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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten,
die auf zweyhundert Millionen kosteten. Außerdem legte er die Gärten zu Trianon,
zu Meudon, zu Saint-Cloud, zu Sceaux, zu Chautilly, und die berühmte
Terrasse zu Saint-Germain an. Viele andere Anlagen erhielt Frankreich von
der Hand, oder von der Zeichnung dieses geschäftigen Mannes, als die Thuile-
rien
zu Paris, die elysischen Felder, die Gärten zu Gagny, Issy, Clagny,
Guermandes, Beaurepaire,
u. s. w. Er gieng 1678 nach Italien, und
gab da die Zeichnungen zu verschiedenen Gärten, als bey der Villa Pamphili, der
Villa Ludovisi, an. Selbst England nahm seine Manier auf *), sodann folgte
Schweden, und bald darauf das übrige Europa.

Nach dem le Notre bemühete sich Düfresny, Controleur der Gebäude,
der in seinem Geschmack ganz von seinem Vorgänger abwich, Gärten in einem ver-
schiedenen und mehr malerischen Stil zu erfinden. Er näherte sich schon der neuern
Manier der Engländer. Er bauete am liebsten in einer ungleichen Gegend; er
bildete selbst aus einer Ebene Hügel, um die Ansichten der Gegenstände mehr zu
vervielfältigen. Allein wenige von seinen Erfindungen kamen zur Ausführung.
Man beschuldigt ihn, daß sie zu kostbar gewesen. Vielleicht aber stand ihm der
noch so neue Modegeschmack seines Vorgängers am meisten entgegen. Düfresny
legte indessen in seiner bessern Manier die Gärten zu Mignaux nahe bey Poissy,
des Abbe Pajot bey Vincennes, und in der Vorstadt St. Antoine zwey andre
an, die ihm zugehörten und unter dem Namen Moulin und Chemincreux be-
kannt sind.

Marly, das man irrig den Rissen bald des Düfresny, bald des J. H.
Mansard
zugeschrieben, ist nach der Zeichnung des Druse, der Controleur zu
St. Germain war, angelegt. Von Desgots, einem Verwandten des le Notre,
war der Garten zu Baguolet sein vornehmstes Werk. Verschiedene andre Gärten
in Frankreich wurden damals von de la Chapelle, d' Isle, J. H. und F.
Mansart
und andern Architecten, im Ganzen nach der Manier des le Notre,
angelegt.

2.

Als der neue Gartengeschmack sich in England verbreitete, konnte die Nach-
ahmung wohl nirgends leicht zu einer lebhaftern Begeisterung steigen, als bey den
Franzosen. Mit einer Hitze, die gewöhnlich mehr den Geist der Nacheiferung
als der Erfindung spornt, fiengen sie an, die alten Gärten umzureißen, und neue
zu pflanzen a la Chinoise oder a l' Angloise. Dieser Enthusiasmus für die eng-

lische
*) S. 4ten B. S. 4.

Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
die auf zweyhundert Millionen koſteten. Außerdem legte er die Gaͤrten zu Trianon,
zu Meudon, zu Saint-Cloud, zu Sceaux, zu Chautilly, und die beruͤhmte
Terraſſe zu Saint-Germain an. Viele andere Anlagen erhielt Frankreich von
der Hand, oder von der Zeichnung dieſes geſchaͤftigen Mannes, als die Thuile-
rien
zu Paris, die elyſiſchen Felder, die Gaͤrten zu Gagny, Iſſy, Clagny,
Guermandes, Beaurepaire,
u. ſ. w. Er gieng 1678 nach Italien, und
gab da die Zeichnungen zu verſchiedenen Gaͤrten, als bey der Villa Pamphili, der
Villa Ludoviſi, an. Selbſt England nahm ſeine Manier auf *), ſodann folgte
Schweden, und bald darauf das uͤbrige Europa.

Nach dem le Notre bemuͤhete ſich Duͤfresny, Controleur der Gebaͤude,
der in ſeinem Geſchmack ganz von ſeinem Vorgaͤnger abwich, Gaͤrten in einem ver-
ſchiedenen und mehr maleriſchen Stil zu erfinden. Er naͤherte ſich ſchon der neuern
Manier der Englaͤnder. Er bauete am liebſten in einer ungleichen Gegend; er
bildete ſelbſt aus einer Ebene Huͤgel, um die Anſichten der Gegenſtaͤnde mehr zu
vervielfaͤltigen. Allein wenige von ſeinen Erfindungen kamen zur Ausfuͤhrung.
Man beſchuldigt ihn, daß ſie zu koſtbar geweſen. Vielleicht aber ſtand ihm der
noch ſo neue Modegeſchmack ſeines Vorgaͤngers am meiſten entgegen. Duͤfresny
legte indeſſen in ſeiner beſſern Manier die Gaͤrten zu Mignaux nahe bey Poiſſy,
des Abbé Pajot bey Vincennes, und in der Vorſtadt St. Antoine zwey andre
an, die ihm zugehoͤrten und unter dem Namen Moulin und Chemincreux be-
kannt ſind.

Marly, das man irrig den Riſſen bald des Duͤfresny, bald des J. H.
Manſard
zugeſchrieben, iſt nach der Zeichnung des Druſé, der Controleur zu
St. Germain war, angelegt. Von Desgots, einem Verwandten des le Notre,
war der Garten zu Baguolet ſein vornehmſtes Werk. Verſchiedene andre Gaͤrten
in Frankreich wurden damals von de la Chapelle, d’ Iſle, J. H. und F.
Manſart
und andern Architecten, im Ganzen nach der Manier des le Notre,
angelegt.

2.

Als der neue Gartengeſchmack ſich in England verbreitete, konnte die Nach-
ahmung wohl nirgends leicht zu einer lebhaftern Begeiſterung ſteigen, als bey den
Franzoſen. Mit einer Hitze, die gewoͤhnlich mehr den Geiſt der Nacheiferung
als der Erfindung ſpornt, fiengen ſie an, die alten Gaͤrten umzureißen, und neue
zu pflanzen à la Chinoiſe oder à l’ Angloiſe. Dieſer Enthuſiasmus fuͤr die eng-

liſche
*) S. 4ten B. S. 4.
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[256/0264] Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, die auf zweyhundert Millionen koſteten. Außerdem legte er die Gaͤrten zu Trianon, zu Meudon, zu Saint-Cloud, zu Sceaux, zu Chautilly, und die beruͤhmte Terraſſe zu Saint-Germain an. Viele andere Anlagen erhielt Frankreich von der Hand, oder von der Zeichnung dieſes geſchaͤftigen Mannes, als die Thuile- rien zu Paris, die elyſiſchen Felder, die Gaͤrten zu Gagny, Iſſy, Clagny, Guermandes, Beaurepaire, u. ſ. w. Er gieng 1678 nach Italien, und gab da die Zeichnungen zu verſchiedenen Gaͤrten, als bey der Villa Pamphili, der Villa Ludoviſi, an. Selbſt England nahm ſeine Manier auf *), ſodann folgte Schweden, und bald darauf das uͤbrige Europa. Nach dem le Notre bemuͤhete ſich Duͤfresny, Controleur der Gebaͤude, der in ſeinem Geſchmack ganz von ſeinem Vorgaͤnger abwich, Gaͤrten in einem ver- ſchiedenen und mehr maleriſchen Stil zu erfinden. Er naͤherte ſich ſchon der neuern Manier der Englaͤnder. Er bauete am liebſten in einer ungleichen Gegend; er bildete ſelbſt aus einer Ebene Huͤgel, um die Anſichten der Gegenſtaͤnde mehr zu vervielfaͤltigen. Allein wenige von ſeinen Erfindungen kamen zur Ausfuͤhrung. Man beſchuldigt ihn, daß ſie zu koſtbar geweſen. Vielleicht aber ſtand ihm der noch ſo neue Modegeſchmack ſeines Vorgaͤngers am meiſten entgegen. Duͤfresny legte indeſſen in ſeiner beſſern Manier die Gaͤrten zu Mignaux nahe bey Poiſſy, des Abbé Pajot bey Vincennes, und in der Vorſtadt St. Antoine zwey andre an, die ihm zugehoͤrten und unter dem Namen Moulin und Chemincreux be- kannt ſind. Marly, das man irrig den Riſſen bald des Duͤfresny, bald des J. H. Manſard zugeſchrieben, iſt nach der Zeichnung des Druſé, der Controleur zu St. Germain war, angelegt. Von Desgots, einem Verwandten des le Notre, war der Garten zu Baguolet ſein vornehmſtes Werk. Verſchiedene andre Gaͤrten in Frankreich wurden damals von de la Chapelle, d’ Iſle, J. H. und F. Manſart und andern Architecten, im Ganzen nach der Manier des le Notre, angelegt. 2. Als der neue Gartengeſchmack ſich in England verbreitete, konnte die Nach- ahmung wohl nirgends leicht zu einer lebhaftern Begeiſterung ſteigen, als bey den Franzoſen. Mit einer Hitze, die gewoͤhnlich mehr den Geiſt der Nacheiferung als der Erfindung ſpornt, fiengen ſie an, die alten Gaͤrten umzureißen, und neue zu pflanzen à la Chinoiſe oder à l’ Angloiſe. Dieſer Enthuſiasmus fuͤr die eng- liſche *) S. 4ten B. S. 4.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/264>, abgerufen am 23.11.2024.