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Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

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Jch erfülle Heute mein Versprechen, das
ich in meinem lezten Briefe gethan habe. Die
Munterkeit, die unsere mündlichen Unterredun-
gen würzte, werden Sie freilich hier vermißen,
dafür wird Sie aber der ununterbrochene Fort-
gang meiner Gedanken schadlos halten. Jhre
Bemerkungen können Sie am Rande machen,
und sie mir bei Gelegenheit mittheilen. Sie
wissen daß ich nie meine Behauptungen für
untrüglich ausgebe, sondern sie selbst gern auf-
gebe, wenn ich meinen Jrthum einsehe.

Was ich von dieser Art der Modelektüre
denke? nicht viel gutes. Jch halte solche Gei-
sterbücher und Geistergeschichten für Satiren
auf den gesunden Menschenverstand. Sie wer-
den dies vielleicht zu hart finden; vergessen Sie
aber einmal den Ausgang des achtzehnten Jahr-
hunderts, und setzen Sie sich in Gedanken
hundert Jahre weiter hinaus; lesen Sie dann
den Wust dieser Schriften, und ich wette dar-
auf, Sie werden Mitleid mit den armen Vor-
fahren haben, sie bedauren daß ihr Verstand so
weit zurücke war. Sie würden nämlich nicht
wissen ob man solche Bücher im Ernst oder
im Spaße schrieb und las. Würden Sie dann


Jch erfuͤlle Heute mein Verſprechen, das
ich in meinem lezten Briefe gethan habe. Die
Munterkeit, die unſere muͤndlichen Unterredun-
gen wuͤrzte, werden Sie freilich hier vermißen,
dafuͤr wird Sie aber der ununterbrochene Fort-
gang meiner Gedanken ſchadlos halten. Jhre
Bemerkungen koͤnnen Sie am Rande machen,
und ſie mir bei Gelegenheit mittheilen. Sie
wiſſen daß ich nie meine Behauptungen fuͤr
untruͤglich ausgebe, ſondern ſie ſelbſt gern auf-
gebe, wenn ich meinen Jrthum einſehe.

Was ich von dieſer Art der Modelektuͤre
denke? nicht viel gutes. Jch halte ſolche Gei-
ſterbuͤcher und Geiſtergeſchichten fuͤr Satiren
auf den geſunden Menſchenverſtand. Sie wer-
den dies vielleicht zu hart finden; vergeſſen Sie
aber einmal den Ausgang des achtzehnten Jahr-
hunderts, und ſetzen Sie ſich in Gedanken
hundert Jahre weiter hinaus; leſen Sie dann
den Wuſt dieſer Schriften, und ich wette dar-
auf, Sie werden Mitleid mit den armen Vor-
fahren haben, ſie bedauren daß ihr Verſtand ſo
weit zuruͤcke war. Sie wuͤrden naͤmlich nicht
wiſſen ob man ſolche Buͤcher im Ernſt oder
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[23/0023] Am 27ſten des Novembers. Jch erfuͤlle Heute mein Verſprechen, das ich in meinem lezten Briefe gethan habe. Die Munterkeit, die unſere muͤndlichen Unterredun- gen wuͤrzte, werden Sie freilich hier vermißen, dafuͤr wird Sie aber der ununterbrochene Fort- gang meiner Gedanken ſchadlos halten. Jhre Bemerkungen koͤnnen Sie am Rande machen, und ſie mir bei Gelegenheit mittheilen. Sie wiſſen daß ich nie meine Behauptungen fuͤr untruͤglich ausgebe, ſondern ſie ſelbſt gern auf- gebe, wenn ich meinen Jrthum einſehe. Was ich von dieſer Art der Modelektuͤre denke? nicht viel gutes. Jch halte ſolche Gei- ſterbuͤcher und Geiſtergeſchichten fuͤr Satiren auf den geſunden Menſchenverſtand. Sie wer- den dies vielleicht zu hart finden; vergeſſen Sie aber einmal den Ausgang des achtzehnten Jahr- hunderts, und ſetzen Sie ſich in Gedanken hundert Jahre weiter hinaus; leſen Sie dann den Wuſt dieſer Schriften, und ich wette dar- auf, Sie werden Mitleid mit den armen Vor- fahren haben, ſie bedauren daß ihr Verſtand ſo weit zuruͤcke war. Sie wuͤrden naͤmlich nicht wiſſen ob man ſolche Buͤcher im Ernſt oder im Spaße ſchrieb und las. Wuͤrden Sie dann

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Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/23>, abgerufen am 27.11.2024.