Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Siebenter Abschnitt. Gärten, deren Charakter haltung und Bereicherung des Staats; der Fürst, der Minister, der ihnen seineAufmerksamkeit entzieht, verliert Vortheile von der größten Wichtigkeit. In Gärten von dieser Bestimmung kann auch die nutzbare Gärtnerey gelehrt In den abgelegenen Gegenden eines akademischen Gartens können auch Was- III. Gärten bey Klöstern; Klostergärten. 1. Mag es doch seyn, daß das Klosterleben, in der allmäligen Entfernung von der Fröm- *) S. 1sten B. S. 27. 3ten B. S. 98.
Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter haltung und Bereicherung des Staats; der Fuͤrſt, der Miniſter, der ihnen ſeineAufmerkſamkeit entzieht, verliert Vortheile von der groͤßten Wichtigkeit. In Gaͤrten von dieſer Beſtimmung kann auch die nutzbare Gaͤrtnerey gelehrt In den abgelegenen Gegenden eines akademiſchen Gartens koͤnnen auch Waſ- III. Gaͤrten bey Kloͤſtern; Kloſtergaͤrten. 1. Mag es doch ſeyn, daß das Kloſterleben, in der allmaͤligen Entfernung von der Froͤm- *) S. 1ſten B. S. 27. 3ten B. S. 98.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0086" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter</hi></fw><lb/> haltung und Bereicherung des Staats; der Fuͤrſt, der Miniſter, der ihnen ſeine<lb/> Aufmerkſamkeit entzieht, verliert Vortheile von der groͤßten Wichtigkeit.</p><lb/> <p>In Gaͤrten von dieſer Beſtimmung kann auch die nutzbare Gaͤrtnerey gelehrt<lb/> werden. Die kuͤnſtliche Behandlung der Pflanzen, beſonders die Cultur der Frucht-<lb/> baͤume, giebt eine anziehende Unterhaltung fuͤr die Jugend, und dieſer Zweig von<lb/> Kenntniß iſt oft fuͤr das kuͤnftige Leben nuͤtzlich. Es iſt eine Erholung von ernſthaf-<lb/> ten Studien, wobey man wenigſtens nichts wagt, und der Gewinn doch nicht ganz<lb/> unbetraͤchtlich iſt.</p><lb/> <p>In den abgelegenen Gegenden eines akademiſchen Gartens koͤnnen auch Waſ-<lb/> ſerbehaͤltniſſe zum Baden, Reitbahnen, Plaͤtze zu mancherley Spielen und Leibes-<lb/> uͤbungen angelegt, anmuthig umpflanzt und beſchattet, und mit Geſchmack verziert<lb/> werden. Die beſondere Beſtimmung einer jeden Erziehungsanſtalt veranlaßt ſehr<lb/> leicht neue Ideen ſowohl zur Einrichtung des Ganzen, als auch zur Auszierung ein-<lb/> zelner Theile.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> Gaͤrten bey Kloͤſtern; Kloſtergaͤrten.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>ag es doch ſeyn, daß das Kloſterleben, in der allmaͤligen Entfernung von der<lb/> Guͤte ſeiner erſten Stiftungen, Misbrauch ward — daß es dem Staat eine<lb/> Menge ſowohl von Schaͤtzen als von Menſchen entzog, die er jetzt mit Recht zum<lb/> nuͤtzlichern Gebrauch zuruͤckfordert — daß es unwiſſende Muͤßiggaͤnger ſammelte und<lb/> naͤhrte — daß es das Brod des armen Landmanns verringerte, den Wohlſtand from-<lb/> mer Familien verſchlang, und die unerfahrne Jugend um die Ruhe des Lebens be-<lb/> trog — Mag es ſeyn, daß Voͤllerey, Unzucht und Gewaltthaͤtigkeit oft die Heilig-<lb/> keit der Kloͤſter befleckte; daß oft die Zellen, worinn freywillige Andacht ſich dem<lb/> Himmel naͤhern ſollte, nur die geheimen Seufzer hoͤrten, die ſich nach der Welt zu-<lb/> ruͤck ſehnten; daß ſelbſt mitten unter dem Pomp des feyerlichen Opfers die Thraͤnen<lb/> der Ungluͤcklichen den Zwang, die Verfuͤhrung, die Haͤrte, die ſie litten, und die<lb/> Unaufloͤslichkeit ihrer Feſſeln vor den Altaͤren anklagten; daß von Tauſenden Jugend,<lb/> Geſundheit, Reichthum, Talente, Kraͤfte und eine erſtickte Nachkommenſchaft zwi-<lb/> ſchen dieſen finſtern Mauern verſchlungen wurden. Dennoch haben die Kloͤſter<lb/> ihre unlaͤugbaren Verdienſte. <note place="foot" n="*)">S. 1ſten B. S. 27. 3ten B. S. 98.</note> Sie waren nicht minder Wohnungen einer wahren<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Froͤm-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0086]
Siebenter Abſchnitt. Gaͤrten, deren Charakter
haltung und Bereicherung des Staats; der Fuͤrſt, der Miniſter, der ihnen ſeine
Aufmerkſamkeit entzieht, verliert Vortheile von der groͤßten Wichtigkeit.
In Gaͤrten von dieſer Beſtimmung kann auch die nutzbare Gaͤrtnerey gelehrt
werden. Die kuͤnſtliche Behandlung der Pflanzen, beſonders die Cultur der Frucht-
baͤume, giebt eine anziehende Unterhaltung fuͤr die Jugend, und dieſer Zweig von
Kenntniß iſt oft fuͤr das kuͤnftige Leben nuͤtzlich. Es iſt eine Erholung von ernſthaf-
ten Studien, wobey man wenigſtens nichts wagt, und der Gewinn doch nicht ganz
unbetraͤchtlich iſt.
In den abgelegenen Gegenden eines akademiſchen Gartens koͤnnen auch Waſ-
ſerbehaͤltniſſe zum Baden, Reitbahnen, Plaͤtze zu mancherley Spielen und Leibes-
uͤbungen angelegt, anmuthig umpflanzt und beſchattet, und mit Geſchmack verziert
werden. Die beſondere Beſtimmung einer jeden Erziehungsanſtalt veranlaßt ſehr
leicht neue Ideen ſowohl zur Einrichtung des Ganzen, als auch zur Auszierung ein-
zelner Theile.
III.
Gaͤrten bey Kloͤſtern; Kloſtergaͤrten.
1.
Mag es doch ſeyn, daß das Kloſterleben, in der allmaͤligen Entfernung von der
Guͤte ſeiner erſten Stiftungen, Misbrauch ward — daß es dem Staat eine
Menge ſowohl von Schaͤtzen als von Menſchen entzog, die er jetzt mit Recht zum
nuͤtzlichern Gebrauch zuruͤckfordert — daß es unwiſſende Muͤßiggaͤnger ſammelte und
naͤhrte — daß es das Brod des armen Landmanns verringerte, den Wohlſtand from-
mer Familien verſchlang, und die unerfahrne Jugend um die Ruhe des Lebens be-
trog — Mag es ſeyn, daß Voͤllerey, Unzucht und Gewaltthaͤtigkeit oft die Heilig-
keit der Kloͤſter befleckte; daß oft die Zellen, worinn freywillige Andacht ſich dem
Himmel naͤhern ſollte, nur die geheimen Seufzer hoͤrten, die ſich nach der Welt zu-
ruͤck ſehnten; daß ſelbſt mitten unter dem Pomp des feyerlichen Opfers die Thraͤnen
der Ungluͤcklichen den Zwang, die Verfuͤhrung, die Haͤrte, die ſie litten, und die
Unaufloͤslichkeit ihrer Feſſeln vor den Altaͤren anklagten; daß von Tauſenden Jugend,
Geſundheit, Reichthum, Talente, Kraͤfte und eine erſtickte Nachkommenſchaft zwi-
ſchen dieſen finſtern Mauern verſchlungen wurden. Dennoch haben die Kloͤſter
ihre unlaͤugbaren Verdienſte. *) Sie waren nicht minder Wohnungen einer wahren
Froͤm-
*) S. 1ſten B. S. 27. 3ten B. S. 98.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |