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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten,
umher. Die Decke ist grottenartig mit Krystall, Amethyst und andern Schön-
heiten aus dem edlern Steinreich geziert. Man sieht Pfeiler von deutschem Alaba-
ster, und Wände mit virginischem Sumach ausgelegt. Das Badhaus enthält
einen kleinen Saal und vier Zimmer, mit Gemälden, Basreliefs und Vergoldun-
gen geschmückt.

Nicht weniger merkwürdig ist der Tempel der Botanik. Er liegt am Ende
des Gartens bey einer kleinen Baumschule, worinn schmale Gänge umherführen.
Die Pflanzung enthält eine Sammlung von allen Arten von einheimischen und aus-
ländischen Bäumen und Sträuchern, die in der Pfalz fortkommen, und die hier
mit ihrem Namen zum Vergnügen der Liebhaber und zum Unterricht junger Gärtner
bezeichnet sind. Dieß ist eine sehr gute und schickliche Anlage. Nur Schade, daß
man schon die schöne Natur dieser Gegend verdorben und sie in eine nackte Ebene ver-
wandelt hatte, als hier die Pflanzung angefangen ward. Dieser Tempel ist rund
von Stein ausgeführt, und hat die Inschrift:

Botanicae silve stri
An. MDCCLXXVIII.

die sich auf die Bäume und Sträucher der nahen Pflanzung bezieht. Inwendig
steht die allegorische Statue von Marmor, eine weibliche Figur mit einer Rolle in
der Hand, worauf man liest: Caroli Linnei systema Plantarum; am Fuß eine
Vase mit Gewächsen. Die Statue steht der Thür gegenüber in einer Nische; eben-
falls in Nischen erblickt man auf den Seiten zwey große, schöne, marmorne Vasen
mit allegorischen Verzierungen, und vier Altäre mit Blumen, Früchten und Garten-
werkzeugen geschmückt. Ueber ihnen erscheinen die Bildnisse von Theophrast,
Plinius, Tournefort
und Linne in Medaillons; höher oben die vier Jahrszeiten
in Basreliefs, und die zwölf Himmelszeichen fein in Gold gemalt. Die Kupel
ist inwendig im antiken Geschmack verziert, und das Licht fällt durch sie von oben
herein. Die Sphinxe am Eingange sind hier ganz unschicklich, und die zwey großen
Vasen, die außerhalb auf beyden Seiten stehen, gehören zum Ueberfluß. Dieser
Tempel der Botanik zeigt den meisten Geschmack, und ist eine eben so glückliche,
als neue Erfindung. Nur sollte er in der Mitte eines heitern Bezirks voll schöner
Blumen und Sträucher stehen.

Zu nahe bey diesem Gebäude, und ohne durch Vorpflanzung abgesondert zu
seyn, liegen an diesem Ende des Gartens Ruinen von Tufstein malerisch gebauet.
Sie scheinen ein Ueberbleibsel einer römischen Wasserleitung zu seyn. Auf einem
Thurm, der zu ihnen gehört, hat man schöne Aussichten in die umliegende Land-

schaft

Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
umher. Die Decke iſt grottenartig mit Kryſtall, Amethyſt und andern Schoͤn-
heiten aus dem edlern Steinreich geziert. Man ſieht Pfeiler von deutſchem Alaba-
ſter, und Waͤnde mit virginiſchem Sumach ausgelegt. Das Badhaus enthaͤlt
einen kleinen Saal und vier Zimmer, mit Gemaͤlden, Basreliefs und Vergoldun-
gen geſchmuͤckt.

Nicht weniger merkwuͤrdig iſt der Tempel der Botanik. Er liegt am Ende
des Gartens bey einer kleinen Baumſchule, worinn ſchmale Gaͤnge umherfuͤhren.
Die Pflanzung enthaͤlt eine Sammlung von allen Arten von einheimiſchen und aus-
laͤndiſchen Baͤumen und Straͤuchern, die in der Pfalz fortkommen, und die hier
mit ihrem Namen zum Vergnuͤgen der Liebhaber und zum Unterricht junger Gaͤrtner
bezeichnet ſind. Dieß iſt eine ſehr gute und ſchickliche Anlage. Nur Schade, daß
man ſchon die ſchoͤne Natur dieſer Gegend verdorben und ſie in eine nackte Ebene ver-
wandelt hatte, als hier die Pflanzung angefangen ward. Dieſer Tempel iſt rund
von Stein auſgefuͤhrt, und hat die Inſchrift:

Botanicae ſilve ſtri
An. MDCCLXXVIII.

die ſich auf die Baͤume und Straͤucher der nahen Pflanzung bezieht. Inwendig
ſteht die allegoriſche Statue von Marmor, eine weibliche Figur mit einer Rolle in
der Hand, worauf man lieſt: Caroli Linnei ſyſtema Plantarum; am Fuß eine
Vaſe mit Gewaͤchſen. Die Statue ſteht der Thuͤr gegenuͤber in einer Niſche; eben-
falls in Niſchen erblickt man auf den Seiten zwey große, ſchoͤne, marmorne Vaſen
mit allegoriſchen Verzierungen, und vier Altaͤre mit Blumen, Fruͤchten und Garten-
werkzeugen geſchmuͤckt. Ueber ihnen erſcheinen die Bildniſſe von Theophraſt,
Plinius, Tournefort
und Linné in Medaillons; hoͤher oben die vier Jahrszeiten
in Basreliefs, und die zwoͤlf Himmelszeichen fein in Gold gemalt. Die Kupel
iſt inwendig im antiken Geſchmack verziert, und das Licht faͤllt durch ſie von oben
herein. Die Sphinxe am Eingange ſind hier ganz unſchicklich, und die zwey großen
Vaſen, die außerhalb auf beyden Seiten ſtehen, gehoͤren zum Ueberfluß. Dieſer
Tempel der Botanik zeigt den meiſten Geſchmack, und iſt eine eben ſo gluͤckliche,
als neue Erfindung. Nur ſollte er in der Mitte eines heitern Bezirks voll ſchoͤner
Blumen und Straͤucher ſtehen.

Zu nahe bey dieſem Gebaͤude, und ohne durch Vorpflanzung abgeſondert zu
ſeyn, liegen an dieſem Ende des Gartens Ruinen von Tufſtein maleriſch gebauet.
Sie ſcheinen ein Ueberbleibſel einer roͤmiſchen Waſſerleitung zu ſeyn. Auf einem
Thurm, der zu ihnen gehoͤrt, hat man ſchoͤne Ausſichten in die umliegende Land-

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[346/0354] Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, umher. Die Decke iſt grottenartig mit Kryſtall, Amethyſt und andern Schoͤn- heiten aus dem edlern Steinreich geziert. Man ſieht Pfeiler von deutſchem Alaba- ſter, und Waͤnde mit virginiſchem Sumach ausgelegt. Das Badhaus enthaͤlt einen kleinen Saal und vier Zimmer, mit Gemaͤlden, Basreliefs und Vergoldun- gen geſchmuͤckt. Nicht weniger merkwuͤrdig iſt der Tempel der Botanik. Er liegt am Ende des Gartens bey einer kleinen Baumſchule, worinn ſchmale Gaͤnge umherfuͤhren. Die Pflanzung enthaͤlt eine Sammlung von allen Arten von einheimiſchen und aus- laͤndiſchen Baͤumen und Straͤuchern, die in der Pfalz fortkommen, und die hier mit ihrem Namen zum Vergnuͤgen der Liebhaber und zum Unterricht junger Gaͤrtner bezeichnet ſind. Dieß iſt eine ſehr gute und ſchickliche Anlage. Nur Schade, daß man ſchon die ſchoͤne Natur dieſer Gegend verdorben und ſie in eine nackte Ebene ver- wandelt hatte, als hier die Pflanzung angefangen ward. Dieſer Tempel iſt rund von Stein auſgefuͤhrt, und hat die Inſchrift: Botanicae ſilve ſtri An. MDCCLXXVIII. die ſich auf die Baͤume und Straͤucher der nahen Pflanzung bezieht. Inwendig ſteht die allegoriſche Statue von Marmor, eine weibliche Figur mit einer Rolle in der Hand, worauf man lieſt: Caroli Linnei ſyſtema Plantarum; am Fuß eine Vaſe mit Gewaͤchſen. Die Statue ſteht der Thuͤr gegenuͤber in einer Niſche; eben- falls in Niſchen erblickt man auf den Seiten zwey große, ſchoͤne, marmorne Vaſen mit allegoriſchen Verzierungen, und vier Altaͤre mit Blumen, Fruͤchten und Garten- werkzeugen geſchmuͤckt. Ueber ihnen erſcheinen die Bildniſſe von Theophraſt, Plinius, Tournefort und Linné in Medaillons; hoͤher oben die vier Jahrszeiten in Basreliefs, und die zwoͤlf Himmelszeichen fein in Gold gemalt. Die Kupel iſt inwendig im antiken Geſchmack verziert, und das Licht faͤllt durch ſie von oben herein. Die Sphinxe am Eingange ſind hier ganz unſchicklich, und die zwey großen Vaſen, die außerhalb auf beyden Seiten ſtehen, gehoͤren zum Ueberfluß. Dieſer Tempel der Botanik zeigt den meiſten Geſchmack, und iſt eine eben ſo gluͤckliche, als neue Erfindung. Nur ſollte er in der Mitte eines heitern Bezirks voll ſchoͤner Blumen und Straͤucher ſtehen. Zu nahe bey dieſem Gebaͤude, und ohne durch Vorpflanzung abgeſondert zu ſeyn, liegen an dieſem Ende des Gartens Ruinen von Tufſtein maleriſch gebauet. Sie ſcheinen ein Ueberbleibſel einer roͤmiſchen Waſſerleitung zu ſeyn. Auf einem Thurm, der zu ihnen gehoͤrt, hat man ſchoͤne Ausſichten in die umliegende Land- ſchaft

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/354>, abgerufen am 24.11.2024.