Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten,
welchen eine starke Brücke, ebenfalls von gothischer Architectur, führt; eine andre,
bloß auf Einem Bogen gewölbt, ist weiter unten über den Strom geschlagen. Die
Lage, die das Ansehen dieses Gebäudes so trefflich hebt, machte es ehemals zu einer
unbezwinglichen Festung. Seine Geschichte steigt in längst verflossene Jahrhun-
derte zurück, in die Jahrhunderte der wilden Kampfsucht und der rohen Tapferkeit;
es hat mehr als einen Helden in seinen Mauern beschützt, mehr als einen Kampf
um sich her wüten, mehr als eine Nation eindringen und wieder verjagen gesehen.
Diese Zurückerinnerung verstärkt nicht wenig den großen Eindruck, den gleich der
Anblick seiner Lage und seines feyerlichen Ansehens erregt. Und da das Inwendige
ganz in dem starken und rohen Stil der gothischen Befestigung, den das äußere
Gepräge zeigt, eingerichtet ist, und die neuern Verbesserungen und Verzierungen
alle mit vielem Geschmack und vieler Beurtheilung in der Manier der alten Jahrhun-
derte ausgeführt sind; so gehört dieses Gebäude unstreitig zu den vollkommensten
Werken dieser Art, nicht bloß in England, sondern auch überhaupt in Europa.

[Abbildung]

2. Seit

Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
welchen eine ſtarke Bruͤcke, ebenfalls von gothiſcher Architectur, fuͤhrt; eine andre,
bloß auf Einem Bogen gewoͤlbt, iſt weiter unten uͤber den Strom geſchlagen. Die
Lage, die das Anſehen dieſes Gebaͤudes ſo trefflich hebt, machte es ehemals zu einer
unbezwinglichen Feſtung. Seine Geſchichte ſteigt in laͤngſt verfloſſene Jahrhun-
derte zuruͤck, in die Jahrhunderte der wilden Kampfſucht und der rohen Tapferkeit;
es hat mehr als einen Helden in ſeinen Mauern beſchuͤtzt, mehr als einen Kampf
um ſich her wuͤten, mehr als eine Nation eindringen und wieder verjagen geſehen.
Dieſe Zuruͤckerinnerung verſtaͤrkt nicht wenig den großen Eindruck, den gleich der
Anblick ſeiner Lage und ſeines feyerlichen Anſehens erregt. Und da das Inwendige
ganz in dem ſtarken und rohen Stil der gothiſchen Befeſtigung, den das aͤußere
Gepraͤge zeigt, eingerichtet iſt, und die neuern Verbeſſerungen und Verzierungen
alle mit vielem Geſchmack und vieler Beurtheilung in der Manier der alten Jahrhun-
derte ausgefuͤhrt ſind; ſo gehoͤrt dieſes Gebaͤude unſtreitig zu den vollkommenſten
Werken dieſer Art, nicht bloß in England, ſondern auch uͤberhaupt in Europa.

[Abbildung]

2. Seit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0286" n="278"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Ga&#x0364;rten,</hi></fw><lb/>
welchen eine &#x017F;tarke Bru&#x0364;cke, ebenfalls von <hi rendition="#fr">gothi&#x017F;cher</hi> Architectur, fu&#x0364;hrt; eine andre,<lb/>
bloß auf Einem Bogen gewo&#x0364;lbt, i&#x017F;t weiter unten u&#x0364;ber den Strom ge&#x017F;chlagen. Die<lb/>
Lage, die das An&#x017F;ehen die&#x017F;es Geba&#x0364;udes &#x017F;o trefflich hebt, machte es ehemals zu einer<lb/>
unbezwinglichen Fe&#x017F;tung. Seine Ge&#x017F;chichte &#x017F;teigt in la&#x0364;ng&#x017F;t verflo&#x017F;&#x017F;ene Jahrhun-<lb/>
derte zuru&#x0364;ck, in die Jahrhunderte der wilden Kampf&#x017F;ucht und der rohen Tapferkeit;<lb/>
es hat mehr als einen Helden in &#x017F;einen Mauern be&#x017F;chu&#x0364;tzt, mehr als einen Kampf<lb/>
um &#x017F;ich her wu&#x0364;ten, mehr als eine Nation eindringen und wieder verjagen ge&#x017F;ehen.<lb/>
Die&#x017F;e Zuru&#x0364;ckerinnerung ver&#x017F;ta&#x0364;rkt nicht wenig den großen Eindruck, den gleich der<lb/>
Anblick &#x017F;einer Lage und &#x017F;eines feyerlichen An&#x017F;ehens erregt. Und da das Inwendige<lb/>
ganz in dem &#x017F;tarken und rohen Stil der <hi rendition="#fr">gothi&#x017F;chen</hi> Befe&#x017F;tigung, den das a&#x0364;ußere<lb/>
Gepra&#x0364;ge zeigt, eingerichtet i&#x017F;t, und die neuern Verbe&#x017F;&#x017F;erungen und Verzierungen<lb/>
alle mit vielem Ge&#x017F;chmack und vieler Beurtheilung in der Manier der alten Jahrhun-<lb/>
derte ausgefu&#x0364;hrt &#x017F;ind; &#x017F;o geho&#x0364;rt die&#x017F;es Geba&#x0364;ude un&#x017F;treitig zu den vollkommen&#x017F;ten<lb/>
Werken die&#x017F;er Art, nicht bloß in <hi rendition="#fr">England,</hi> &#x017F;ondern auch u&#x0364;berhaupt in <hi rendition="#fr">Europa.</hi></p><lb/>
              <figure/>
            </div>
          </div>
          <fw place="bottom" type="catch">2. Seit</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0286] Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, welchen eine ſtarke Bruͤcke, ebenfalls von gothiſcher Architectur, fuͤhrt; eine andre, bloß auf Einem Bogen gewoͤlbt, iſt weiter unten uͤber den Strom geſchlagen. Die Lage, die das Anſehen dieſes Gebaͤudes ſo trefflich hebt, machte es ehemals zu einer unbezwinglichen Feſtung. Seine Geſchichte ſteigt in laͤngſt verfloſſene Jahrhun- derte zuruͤck, in die Jahrhunderte der wilden Kampfſucht und der rohen Tapferkeit; es hat mehr als einen Helden in ſeinen Mauern beſchuͤtzt, mehr als einen Kampf um ſich her wuͤten, mehr als eine Nation eindringen und wieder verjagen geſehen. Dieſe Zuruͤckerinnerung verſtaͤrkt nicht wenig den großen Eindruck, den gleich der Anblick ſeiner Lage und ſeines feyerlichen Anſehens erregt. Und da das Inwendige ganz in dem ſtarken und rohen Stil der gothiſchen Befeſtigung, den das aͤußere Gepraͤge zeigt, eingerichtet iſt, und die neuern Verbeſſerungen und Verzierungen alle mit vielem Geſchmack und vieler Beurtheilung in der Manier der alten Jahrhun- derte ausgefuͤhrt ſind; ſo gehoͤrt dieſes Gebaͤude unſtreitig zu den vollkommenſten Werken dieſer Art, nicht bloß in England, ſondern auch uͤberhaupt in Europa. [Abbildung] 2. Seit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/286
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/286>, abgerufen am 26.11.2024.