Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gärten, die den Gesichtskreis schließen. Das Haus ist in einem sehr angenehmen Stil ge-bauet, und mit Geschmack verziert. Auf seinen Seiten schattet eine schöne Pflan- zung von Kastanienbäumen, mit Blumenfluren vor dem Eingange unterbrochen. Diese Bäume machen mit den Aussichten einen der schönsten Spaziergänge in der Welt. Man blickt nach Genf hinab über eine große Wiese, worinn etwas seit- wärts Spaziergänge und eine neue Pflanzung ausländischer Bäume im englischen Geschmack angelegt sind. Der Garten verbindet mit seiner außerordentlichen An- nehmlichkeit noch einen so beträchtlichen Umfang, als man selten in der Schweiz findet. Bey diesen Vorzügen entbehrt er leicht Springbrunnen, die in diesen Ge- genden ganz mangeln, so häufig man sie sonst in Helvetien antrifft. In den Gärten der Berner und Züricher sieht man noch viele Taxus in In der großen Menge von Vorstellungen helvetischer Landschaften, die sich III. Frank- *) S. 1sten B. S. 135 -- 136.
Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten, die den Geſichtskreis ſchließen. Das Haus iſt in einem ſehr angenehmen Stil ge-bauet, und mit Geſchmack verziert. Auf ſeinen Seiten ſchattet eine ſchoͤne Pflan- zung von Kaſtanienbaͤumen, mit Blumenfluren vor dem Eingange unterbrochen. Dieſe Baͤume machen mit den Ausſichten einen der ſchoͤnſten Spaziergaͤnge in der Welt. Man blickt nach Genf hinab uͤber eine große Wieſe, worinn etwas ſeit- waͤrts Spaziergaͤnge und eine neue Pflanzung auslaͤndiſcher Baͤume im engliſchen Geſchmack angelegt ſind. Der Garten verbindet mit ſeiner außerordentlichen An- nehmlichkeit noch einen ſo betraͤchtlichen Umfang, als man ſelten in der Schweiz findet. Bey dieſen Vorzuͤgen entbehrt er leicht Springbrunnen, die in dieſen Ge- genden ganz mangeln, ſo haͤufig man ſie ſonſt in Helvetien antrifft. In den Gaͤrten der Berner und Zuͤricher ſieht man noch viele Taxus in In der großen Menge von Vorſtellungen helvetiſcher Landſchaften, die ſich III. Frank- *) S. 1ſten B. S. 135 — 136.
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Zweyter Anhang. Kurze Nachrichten von Gaͤrten,
die den Geſichtskreis ſchließen. Das Haus iſt in einem ſehr angenehmen Stil ge-
bauet, und mit Geſchmack verziert. Auf ſeinen Seiten ſchattet eine ſchoͤne Pflan-
zung von Kaſtanienbaͤumen, mit Blumenfluren vor dem Eingange unterbrochen.
Dieſe Baͤume machen mit den Ausſichten einen der ſchoͤnſten Spaziergaͤnge in der
Welt. Man blickt nach Genf hinab uͤber eine große Wieſe, worinn etwas ſeit-
waͤrts Spaziergaͤnge und eine neue Pflanzung auslaͤndiſcher Baͤume im engliſchen
Geſchmack angelegt ſind. Der Garten verbindet mit ſeiner außerordentlichen An-
nehmlichkeit noch einen ſo betraͤchtlichen Umfang, als man ſelten in der Schweiz
findet. Bey dieſen Vorzuͤgen entbehrt er leicht Springbrunnen, die in dieſen Ge-
genden ganz mangeln, ſo haͤufig man ſie ſonſt in Helvetien antrifft.
In den Gaͤrten der Berner und Zuͤricher ſieht man noch viele Taxus in
Kugeln und Spitzſaͤulen geſchnitten. So ſchwer iſt es, daß ſelbſt Leute von Ein-
ſicht ſich von alten Vorurtheilen loswinden. Man wird in der That bey dem Ein-
tritt in die Vorſtadt von Zuͤrich von dieſem Anblick nicht wenig in Verwunderung
geſetzt, da man ſogar die Obſtbaͤume in Kugelformen verkuͤnſtelt ſieht. Und hier
wohnt der Vertraute der ſchoͤnen Natur, der ſanfte Idyllendichter, Geßner, der
lange ſchon den reinern Gartengeſchmack empfahl *). Aber es iſt dieß nicht der ein-
zige Fall, daß ein Mann ferne Nationen unterrichtet, und an ſeinem kleinen Wohn-
ort nicht gehoͤrt wird.
In der großen Menge von Vorſtellungen helvetiſcher Landſchaften, die ſich
noch jaͤhrlich vermehren, findet man zwar wenig von Gaͤrten und neuen Landhaͤuſern,
aber viele erhabene, romantiſche und reizende Gegenden, beſonders maleriſche Lagen
von Landwohnungen und Doͤrfern auf Bergen und ihren Abhaͤngen, von Waſſer-
faͤllen, von Ruinen und noch ſtehenden bejahrten Schloͤſſern, die meiſtens von den
Landvoigten der Kantons bewohnt werden.
III. Frank-
*) S. 1ſten B. S. 135 — 136.
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