Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Sechster Abschnitt. Gärten nicht allein zu Spaziergängen, sondern auch zu den öffentlichen Festen, die hier zu-weilen zu halten sind. Unter diesen Festen verstehen wir nicht die eben so schnell ver- prasselnden als unnützen Feuerwerke, wodurch oft an Einem Abend die Einkünfte einer ganzen Provinz, dem Landmann, den Künsten, den Krankenhäusern entrissen, in die Luft fliegen; nicht jene tobenden Ergötzlichkeiten, unter welchen der Donner der Kanonen die Pflanzungen zittern macht, und ihre gesangreichen Bewohner ver- scheucht. Es giebt sanftere und edlere Gartenfeste, Feste zum Andenken glücklicher Begebenheiten des Landes, wo der Fürst seinen Unterthanen die Freuden der Musik und des Tanzes vor seinen Augen erlaubt; Feste der Verbindungen armer Dorfmäd- chen auf Kosten des Staats mit tugendhaften Jünglingen; Feste des Frühlings und der Aerndte, belebt durch feyerliche Gesänge; verfeinerte Nachahmungen arcadischer Belustigungen durch Spiel und Handlung; so manche Arten von noch wenig einge- führten, noch unerkannten Ergötzungen der Prinzen, wobey ihre Wohlthätigkeit die Unschuld und die Lust ländlicher Scenen begleiten könnte. Auch mag selbst in solchen Lustschlössern, die der gewöhnlichen Residenz sehr Je *) Die innere Einrichtung dieser Gebäude sehe man hinten in dem Verzeichniß der
Kupferverzierungen. Sechster Abſchnitt. Gaͤrten nicht allein zu Spaziergaͤngen, ſondern auch zu den oͤffentlichen Feſten, die hier zu-weilen zu halten ſind. Unter dieſen Feſten verſtehen wir nicht die eben ſo ſchnell ver- praſſelnden als unnuͤtzen Feuerwerke, wodurch oft an Einem Abend die Einkuͤnfte einer ganzen Provinz, dem Landmann, den Kuͤnſten, den Krankenhaͤuſern entriſſen, in die Luft fliegen; nicht jene tobenden Ergoͤtzlichkeiten, unter welchen der Donner der Kanonen die Pflanzungen zittern macht, und ihre geſangreichen Bewohner ver- ſcheucht. Es giebt ſanftere und edlere Gartenfeſte, Feſte zum Andenken gluͤcklicher Begebenheiten des Landes, wo der Fuͤrſt ſeinen Unterthanen die Freuden der Muſik und des Tanzes vor ſeinen Augen erlaubt; Feſte der Verbindungen armer Dorfmaͤd- chen auf Koſten des Staats mit tugendhaften Juͤnglingen; Feſte des Fruͤhlings und der Aerndte, belebt durch feyerliche Geſaͤnge; verfeinerte Nachahmungen arcadiſcher Beluſtigungen durch Spiel und Handlung; ſo manche Arten von noch wenig einge- fuͤhrten, noch unerkannten Ergoͤtzungen der Prinzen, wobey ihre Wohlthaͤtigkeit die Unſchuld und die Luſt laͤndlicher Scenen begleiten koͤnnte. Auch mag ſelbſt in ſolchen Luſtſchloͤſſern, die der gewoͤhnlichen Reſidenz ſehr Je *) Die innere Einrichtung dieſer Gebaͤude ſehe man hinten in dem Verzeichniß der
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Sechster Abſchnitt. Gaͤrten
nicht allein zu Spaziergaͤngen, ſondern auch zu den oͤffentlichen Feſten, die hier zu-
weilen zu halten ſind. Unter dieſen Feſten verſtehen wir nicht die eben ſo ſchnell ver-
praſſelnden als unnuͤtzen Feuerwerke, wodurch oft an Einem Abend die Einkuͤnfte
einer ganzen Provinz, dem Landmann, den Kuͤnſten, den Krankenhaͤuſern entriſſen,
in die Luft fliegen; nicht jene tobenden Ergoͤtzlichkeiten, unter welchen der Donner der
Kanonen die Pflanzungen zittern macht, und ihre geſangreichen Bewohner ver-
ſcheucht. Es giebt ſanftere und edlere Gartenfeſte, Feſte zum Andenken gluͤcklicher
Begebenheiten des Landes, wo der Fuͤrſt ſeinen Unterthanen die Freuden der Muſik
und des Tanzes vor ſeinen Augen erlaubt; Feſte der Verbindungen armer Dorfmaͤd-
chen auf Koſten des Staats mit tugendhaften Juͤnglingen; Feſte des Fruͤhlings und
der Aerndte, belebt durch feyerliche Geſaͤnge; verfeinerte Nachahmungen arcadiſcher
Beluſtigungen durch Spiel und Handlung; ſo manche Arten von noch wenig einge-
fuͤhrten, noch unerkannten Ergoͤtzungen der Prinzen, wobey ihre Wohlthaͤtigkeit die
Unſchuld und die Luſt laͤndlicher Scenen begleiten koͤnnte.
Auch mag ſelbſt in ſolchen Luſtſchloͤſſern, die der gewoͤhnlichen Reſidenz ſehr
nahe ſind, mehr Groͤße und Glanz der Architektur erſcheinen, wie in dieſen bey-
den Gebaͤuden. *)
Je
*) Die innere Einrichtung dieſer Gebaͤude ſehe man hinten in dem Verzeichniß der
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Zitationshilfe: | Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/38>, abgerufen am 16.02.2025. |