Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten, Wenn man auf der Abendseite aus der Vorstadt kommt, findet man eine breite Auf dieser Seite haben wir weiter nichts von Lustgärten und Spaziergängen Um
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, Wenn man auf der Abendſeite aus der Vorſtadt kommt, findet man eine breite Auf dieſer Seite haben wir weiter nichts von Luſtgaͤrten und Spaziergaͤngen Um
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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Wenn man auf der Abendſeite aus der Vorſtadt kommt, findet man eine breite
Lindenallee, die bis in das drey Viertelſtunden davon gelegene Dorf Wola fuͤhrt.
In dieſer Allee ſind einige neue Anlagen von Gaͤrten, worunter beſonders die dem
Hrn. Kammerherrn von Unruh und dem Hrn. Kaufmann Schultz gehoͤrigen etwas
Gutes fuͤr die Zukunft verſprechen. In Wola ſelbſt iſt von der verſtorbenen Graͤ-
finn von Bruͤhl, Gemahlinn des ſeligen Premierminiſters bey Auguſt dem III,
vor etlichen zwanzig Jahren ein Garten im damaligen franzoͤſiſchen Geſchmack an-
gelegt worden, der ein ziemlich großes hoͤlzernes Landhaus und allerhand Nebenge-
baͤude hat. Vor einigen Jahren kam er in die Haͤnde des Krongroßſchatzmeiſters
Fuͤrſten Poninski, der allerhand kleine artige Gebaͤude in den verſchiedenen Hecken-
partien erbauen ließ. Demohngeachtet wird dieſer Ort wenig beſucht, ſo viel Muͤhe
man ſich auch gegeben, ihn in Ruf zu bringen. Iſt es die allzugroße Einfoͤrmig-
keit deſſelben, oder der Mangel an Waſſer und ſchoͤnen Ausſichten, oder finden die
hieſigen Einwohner mehr Vergnuͤgen, ſich in weniger gekuͤnſtelten Gegenden zu ver-
weilen? Faſt glaube ich das letztere; denn in dem eine halbe Stunde von hier ge-
gen Powonsk zu gelegenen kleinen Luſtwaͤldchen beym Dorfe Gorce oder Gurce,
welches dem Publicum einige Jahre offen geſtanden, fand ſich eine Menge Spa-
zierender ein. Auch hier ließ der Fuͤrſt Poninski, welcher es von den hieſigen
Dominicanermoͤnchen ſich zuzuwenden wußte, einige artige Partien anlegen, worunter
ſich beſonders ein hoher kuͤnſtlicher Felſen ausnimmt, der auf einer Inſel ſteht, zu
der man durch eine artige Bruͤcke kommt. Unten hat er verſchiedene Behaͤltniſſe,
und auf der Hoͤhe ein chineſiſches Luſthaus mit einem kleinen Saal, zu welchem
man auf einer bequemen ſich zwiſchen den Felſen fortwindenden Treppe gelangt.
Auf einer andern Seite des Holzes trifft man auf einem Heuſchober, in welchem
auch ein bequemes von oben erleuchtetes Zimmer befindlich iſt. Das Uebrige des
Waͤldchens iſt mit krummen Gaͤngen durchſchnitten, und auf einigen freyen Plaͤtzen
ſind Spiele angebracht. Ein Wirthshaus und ein runder Tanzſaal ſtehen beym
Eingange, und auf der andern Seite des Holzes ein kleines Herrenhaus mit einem
vom Gehoͤlze abgeſonderten Fruchtgarten. Nur iſt dieſer Ort zu eingeſchraͤnkt und
hat kein lebendiges Waſſer. Bey der jetzigen neueren Beſitzerinn, der verwittweten
Woywodinn von Smolensk, Fuͤrſtinn Sapieha, iſt es auch wieder verſchloſſen.
Von dieſem Ort fuͤhrt eine beſondere Allee wieder bis in die Vorſtadt, von welcher
es etwas weiter entfernt iſt, als Wola.
Auf dieſer Seite haben wir weiter nichts von Luſtgaͤrten und Spaziergaͤngen
in der Naͤhe. Es bleibt mir alſo nur noch die Morgenſeite zu beſchreiben
uͤbrig.
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