, viel-
mehr zaͤhle ich dreiſt dieſelbe zu den Urſachen
der Verſtimmungen der Empfindungen,
beſonders der Empfindungen der Frauen-
zimmer.
Mehrere Gruͤnde dieſer Behauptung
werden Sie in meinen folgenden Briefen fin-
den. — Daß Sie ſchon anfangen, mit mir ein-
ſtimmig hierin zu denken, darf ich beinahe mit
Gewißheit aus Jhrem letzten Briefe ſchließen.
Sie haben alſo das Buch: uͤber Geiſternaͤhe
und Geiſterwirkung
u. ſ. w. geleſen? Jch ver-
zeihe Jhnen dieſe Neugier ſehr gern, denn ich
habe es ſelbſt, wie Sie wiſſen, geleſen. Sie
wagen ſich noch nicht in das Geiſterfach, wo
man ſo leicht abglitſchen kann, und wollen alſo
meine Meinung daruͤber hoͤren; ich haͤtte die
Jhrige lieber zuerſt gehoͤrt, wenn es Jhnen ge-
fallen haͤtte, ſie mir mitzutheilen.

Jch kann mir von dieſem Buche noch keine
richtige Jdee machen, weil ich nicht auffinden
kann, was der Verfaſſer eigentlich darin hat
beweiſen wollen, bewieſen hat er nichts, und
konnte es auch nicht. Will man beweiſen, daß
Hypotheſen, Hypotheſen ſind? ſo lange ſie das
ſind, koͤnnen ſie nie als ausgemachte Wahrheit
gelten. Es gibt viele Dinge, die den Menſchen

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[31/0031] Sie werden mir gewiß einwenden, daß ich dieſer Art der Lektuͤre einen zu großen Einfluß zutraue; ich fuͤrchte dieſen Einwurf nicht, viel- mehr zaͤhle ich dreiſt dieſelbe zu den Urſachen der Verſtimmungen der Empfindungen, beſonders der Empfindungen der Frauen- zimmer. Mehrere Gruͤnde dieſer Behauptung werden Sie in meinen folgenden Briefen fin- den. — Daß Sie ſchon anfangen, mit mir ein- ſtimmig hierin zu denken, darf ich beinahe mit Gewißheit aus Jhrem letzten Briefe ſchließen. Sie haben alſo das Buch: uͤber Geiſternaͤhe und Geiſterwirkung u. ſ. w. geleſen? Jch ver- zeihe Jhnen dieſe Neugier ſehr gern, denn ich habe es ſelbſt, wie Sie wiſſen, geleſen. Sie wagen ſich noch nicht in das Geiſterfach, wo man ſo leicht abglitſchen kann, und wollen alſo meine Meinung daruͤber hoͤren; ich haͤtte die Jhrige lieber zuerſt gehoͤrt, wenn es Jhnen ge- fallen haͤtte, ſie mir mitzutheilen. Jch kann mir von dieſem Buche noch keine richtige Jdee machen, weil ich nicht auffinden kann, was der Verfaſſer eigentlich darin hat beweiſen wollen, bewieſen hat er nichts, und konnte es auch nicht. Will man beweiſen, daß Hypotheſen, Hypotheſen ſind? ſo lange ſie das ſind, koͤnnen ſie nie als ausgemachte Wahrheit gelten. Es gibt viele Dinge, die den Menſchen

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/31>, abgerufen am 27.11.2024.