Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Siebenter Abschnitt. Gärten, deren Charakter hundert. In der Bibliothek herrscht ebenfalls dieser gothische Geschmack; die Bü-cherschränke gleichen den heiligen Schreinen der alten Kirchen, und das schöne Schnitz- werk stimmt vollkommen mit der Zeit überein, woraus es geborgt ist. Die Tische, die Stühle, das ganze Hausgeräth, die alten bemalten Glasscheiben scheinen wirklich aus den vorigen Jahrhunderten zu seyn; alles ist mit einer sehr klugen Wahl und mit einer genauen Beobachtung des Kostums ausgeführt, ohne bey unserm veränderten Geschmack anstößig zu seyn. -- Einzelne Werke in diesem Styl fallen als glückliche Nachahmungen auf, und überraschen durch den seltsamen oder auch ungewöhnlichen Geschmack, der darinn erscheint. Allein es ist eben nicht zu wünschen, daß Landhäuser in Klostergestalt durch die Mode allgemein werden. Sie geben indessen zur Wieder- anwendung der gothischen Architektur eine seltene Veranlassung. *) Gebäude dieser Art sollten auch nur mit Gärten im Klosterstyl verbunden werden. [Abbildung]
IV. Gärten *) [Spaltenumbruch]
Einige Architekturwerke, vornehm-
lich der Engländer, beschäftigen sich be- [Spaltenumbruch] sonders, den gothischen Geschmack in Ge- bäuden zu zeigen. Dahin gehört, was zuvörderst Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter hundert. In der Bibliothek herrſcht ebenfalls dieſer gothiſche Geſchmack; die Buͤ-cherſchraͤnke gleichen den heiligen Schreinen der alten Kirchen, und das ſchoͤne Schnitz- werk ſtimmt vollkommen mit der Zeit uͤberein, woraus es geborgt iſt. Die Tiſche, die Stuͤhle, das ganze Hausgeraͤth, die alten bemalten Glasſcheiben ſcheinen wirklich aus den vorigen Jahrhunderten zu ſeyn; alles iſt mit einer ſehr klugen Wahl und mit einer genauen Beobachtung des Koſtums ausgefuͤhrt, ohne bey unſerm veraͤnderten Geſchmack anſtoͤßig zu ſeyn. — Einzelne Werke in dieſem Styl fallen als gluͤckliche Nachahmungen auf, und uͤberraſchen durch den ſeltſamen oder auch ungewoͤhnlichen Geſchmack, der darinn erſcheint. Allein es iſt eben nicht zu wuͤnſchen, daß Landhaͤuſer in Kloſtergeſtalt durch die Mode allgemein werden. Sie geben indeſſen zur Wieder- anwendung der gothiſchen Architektur eine ſeltene Veranlaſſung. *) Gebaͤude dieſer Art ſollten auch nur mit Gaͤrten im Kloſterſtyl verbunden werden. [Abbildung]
IV. Gaͤrten *) [Spaltenumbruch]
Einige Architekturwerke, vornehm-
lich der Englaͤnder, beſchaͤftigen ſich be- [Spaltenumbruch] ſonders, den gothiſchen Geſchmack in Ge- baͤuden zu zeigen. Dahin gehoͤrt, was zuvoͤrderſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0092" n="84"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter</hi></fw><lb/> hundert. In der Bibliothek herrſcht ebenfalls dieſer <hi rendition="#fr">gothiſche</hi> Geſchmack; die Buͤ-<lb/> cherſchraͤnke gleichen den heiligen Schreinen der alten Kirchen, und das ſchoͤne Schnitz-<lb/> werk ſtimmt vollkommen mit der Zeit uͤberein, woraus es geborgt iſt. Die Tiſche,<lb/> die Stuͤhle, das ganze Hausgeraͤth, die alten bemalten Glasſcheiben ſcheinen wirklich<lb/> aus den vorigen Jahrhunderten zu ſeyn; alles iſt mit einer ſehr klugen Wahl und mit<lb/> einer genauen Beobachtung des Koſtums ausgefuͤhrt, ohne bey unſerm veraͤnderten<lb/> Geſchmack anſtoͤßig zu ſeyn. — Einzelne Werke in dieſem Styl fallen als gluͤckliche<lb/> Nachahmungen auf, und uͤberraſchen durch den ſeltſamen oder auch ungewoͤhnlichen<lb/> Geſchmack, der darinn erſcheint. Allein es iſt eben nicht zu wuͤnſchen, daß Landhaͤuſer<lb/> in Kloſtergeſtalt durch die Mode allgemein werden. Sie geben indeſſen zur Wieder-<lb/> anwendung der <hi rendition="#fr">gothiſchen</hi> Architektur eine ſeltene Veranlaſſung. <note xml:id="note-0092" next="note-0093" place="foot" n="*)"><cb/> Einige Architekturwerke, vornehm-<lb/> lich der Englaͤnder, beſchaͤftigen ſich be-<lb/><cb/> ſonders, den gothiſchen Geſchmack in Ge-<lb/> baͤuden zu zeigen. Dahin gehoͤrt, was<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zuvoͤrderſt</fw></note> Gebaͤude dieſer<lb/> Art ſollten auch nur mit Gaͤrten im Kloſterſtyl verbunden werden.</p><lb/> <figure/> </div> </div> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Gaͤrten</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0092]
Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter
hundert. In der Bibliothek herrſcht ebenfalls dieſer gothiſche Geſchmack; die Buͤ-
cherſchraͤnke gleichen den heiligen Schreinen der alten Kirchen, und das ſchoͤne Schnitz-
werk ſtimmt vollkommen mit der Zeit uͤberein, woraus es geborgt iſt. Die Tiſche,
die Stuͤhle, das ganze Hausgeraͤth, die alten bemalten Glasſcheiben ſcheinen wirklich
aus den vorigen Jahrhunderten zu ſeyn; alles iſt mit einer ſehr klugen Wahl und mit
einer genauen Beobachtung des Koſtums ausgefuͤhrt, ohne bey unſerm veraͤnderten
Geſchmack anſtoͤßig zu ſeyn. — Einzelne Werke in dieſem Styl fallen als gluͤckliche
Nachahmungen auf, und uͤberraſchen durch den ſeltſamen oder auch ungewoͤhnlichen
Geſchmack, der darinn erſcheint. Allein es iſt eben nicht zu wuͤnſchen, daß Landhaͤuſer
in Kloſtergeſtalt durch die Mode allgemein werden. Sie geben indeſſen zur Wieder-
anwendung der gothiſchen Architektur eine ſeltene Veranlaſſung. *) Gebaͤude dieſer
Art ſollten auch nur mit Gaͤrten im Kloſterſtyl verbunden werden.
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IV. Gaͤrten
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Einige Architekturwerke, vornehm-
lich der Englaͤnder, beſchaͤftigen ſich be-
ſonders, den gothiſchen Geſchmack in Ge-
baͤuden zu zeigen. Dahin gehoͤrt, was
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Zitationshilfe: | Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/92>, abgerufen am 19.07.2024. |