Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten, Von hier kommt man durch ein angenehmes, beschattetes Thal im untern Zu dem mitten in diesen gesegneten Gegenden gelegenen Lustschlosse Willanow, alle
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, Von hier kommt man durch ein angenehmes, beſchattetes Thal im untern Zu dem mitten in dieſen geſegneten Gegenden gelegenen Luſtſchloſſe Willanow, alle
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0312" n="304"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,</hi> </fw><lb/> <p>Von hier kommt man durch ein angenehmes, beſchattetes Thal im untern<lb/> Theil des Gehoͤlzes, und endlich durch eine vierfache Allee auf die Landſtraße, welche<lb/> nach <hi rendition="#fr">Willanow</hi> fuͤhrt, das eine Viertelſtunde davon entfernt iſt. Dieſe gluͤcklichen<lb/> Gefilde zeichnen ſich ſo, wie alle weitlaͤuftigen Beſitzungen des fuͤrſtl. <hi rendition="#fr">Czartoryski-<lb/> ſchen</hi> Hauſes, durch ſchoͤne Doͤrfer, treffliche Aecker, Wieſen und Alleen, unter<lb/> allen andern hieſiges Landes aus, und man ſpuͤrt uͤberall die Frucht einer weiſen Ver-<lb/> waltung, und die gluͤcklichen Folgen von den unermuͤdeten Bemuͤhungen des verſtor-<lb/> benen Fuͤrſten, Ordnung und Wohlſtand unter ſeinen Unterthanen zu verbreiten,<lb/> und, was ſo ſelten anzutreffen, wahre fuͤrſtliche Groͤße, mit guter Wirthſchaft zu<lb/> vereinigen, wozu er ſich groͤßtentheils <hi rendition="#fr">deutſcher</hi> Maͤnner in den vornehmſten Poſten<lb/> bedienete.</p><lb/> <p>Zu dem mitten in dieſen geſegneten Gegenden gelegenen Luſtſchloſſe <hi rendition="#fr">Willanow</hi>,<lb/> fuͤhren von allen Seiten breite Alleen, die ſich in dem vor ihm liegenden großen mit<lb/> alten Linden beſetzten Platze enden, der mit vielen kleinen Wohngebaͤuden, einem<lb/> großen Wirthshauſe und einer Kirche umgeben iſt. Das Schloß ſelbſt hat das<lb/> Anſehen eines vor kurzem errichteten Gebaͤudes, ob ſolches gleich beynahe hundert<lb/> Jahr ſtehet; ſo ſehr iſt jederzeit auf die Erhaltung deſſelben geſehen worden. Es<lb/> gleicht voͤllig den <hi rendition="#fr">italiaͤniſchen</hi> Villen, iſt auch groͤßtentheils das Werk eines <hi rendition="#fr">ita-<lb/> liaͤniſchen</hi> Baumeiſters; und ob gleich bey genauer Unterſuchung ſich viele Fehler<lb/> gegen den reinen Geſchmack zeigen, ſo iſt es doch im Ganzen genommen ein ſchoͤnes<lb/> Werk, werth von Koͤnigen bewohnt zu werden, wie <hi rendition="#fr">Johann</hi>, aus dem <hi rendition="#fr">Sobies-<lb/> kiſchen</hi> Hauſe, ſich ſolches dazu erbauet hat, auch darinnen geſtorben iſt. Der<lb/> Koͤnig <hi rendition="#fr">Auguſt</hi> der <hi rendition="#aq">II.</hi> hat es auch zum Bewohnen beſeſſen. Es beſtehet in einem<lb/> Hauptgebaͤude von zwey Stockwerken, mit zween daran liegenden Fluͤgeln, und iſt<lb/> mit <hi rendition="#fr">korinthiſchen</hi> anſtoßenden Saͤulen und Pilaſtern verziert, zwiſchen welche Sta-<lb/> tuen, Buͤſten, und Basreliefs angebracht ſind. Das Dach iſt meiſt platt, mit<lb/> Kupfer gedeckt und durch eine Baluſtrade verſteckt, auf welcher Statuen und Vaſen<lb/> ſtehen. Dieſe Statuen ſind mehr als mittelmaͤßig, beſonders eine Flora auf der<lb/> Hofſeite ſehr ſchoͤn. Die am Untertheile des Gebaͤudes in Niſchen angebrachten<lb/> Statuen und Buͤſten aber, groͤßtentheils Kruͤpel, die Basreliefs aber leidlich.<lb/> Der mittlere Theil des Hauptgebaͤudes iſt ein Stockwerk hoͤher, als das uͤbrige, und<lb/> enthaͤlt einen Billardſaal; an den beyden Enden des Hauptgebaͤudes ſtehen zwey<lb/> mit Kupfer bekleidete Thuͤrme. Zwey große geraͤumige Hoͤfe, mit Gebaͤuden ein-<lb/> geſchloſſen, und ein anſehnliches Portal mit Basreliefs und Statuen geziert, dienen<lb/> zum Eingange. Die innerliche Einrichtung und Meublirung iſt dem Aeußerlichen<lb/> angemeſſen, groß und koſtbar, in dem vor 50 Jahren herrſchenden Geſchmack;<lb/> <fw place="bottom" type="catch">alle</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [304/0312]
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
Von hier kommt man durch ein angenehmes, beſchattetes Thal im untern
Theil des Gehoͤlzes, und endlich durch eine vierfache Allee auf die Landſtraße, welche
nach Willanow fuͤhrt, das eine Viertelſtunde davon entfernt iſt. Dieſe gluͤcklichen
Gefilde zeichnen ſich ſo, wie alle weitlaͤuftigen Beſitzungen des fuͤrſtl. Czartoryski-
ſchen Hauſes, durch ſchoͤne Doͤrfer, treffliche Aecker, Wieſen und Alleen, unter
allen andern hieſiges Landes aus, und man ſpuͤrt uͤberall die Frucht einer weiſen Ver-
waltung, und die gluͤcklichen Folgen von den unermuͤdeten Bemuͤhungen des verſtor-
benen Fuͤrſten, Ordnung und Wohlſtand unter ſeinen Unterthanen zu verbreiten,
und, was ſo ſelten anzutreffen, wahre fuͤrſtliche Groͤße, mit guter Wirthſchaft zu
vereinigen, wozu er ſich groͤßtentheils deutſcher Maͤnner in den vornehmſten Poſten
bedienete.
Zu dem mitten in dieſen geſegneten Gegenden gelegenen Luſtſchloſſe Willanow,
fuͤhren von allen Seiten breite Alleen, die ſich in dem vor ihm liegenden großen mit
alten Linden beſetzten Platze enden, der mit vielen kleinen Wohngebaͤuden, einem
großen Wirthshauſe und einer Kirche umgeben iſt. Das Schloß ſelbſt hat das
Anſehen eines vor kurzem errichteten Gebaͤudes, ob ſolches gleich beynahe hundert
Jahr ſtehet; ſo ſehr iſt jederzeit auf die Erhaltung deſſelben geſehen worden. Es
gleicht voͤllig den italiaͤniſchen Villen, iſt auch groͤßtentheils das Werk eines ita-
liaͤniſchen Baumeiſters; und ob gleich bey genauer Unterſuchung ſich viele Fehler
gegen den reinen Geſchmack zeigen, ſo iſt es doch im Ganzen genommen ein ſchoͤnes
Werk, werth von Koͤnigen bewohnt zu werden, wie Johann, aus dem Sobies-
kiſchen Hauſe, ſich ſolches dazu erbauet hat, auch darinnen geſtorben iſt. Der
Koͤnig Auguſt der II. hat es auch zum Bewohnen beſeſſen. Es beſtehet in einem
Hauptgebaͤude von zwey Stockwerken, mit zween daran liegenden Fluͤgeln, und iſt
mit korinthiſchen anſtoßenden Saͤulen und Pilaſtern verziert, zwiſchen welche Sta-
tuen, Buͤſten, und Basreliefs angebracht ſind. Das Dach iſt meiſt platt, mit
Kupfer gedeckt und durch eine Baluſtrade verſteckt, auf welcher Statuen und Vaſen
ſtehen. Dieſe Statuen ſind mehr als mittelmaͤßig, beſonders eine Flora auf der
Hofſeite ſehr ſchoͤn. Die am Untertheile des Gebaͤudes in Niſchen angebrachten
Statuen und Buͤſten aber, groͤßtentheils Kruͤpel, die Basreliefs aber leidlich.
Der mittlere Theil des Hauptgebaͤudes iſt ein Stockwerk hoͤher, als das uͤbrige, und
enthaͤlt einen Billardſaal; an den beyden Enden des Hauptgebaͤudes ſtehen zwey
mit Kupfer bekleidete Thuͤrme. Zwey große geraͤumige Hoͤfe, mit Gebaͤuden ein-
geſchloſſen, und ein anſehnliches Portal mit Basreliefs und Statuen geziert, dienen
zum Eingange. Die innerliche Einrichtung und Meublirung iſt dem Aeußerlichen
angemeſſen, groß und koſtbar, in dem vor 50 Jahren herrſchenden Geſchmack;
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