Um von der Stadt dahin zu gelangen, muß man die über die Weichsel geschla- gene zwölfhundert Ellen lange Schiffbrücke passiren, und kommt in das am jenseitigen Ufer gelegene Städtchen Prag, dessen umliegende Gegenden sehr sandig sind; doch wäre das nur tausend Schritte von solchen entfernte Wäldchen durch irgend eine An- lage von Wirthshause oder andern Gebäuden angenehm zu machen. Es ist zwar ein Theil desselben zu einem Thiergarten umzäunt, und mit einer Jägerwohnung und Wirthshause versehen worden, in welchem einige Kamele und vieles Dannwildpret gehegt wurde; man hatte aber hierzu einen gar zu sandigen Theil des Gehölzes genom- men, wo das Vieh nicht Aetzung genug fand, und ist daher vieles eingegangen, der Ueberrest aber nach dem Ujasdower Thiergarten geschafft worden.
Auf dem durch dieses Gehölze führenden Wege kommt man in das gleich hinter ihm liegende Targuwka, ein dem König gehöriges Gut, mit einem ziemlich großen Fruchtgarten und einigen Hecken bey einem kleinen Wirthshause, wo sich auch bis- weilen Spaziergänger einfinden.
Wenn ein solches Gebäude in dem mit schönem Laubholz bewachsenen Theile des Waldes angelegt, dieser nur einigermaaßen zu Spaziergängen eingerichtet, und die schönen Aussichten des als ein Amphitheater vor Augen liegenden Warschau benutzt würden; so hätten wir auch auf dieser Seite einen angenehmen Lustort mehr.
In einem so weitläuftigen Lande, als Pohlen ist, liegen hie und da noch manche merkwürdige Landsitze zerstreut. Auf den Gütern so vieler reichen und großen Herrschaften, besonders solcher, die fremde Länder und England besucht haben, und die in schönern und mehr abwechselnden Gegenden wohnen, als nahe bey War- schau sind, kann man auch allerdings verschiedene Arten von Anlagen und Verschö- nerungen im neuern Geschmack erwarten, wovon vielleicht künftig mehr Nachrichten bekannt gemacht werden können. *)
X. Un-
*) Sie werden sodann einem künftigen Jahrgange meines Gartenkalenders vorbehalten.
Um von der Stadt dahin zu gelangen, muß man die uͤber die Weichſel geſchla- gene zwoͤlfhundert Ellen lange Schiffbruͤcke paſſiren, und kommt in das am jenſeitigen Ufer gelegene Staͤdtchen Prag, deſſen umliegende Gegenden ſehr ſandig ſind; doch waͤre das nur tauſend Schritte von ſolchen entfernte Waͤldchen durch irgend eine An- lage von Wirthshauſe oder andern Gebaͤuden angenehm zu machen. Es iſt zwar ein Theil deſſelben zu einem Thiergarten umzaͤunt, und mit einer Jaͤgerwohnung und Wirthshauſe verſehen worden, in welchem einige Kamele und vieles Dannwildpret gehegt wurde; man hatte aber hierzu einen gar zu ſandigen Theil des Gehoͤlzes genom- men, wo das Vieh nicht Aetzung genug fand, und iſt daher vieles eingegangen, der Ueberreſt aber nach dem Ujasdower Thiergarten geſchafft worden.
Auf dem durch dieſes Gehoͤlze fuͤhrenden Wege kommt man in das gleich hinter ihm liegende Targuwka, ein dem Koͤnig gehoͤriges Gut, mit einem ziemlich großen Fruchtgarten und einigen Hecken bey einem kleinen Wirthshauſe, wo ſich auch bis- weilen Spaziergaͤnger einfinden.
Wenn ein ſolches Gebaͤude in dem mit ſchoͤnem Laubholz bewachſenen Theile des Waldes angelegt, dieſer nur einigermaaßen zu Spaziergaͤngen eingerichtet, und die ſchoͤnen Ausſichten des als ein Amphitheater vor Augen liegenden Warſchau benutzt wuͤrden; ſo haͤtten wir auch auf dieſer Seite einen angenehmen Luſtort mehr.
In einem ſo weitlaͤuftigen Lande, als Pohlen iſt, liegen hie und da noch manche merkwuͤrdige Landſitze zerſtreut. Auf den Guͤtern ſo vieler reichen und großen Herrſchaften, beſonders ſolcher, die fremde Laͤnder und England beſucht haben, und die in ſchoͤnern und mehr abwechſelnden Gegenden wohnen, als nahe bey War- ſchau ſind, kann man auch allerdings verſchiedene Arten von Anlagen und Verſchoͤ- nerungen im neuern Geſchmack erwarten, wovon vielleicht kuͤnftig mehr Nachrichten bekannt gemacht werden koͤnnen. *)
X. Un-
*) Sie werden ſodann einem kuͤnftigen Jahrgange meines Gartenkalenders vorbehalten.
VBand. R r
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Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.
Um von der Stadt dahin zu gelangen, muß man die uͤber die Weichſel geſchla-
gene zwoͤlfhundert Ellen lange Schiffbruͤcke paſſiren, und kommt in das am jenſeitigen
Ufer gelegene Staͤdtchen Prag, deſſen umliegende Gegenden ſehr ſandig ſind; doch
waͤre das nur tauſend Schritte von ſolchen entfernte Waͤldchen durch irgend eine An-
lage von Wirthshauſe oder andern Gebaͤuden angenehm zu machen. Es iſt zwar ein
Theil deſſelben zu einem Thiergarten umzaͤunt, und mit einer Jaͤgerwohnung und
Wirthshauſe verſehen worden, in welchem einige Kamele und vieles Dannwildpret
gehegt wurde; man hatte aber hierzu einen gar zu ſandigen Theil des Gehoͤlzes genom-
men, wo das Vieh nicht Aetzung genug fand, und iſt daher vieles eingegangen, der
Ueberreſt aber nach dem Ujasdower Thiergarten geſchafft worden.
Auf dem durch dieſes Gehoͤlze fuͤhrenden Wege kommt man in das gleich hinter
ihm liegende Targuwka, ein dem Koͤnig gehoͤriges Gut, mit einem ziemlich großen
Fruchtgarten und einigen Hecken bey einem kleinen Wirthshauſe, wo ſich auch bis-
weilen Spaziergaͤnger einfinden.
Wenn ein ſolches Gebaͤude in dem mit ſchoͤnem Laubholz bewachſenen Theile des
Waldes angelegt, dieſer nur einigermaaßen zu Spaziergaͤngen eingerichtet, und die
ſchoͤnen Ausſichten des als ein Amphitheater vor Augen liegenden Warſchau benutzt
wuͤrden; ſo haͤtten wir auch auf dieſer Seite einen angenehmen Luſtort mehr.
In einem ſo weitlaͤuftigen Lande, als Pohlen iſt, liegen hie und da noch
manche merkwuͤrdige Landſitze zerſtreut. Auf den Guͤtern ſo vieler reichen und großen
Herrſchaften, beſonders ſolcher, die fremde Laͤnder und England beſucht haben,
und die in ſchoͤnern und mehr abwechſelnden Gegenden wohnen, als nahe bey War-
ſchau ſind, kann man auch allerdings verſchiedene Arten von Anlagen und Verſchoͤ-
nerungen im neuern Geſchmack erwarten, wovon vielleicht kuͤnftig mehr Nachrichten
bekannt gemacht werden koͤnnen. *)
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*) Sie werden ſodann einem kuͤnftigen Jahrgange meines Gartenkalenders vorbehalten.
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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/321>, abgerufen am 19.07.2024.
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