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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Sechster Abschnitt. Gärten
gel ist, die das Wasser beleben. Jenseit des Wassers sieht man sanft aufsteigende
Kornfelder. Der Rasenplatz ist mit vielem Geschmack theils mit einzelnen Bäumen,
theils mit Klumpen besetzt. Zuletzt ist das Wasser an beyden Seiten mit Wald um-
geben, und schließt die Aussicht auf eine angenehme Art. Durch beyde Wälder
schlängelt sich ein Gang längs dem Ufer des Flusses, und giebt den Genuß von man-
cherley abwechselnden Aussichten. An einer Stelle steht ein wohlgebauter gothischer
Tempel von Kieseln, bey einem Wasserfall, den der Fluß bildet, indem er eine na-
türliche Reihe von Steinen herabfällt. Donnington-Castle muß den Liebhabern
der alten englischen Dichtkunst verehrungswürdig seyn, weil es der Aufenthalt ihres
Vaters, des Geoffrey Chaucer, war. Man zeigt noch den Ort einer großen
Eiche, die Chaucers Eiche hieß, worunter der Dichter zu sitzen und zu dich-
ten pflegte.

Summer-Castle. *)

Der Prospect von Summer-Castle ist ungemein reizend. Das Thal ist
reich mit Holz besetzt, und der See so angelegt, daß er sich auf eine glückliche Art
mit der Waldung verbindet. Das Wasser thut eine gute Wirkung; es ist eine halbe
(engl.) Meile lang, sehr breit, und hat die schönsten Ufer. Kleine Hayne, einzelne
Bäume und Einzäunungen wechseln auf das angenehmste mit einander ab. Hier
liegt das Dorf an einem sanften Abhange, und manche Häuser stecken zwischen den
Gebüschen; dort schmiegen sich die Kornfelder zum Wasser hinab; alles dies verbrei-
tet so mancherley Abwechselungen, als man nicht überall bey Wasserstücken findet.
Seen, die sich durch ein Thal fortkrümmen, und an den Seiten mit großen grünen
Plätzen und dicken Wäldern umgeben sind, nennt man nordamerikanische Scenen,
und diese sind jetzt in den Parks so häufig anzutreffen, daß eine solche Abwechselung
von Erscheinungen, die dem Auge allerley landwirthschaftliche Geschäfte darstellen,
nicht anders als gefallen kann. Sie thun übrigens die Wirkung, daß das Wasser
dadurch größer scheint, als wenn es von einer großen grünen Rasenfläche umgeben ist.

Formark. **)

Dieser Landsitz liegt einige (engl.) Meilen von Derby, am südlichen Ufer der
Trent. Das schöne neue Wohnhaus hat eine weite herrliche Aussicht über das
Thal, wodurch der Fluß läuft. Von der Hinterseite übersieht man verschiedene Hü-
gel mit jungen Pflanzungen. Vom Hause führt ein Gang mit vielen Krümmungen

durch
*) In Lincolnshire.
**) In Derbishire.

Sechster Abſchnitt. Gaͤrten
gel iſt, die das Waſſer beleben. Jenſeit des Waſſers ſieht man ſanft aufſteigende
Kornfelder. Der Raſenplatz iſt mit vielem Geſchmack theils mit einzelnen Baͤumen,
theils mit Klumpen beſetzt. Zuletzt iſt das Waſſer an beyden Seiten mit Wald um-
geben, und ſchließt die Ausſicht auf eine angenehme Art. Durch beyde Waͤlder
ſchlaͤngelt ſich ein Gang laͤngs dem Ufer des Fluſſes, und giebt den Genuß von man-
cherley abwechſelnden Ausſichten. An einer Stelle ſteht ein wohlgebauter gothiſcher
Tempel von Kieſeln, bey einem Waſſerfall, den der Fluß bildet, indem er eine na-
tuͤrliche Reihe von Steinen herabfaͤllt. Donnington-Caſtle muß den Liebhabern
der alten engliſchen Dichtkunſt verehrungswuͤrdig ſeyn, weil es der Aufenthalt ihres
Vaters, des Geoffrey Chaucer, war. Man zeigt noch den Ort einer großen
Eiche, die Chaucers Eiche hieß, worunter der Dichter zu ſitzen und zu dich-
ten pflegte.

Summer-Caſtle. *)

Der Proſpect von Summer-Caſtle iſt ungemein reizend. Das Thal iſt
reich mit Holz beſetzt, und der See ſo angelegt, daß er ſich auf eine gluͤckliche Art
mit der Waldung verbindet. Das Waſſer thut eine gute Wirkung; es iſt eine halbe
(engl.) Meile lang, ſehr breit, und hat die ſchoͤnſten Ufer. Kleine Hayne, einzelne
Baͤume und Einzaͤunungen wechſeln auf das angenehmſte mit einander ab. Hier
liegt das Dorf an einem ſanften Abhange, und manche Haͤuſer ſtecken zwiſchen den
Gebuͤſchen; dort ſchmiegen ſich die Kornfelder zum Waſſer hinab; alles dies verbrei-
tet ſo mancherley Abwechſelungen, als man nicht uͤberall bey Waſſerſtuͤcken findet.
Seen, die ſich durch ein Thal fortkruͤmmen, und an den Seiten mit großen gruͤnen
Plaͤtzen und dicken Waͤldern umgeben ſind, nennt man nordamerikaniſche Scenen,
und dieſe ſind jetzt in den Parks ſo haͤufig anzutreffen, daß eine ſolche Abwechſelung
von Erſcheinungen, die dem Auge allerley landwirthſchaftliche Geſchaͤfte darſtellen,
nicht anders als gefallen kann. Sie thun uͤbrigens die Wirkung, daß das Waſſer
dadurch groͤßer ſcheint, als wenn es von einer großen gruͤnen Raſenflaͤche umgeben iſt.

Formark. **)

Dieſer Landſitz liegt einige (engl.) Meilen von Derby, am ſuͤdlichen Ufer der
Trent. Das ſchoͤne neue Wohnhaus hat eine weite herrliche Ausſicht uͤber das
Thal, wodurch der Fluß laͤuft. Von der Hinterſeite uͤberſieht man verſchiedene Huͤ-
gel mit jungen Pflanzungen. Vom Hauſe fuͤhrt ein Gang mit vielen Kruͤmmungen

durch
*) In Lincolnſhire.
**) In Derbiſhire.
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[44/0052] Sechster Abſchnitt. Gaͤrten gel iſt, die das Waſſer beleben. Jenſeit des Waſſers ſieht man ſanft aufſteigende Kornfelder. Der Raſenplatz iſt mit vielem Geſchmack theils mit einzelnen Baͤumen, theils mit Klumpen beſetzt. Zuletzt iſt das Waſſer an beyden Seiten mit Wald um- geben, und ſchließt die Ausſicht auf eine angenehme Art. Durch beyde Waͤlder ſchlaͤngelt ſich ein Gang laͤngs dem Ufer des Fluſſes, und giebt den Genuß von man- cherley abwechſelnden Ausſichten. An einer Stelle ſteht ein wohlgebauter gothiſcher Tempel von Kieſeln, bey einem Waſſerfall, den der Fluß bildet, indem er eine na- tuͤrliche Reihe von Steinen herabfaͤllt. Donnington-Caſtle muß den Liebhabern der alten engliſchen Dichtkunſt verehrungswuͤrdig ſeyn, weil es der Aufenthalt ihres Vaters, des Geoffrey Chaucer, war. Man zeigt noch den Ort einer großen Eiche, die Chaucers Eiche hieß, worunter der Dichter zu ſitzen und zu dich- ten pflegte. Summer-Caſtle. *) Der Proſpect von Summer-Caſtle iſt ungemein reizend. Das Thal iſt reich mit Holz beſetzt, und der See ſo angelegt, daß er ſich auf eine gluͤckliche Art mit der Waldung verbindet. Das Waſſer thut eine gute Wirkung; es iſt eine halbe (engl.) Meile lang, ſehr breit, und hat die ſchoͤnſten Ufer. Kleine Hayne, einzelne Baͤume und Einzaͤunungen wechſeln auf das angenehmſte mit einander ab. Hier liegt das Dorf an einem ſanften Abhange, und manche Haͤuſer ſtecken zwiſchen den Gebuͤſchen; dort ſchmiegen ſich die Kornfelder zum Waſſer hinab; alles dies verbrei- tet ſo mancherley Abwechſelungen, als man nicht uͤberall bey Waſſerſtuͤcken findet. Seen, die ſich durch ein Thal fortkruͤmmen, und an den Seiten mit großen gruͤnen Plaͤtzen und dicken Waͤldern umgeben ſind, nennt man nordamerikaniſche Scenen, und dieſe ſind jetzt in den Parks ſo haͤufig anzutreffen, daß eine ſolche Abwechſelung von Erſcheinungen, die dem Auge allerley landwirthſchaftliche Geſchaͤfte darſtellen, nicht anders als gefallen kann. Sie thun uͤbrigens die Wirkung, daß das Waſſer dadurch groͤßer ſcheint, als wenn es von einer großen gruͤnen Raſenflaͤche umgeben iſt. Formark. **) Dieſer Landſitz liegt einige (engl.) Meilen von Derby, am ſuͤdlichen Ufer der Trent. Das ſchoͤne neue Wohnhaus hat eine weite herrliche Ausſicht uͤber das Thal, wodurch der Fluß laͤuft. Von der Hinterſeite uͤberſieht man verſchiedene Huͤ- gel mit jungen Pflanzungen. Vom Hauſe fuͤhrt ein Gang mit vielen Kruͤmmungen durch *) In Lincolnſhire. **) In Derbiſhire.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/52>, abgerufen am 22.11.2024.