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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.
Hinter diesen prächtigen Ruinen mit dem Wasserfall liegt der Tempel der Sybille,
meistens wie der zu Tivoli, erbaut. Nahe daran ist ein neues Gebäude aufge-
führt, auf dessen flachen Dächern in verschiedenen Absätzen man die schönsten und
weitesten Aussichten genießt, und zugleich den größten Theil der Anlagen über-
sieht. -- Außer diesen Ruinen liegen hier noch viele andre, nach Mustern alter
Reste, gebaut. Gleich, wo wir eintraten, erhob sich ein fast ganz erhaltener
runder Tempel aus Ruinen empor, aus welchen sich ein Wassersall stürzt, der
nachher einen Bach macht, sich anmuthig mit Geräusch fortschlängelt und sehr
liebliche Scenen vollenden hilft. Sodann treibt er ein Mühle, ganz im Stil
dieser Gebäude mit gemeinen Zimmern. Wan tritt gleich darauf in ein nahes,
schönes, edles Gebäude, steigt eine Treppe zum flachen Dach hinauf, und auf
einmal erblickt man hier einen Springbrunnen und eine kleine Orangerie umher.
Man befindet sich hier oben mitten in einem kleinen Garten, und wird getäuscht,
als ob man in Italien sey. Ueberhaupt herrscht durch die ganze Anlage ein
Geist der Ueberraschung in den Gebäuden, der nicht lebhafter wirken kann.
Aus öden Ruinen tritt man auf einmal in einen runden Saal mit corinthischen
Säulen und vergoldeten Kapitälern, mit Deckengemälden nach herculanischen
Mustern, mit Basreliefs von Marmor ganz im antiken Geschmack.

Die Menge der Werke der Baukunst, die schon vorhanden sind, ist sehr
zahlreich, indem sie zusammengenommen schon über zwanzig steigt. Allein die
Neuheit und Mannichfaltigkeit ihrer Formen und Einrichtungen macht sie nicht
weniger interessant, als der gute Geschmack, womit sie ausgeführt sind; und
wenn sie jetzt vielleicht ihren Bezirk etwas zu überladen scheinen, so wird doch in
der Folge der stärkere Anwuchs der Bäume, Gebüsche und Gruppen, die sie
umgeben, die Scenen mehr sich von einander absondern und in sich selbst ver-
schließen lassen.

Außer den mancherley Nachahmungen römischer Ruinen, außer einer treff-
lich angelegten Einsiedeley und Kapelle, erblickt man hier verschiedene ländliche
Gebäude, und diese unterhalten eigentlich die Idee des reizenden Dorfs, die
man sich hier so gerne denkt. Man hat verschiedene Bauerhäuser, Schweizer-
häuser, ein Wirthshaus, ein Milchhaus, eine Meyerey, ein Schäserhaus,
eine Köhlerhütte u. s. w. angelegt. Alle diese Gebäude sind in dem ächten Stil
ausgeführt, und die ganze innere Einrichtung, die selbst auf Geräthschaft und
andre Bedürfnisse geht, winket auf ihre Bestimmung hin. Man sehe z. B.

dieß

Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
Hinter dieſen praͤchtigen Ruinen mit dem Waſſerfall liegt der Tempel der Sybille,
meiſtens wie der zu Tivoli, erbaut. Nahe daran iſt ein neues Gebaͤude aufge-
fuͤhrt, auf deſſen flachen Daͤchern in verſchiedenen Abſaͤtzen man die ſchoͤnſten und
weiteſten Ausſichten genießt, und zugleich den groͤßten Theil der Anlagen uͤber-
ſieht. — Außer dieſen Ruinen liegen hier noch viele andre, nach Muſtern alter
Reſte, gebaut. Gleich, wo wir eintraten, erhob ſich ein faſt ganz erhaltener
runder Tempel aus Ruinen empor, aus welchen ſich ein Waſſerſall ſtuͤrzt, der
nachher einen Bach macht, ſich anmuthig mit Geraͤuſch fortſchlaͤngelt und ſehr
liebliche Scenen vollenden hilft. Sodann treibt er ein Muͤhle, ganz im Stil
dieſer Gebaͤude mit gemeinen Zimmern. Wan tritt gleich darauf in ein nahes,
ſchoͤnes, edles Gebaͤude, ſteigt eine Treppe zum flachen Dach hinauf, und auf
einmal erblickt man hier einen Springbrunnen und eine kleine Orangerie umher.
Man befindet ſich hier oben mitten in einem kleinen Garten, und wird getaͤuſcht,
als ob man in Italien ſey. Ueberhaupt herrſcht durch die ganze Anlage ein
Geiſt der Ueberraſchung in den Gebaͤuden, der nicht lebhafter wirken kann.
Aus oͤden Ruinen tritt man auf einmal in einen runden Saal mit corinthiſchen
Saͤulen und vergoldeten Kapitaͤlern, mit Deckengemaͤlden nach herculaniſchen
Muſtern, mit Basreliefs von Marmor ganz im antiken Geſchmack.

Die Menge der Werke der Baukunſt, die ſchon vorhanden ſind, iſt ſehr
zahlreich, indem ſie zuſammengenommen ſchon uͤber zwanzig ſteigt. Allein die
Neuheit und Mannichfaltigkeit ihrer Formen und Einrichtungen macht ſie nicht
weniger intereſſant, als der gute Geſchmack, womit ſie ausgefuͤhrt ſind; und
wenn ſie jetzt vielleicht ihren Bezirk etwas zu uͤberladen ſcheinen, ſo wird doch in
der Folge der ſtaͤrkere Anwuchs der Baͤume, Gebuͤſche und Gruppen, die ſie
umgeben, die Scenen mehr ſich von einander abſondern und in ſich ſelbſt ver-
ſchließen laſſen.

Außer den mancherley Nachahmungen roͤmiſcher Ruinen, außer einer treff-
lich angelegten Einſiedeley und Kapelle, erblickt man hier verſchiedene laͤndliche
Gebaͤude, und dieſe unterhalten eigentlich die Idee des reizenden Dorfs, die
man ſich hier ſo gerne denkt. Man hat verſchiedene Bauerhaͤuſer, Schweizer-
haͤuſer, ein Wirthshaus, ein Milchhaus, eine Meyerey, ein Schaͤſerhaus,
eine Koͤhlerhuͤtte u. ſ. w. angelegt. Alle dieſe Gebaͤude ſind in dem aͤchten Stil
ausgefuͤhrt, und die ganze innere Einrichtung, die ſelbſt auf Geraͤthſchaft und
andre Beduͤrfniſſe geht, winket auf ihre Beſtimmung hin. Man ſehe z. B.

dieß
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[351/0359] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. Hinter dieſen praͤchtigen Ruinen mit dem Waſſerfall liegt der Tempel der Sybille, meiſtens wie der zu Tivoli, erbaut. Nahe daran iſt ein neues Gebaͤude aufge- fuͤhrt, auf deſſen flachen Daͤchern in verſchiedenen Abſaͤtzen man die ſchoͤnſten und weiteſten Ausſichten genießt, und zugleich den groͤßten Theil der Anlagen uͤber- ſieht. — Außer dieſen Ruinen liegen hier noch viele andre, nach Muſtern alter Reſte, gebaut. Gleich, wo wir eintraten, erhob ſich ein faſt ganz erhaltener runder Tempel aus Ruinen empor, aus welchen ſich ein Waſſerſall ſtuͤrzt, der nachher einen Bach macht, ſich anmuthig mit Geraͤuſch fortſchlaͤngelt und ſehr liebliche Scenen vollenden hilft. Sodann treibt er ein Muͤhle, ganz im Stil dieſer Gebaͤude mit gemeinen Zimmern. Wan tritt gleich darauf in ein nahes, ſchoͤnes, edles Gebaͤude, ſteigt eine Treppe zum flachen Dach hinauf, und auf einmal erblickt man hier einen Springbrunnen und eine kleine Orangerie umher. Man befindet ſich hier oben mitten in einem kleinen Garten, und wird getaͤuſcht, als ob man in Italien ſey. Ueberhaupt herrſcht durch die ganze Anlage ein Geiſt der Ueberraſchung in den Gebaͤuden, der nicht lebhafter wirken kann. Aus oͤden Ruinen tritt man auf einmal in einen runden Saal mit corinthiſchen Saͤulen und vergoldeten Kapitaͤlern, mit Deckengemaͤlden nach herculaniſchen Muſtern, mit Basreliefs von Marmor ganz im antiken Geſchmack. Die Menge der Werke der Baukunſt, die ſchon vorhanden ſind, iſt ſehr zahlreich, indem ſie zuſammengenommen ſchon uͤber zwanzig ſteigt. Allein die Neuheit und Mannichfaltigkeit ihrer Formen und Einrichtungen macht ſie nicht weniger intereſſant, als der gute Geſchmack, womit ſie ausgefuͤhrt ſind; und wenn ſie jetzt vielleicht ihren Bezirk etwas zu uͤberladen ſcheinen, ſo wird doch in der Folge der ſtaͤrkere Anwuchs der Baͤume, Gebuͤſche und Gruppen, die ſie umgeben, die Scenen mehr ſich von einander abſondern und in ſich ſelbſt ver- ſchließen laſſen. Außer den mancherley Nachahmungen roͤmiſcher Ruinen, außer einer treff- lich angelegten Einſiedeley und Kapelle, erblickt man hier verſchiedene laͤndliche Gebaͤude, und dieſe unterhalten eigentlich die Idee des reizenden Dorfs, die man ſich hier ſo gerne denkt. Man hat verſchiedene Bauerhaͤuſer, Schweizer- haͤuſer, ein Wirthshaus, ein Milchhaus, eine Meyerey, ein Schaͤſerhaus, eine Koͤhlerhuͤtte u. ſ. w. angelegt. Alle dieſe Gebaͤude ſind in dem aͤchten Stil ausgefuͤhrt, und die ganze innere Einrichtung, die ſelbſt auf Geraͤthſchaft und andre Beduͤrfniſſe geht, winket auf ihre Beſtimmung hin. Man ſehe z. B. dieß

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/359>, abgerufen am 24.11.2024.