Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht gut mischen kann, es doch aber
Pflicht ist dies Uebel, wo nicht zu ver-
bannen, doch einzuschränken: so würde
ein Vorschlag, alle Lesegesellschaften um-
zuschaffen, hier wol nicht am unrechten
Orte stehen. Es gibt ja |wol in |jeder
Stadt einige Männer denen das Wohl
ihrer Mitbürger, und das Wohl des Va-
terlandes am Herzen liegt, die mit Ein
sicht und Geschmack die Lektüre anordnen
können, damit sie nicht einer Trödelbude
gleicht, wo alles durch einander hängt.
Wie wäre es, wenn solche Männer die
Aufsicht über die Lesegesellschaften über-
nähmen? Wie viel Gutes könnte daraus
entstehen, wie viel für die Moralität ge-
wonnen, wie sehr selbst die geselligen
Freuden erhöhet werden, wenn die Leser
nicht mehr so sehr dem Zufall überlassen

nicht gut miſchen kann, es doch aber
Pflicht iſt dies Uebel, wo nicht zu ver-
bannen, doch einzuſchraͤnken: ſo wuͤrde
ein Vorſchlag, alle Leſegeſellſchaften um-
zuſchaffen, hier wol nicht am unrechten
Orte ſtehen. Es gibt ja |wol in |jeder
Stadt einige Maͤnner denen das Wohl
ihrer Mitbuͤrger, und das Wohl des Va-
terlandes am Herzen liegt, die mit Ein
ſicht und Geſchmack die Lektuͤre anordnen
koͤnnen, damit ſie nicht einer Troͤdelbude
gleicht, wo alles durch einander haͤngt.
Wie waͤre es, wenn ſolche Maͤnner die
Aufſicht uͤber die Leſegeſellſchaften uͤber-
naͤhmen? Wie viel Gutes koͤnnte daraus
entſtehen, wie viel fuͤr die Moralitaͤt ge-
wonnen, wie ſehr ſelbſt die geſelligen
Freuden erhoͤhet werden, wenn die Leſer
nicht mehr ſo ſehr dem Zufall uͤberlaſſen

<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0146" n="146"/>
nicht gut mi&#x017F;chen kann, es doch aber<lb/>
Pflicht i&#x017F;t dies Uebel, wo nicht zu ver-<lb/>
bannen, doch einzu&#x017F;chra&#x0364;nken: &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
ein Vor&#x017F;chlag, alle Le&#x017F;ege&#x017F;ell&#x017F;chaften um-<lb/>
zu&#x017F;chaffen, hier wol nicht am unrechten<lb/>
Orte &#x017F;tehen. Es gibt ja |wol in |jeder<lb/>
Stadt einige Ma&#x0364;nner denen das Wohl<lb/>
ihrer Mitbu&#x0364;rger, und das Wohl des Va-<lb/>
terlandes am Herzen liegt, die mit Ein<lb/>
&#x017F;icht und Ge&#x017F;chmack die Lektu&#x0364;re anordnen<lb/>
ko&#x0364;nnen, damit &#x017F;ie nicht einer Tro&#x0364;delbude<lb/>
gleicht, wo alles durch einander ha&#x0364;ngt.<lb/>
Wie wa&#x0364;re es, wenn &#x017F;olche Ma&#x0364;nner die<lb/>
Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber die Le&#x017F;ege&#x017F;ell&#x017F;chaften u&#x0364;ber-<lb/>
na&#x0364;hmen? Wie viel Gutes ko&#x0364;nnte daraus<lb/>
ent&#x017F;tehen, wie viel fu&#x0364;r die Moralita&#x0364;t ge-<lb/>
wonnen, wie &#x017F;ehr &#x017F;elb&#x017F;t die ge&#x017F;elligen<lb/>
Freuden erho&#x0364;het werden, wenn die Le&#x017F;er<lb/>
nicht mehr &#x017F;o &#x017F;ehr dem Zufall u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[146/0146] nicht gut miſchen kann, es doch aber Pflicht iſt dies Uebel, wo nicht zu ver- bannen, doch einzuſchraͤnken: ſo wuͤrde ein Vorſchlag, alle Leſegeſellſchaften um- zuſchaffen, hier wol nicht am unrechten Orte ſtehen. Es gibt ja |wol in |jeder Stadt einige Maͤnner denen das Wohl ihrer Mitbuͤrger, und das Wohl des Va- terlandes am Herzen liegt, die mit Ein ſicht und Geſchmack die Lektuͤre anordnen koͤnnen, damit ſie nicht einer Troͤdelbude gleicht, wo alles durch einander haͤngt. Wie waͤre es, wenn ſolche Maͤnner die Aufſicht uͤber die Leſegeſellſchaften uͤber- naͤhmen? Wie viel Gutes koͤnnte daraus entſtehen, wie viel fuͤr die Moralitaͤt ge- wonnen, wie ſehr ſelbſt die geſelligen Freuden erhoͤhet werden, wenn die Leſer nicht mehr ſo ſehr dem Zufall uͤberlaſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/146
Zitationshilfe: Johann Gottfried, Hoche: Vertraute Briefe über die jetzige abentheuerliche Lesesucht. Hannover, 1794, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoche_lesesucht_1794/146>, abgerufen am 27.11.2024.