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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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einzelner Theile eines Landsitzes.
Fruchtbaumgärten. Sie versorgen ihn mit schmackhafter und gesunder Nahrung,
und zuweilen mit einem Ueberfluß zum vortheilhaften Landhandel. Allein sie ver-
anlassen auch die angenehmsten Beschäftigungen, und wenn er im Herbst den
Reichthum der Früchte seines Gartens einsammelt, so feyert er mit seinen Haus-
genossen ein Fest, das die reinste Freude gewährt, weil es ein Fest der Natur
ist. Auch wenn in Feyerabenden das Landvolk hin und her unter seinen Frucht-
bäumen zerstreut ruhet, oder sich mit Gesang und Spiel und Tanz ergötzt, so
stellt dieß eine der heitersten Landscenen dar, die an die Glückseligkeit des ersten
Weltalters wieder erinnert. Wie reizend eine Gegend durch Gartenanbau wer-
den kann, das zeigen, außer so vielen andern Beyspielen, die sogenannten
Vierlande bey Hamburg. Ueberall lacht Fruchtbarkeit und Cultur dem Auge
entgegen. Man reiset fast durch lauter Gärten, oder durch Felder, die garten-
mäßig bearbeitet sind; und überall erblickt man in ihnen die Besitzer mit einer
glücklichen Emsigkeit verbreitet. Die Gärten wechseln mit fruchtbaren Kornflu-
ren, die mit einzelnen Bäumen oder schönen Baumklumpen abgetheilt sind, mit
Wiesen, mit Viehgruppen, die halb im hohen Grase versteckt sind, mit Dör-
fern und mit abgesonderten Landwohnungen ab. Die Gärten sind voll Küchen-
gewächse, besonders voll großer, schöner und schmackhafter Erdbeeren, die hier
in einer erstaunlichen Menge gewonnen werden, voll Kirschbäume und andern
Obstgattungen. Der Verkauf der Erdbeeren und Kirschen ist ungemein beträcht-
lich. Die Lage zum Absatz ist nicht weniger vortheilhaft, als der Fleiß dieser
Landleute glücklich ist. Sie verkaufen nach Hamburg, und senden den andern
Ueberfluß nach den lüneburgischen Sandgegenden. Die gesunden und fröhli-
chen Landmädchen begrüßen den Reisenden, indem sie ihnen die angenehmsten
Geschenke der Natur, Blumen, Erdbeeren und Kirschen, anbieten. Man
genießt recht glückliche Stunden, wenn man durch diese gesegneten Gefilde fährt.

Die grünen Einzäunungen der verschiedenen Grundstücke, um die Dörfer
oder einzelnen Landwohnungen her, tragen nicht wenig zur Verschönerung des Lan-
des bey, dem sie ein lachendes Ansehen geben. Sie erregen zugleich die Vor-
stellung von bestimmtem Eigenthum und von Aufhebung der Gemeinheiten; sie
setzen die Fluren gegen die Verwüstungen des Windes und des Sandes mehr
in Sicherheit; sie verstatten Viehweiden ohne Hütung, eine bessere Benutzung
des Düngers und eine größere Befruchtung des Landes; sie können selbst in ei-
nigen Gegenden von mancherley Fruchtsträuchern angelegt und dadurch noch nütz-
licher werden.

Die
V Band. Y

einzelner Theile eines Landſitzes.
Fruchtbaumgaͤrten. Sie verſorgen ihn mit ſchmackhafter und geſunder Nahrung,
und zuweilen mit einem Ueberfluß zum vortheilhaften Landhandel. Allein ſie ver-
anlaſſen auch die angenehmſten Beſchaͤftigungen, und wenn er im Herbſt den
Reichthum der Fruͤchte ſeines Gartens einſammelt, ſo feyert er mit ſeinen Haus-
genoſſen ein Feſt, das die reinſte Freude gewaͤhrt, weil es ein Feſt der Natur
iſt. Auch wenn in Feyerabenden das Landvolk hin und her unter ſeinen Frucht-
baͤumen zerſtreut ruhet, oder ſich mit Geſang und Spiel und Tanz ergoͤtzt, ſo
ſtellt dieß eine der heiterſten Landſcenen dar, die an die Gluͤckſeligkeit des erſten
Weltalters wieder erinnert. Wie reizend eine Gegend durch Gartenanbau wer-
den kann, das zeigen, außer ſo vielen andern Beyſpielen, die ſogenannten
Vierlande bey Hamburg. Ueberall lacht Fruchtbarkeit und Cultur dem Auge
entgegen. Man reiſet faſt durch lauter Gaͤrten, oder durch Felder, die garten-
maͤßig bearbeitet ſind; und uͤberall erblickt man in ihnen die Beſitzer mit einer
gluͤcklichen Emſigkeit verbreitet. Die Gaͤrten wechſeln mit fruchtbaren Kornflu-
ren, die mit einzelnen Baͤumen oder ſchoͤnen Baumklumpen abgetheilt ſind, mit
Wieſen, mit Viehgruppen, die halb im hohen Graſe verſteckt ſind, mit Doͤr-
fern und mit abgeſonderten Landwohnungen ab. Die Gaͤrten ſind voll Kuͤchen-
gewaͤchſe, beſonders voll großer, ſchoͤner und ſchmackhafter Erdbeeren, die hier
in einer erſtaunlichen Menge gewonnen werden, voll Kirſchbaͤume und andern
Obſtgattungen. Der Verkauf der Erdbeeren und Kirſchen iſt ungemein betraͤcht-
lich. Die Lage zum Abſatz iſt nicht weniger vortheilhaft, als der Fleiß dieſer
Landleute gluͤcklich iſt. Sie verkaufen nach Hamburg, und ſenden den andern
Ueberfluß nach den luͤneburgiſchen Sandgegenden. Die geſunden und froͤhli-
chen Landmaͤdchen begruͤßen den Reiſenden, indem ſie ihnen die angenehmſten
Geſchenke der Natur, Blumen, Erdbeeren und Kirſchen, anbieten. Man
genießt recht gluͤckliche Stunden, wenn man durch dieſe geſegneten Gefilde faͤhrt.

Die gruͤnen Einzaͤunungen der verſchiedenen Grundſtuͤcke, um die Doͤrfer
oder einzelnen Landwohnungen her, tragen nicht wenig zur Verſchoͤnerung des Lan-
des bey, dem ſie ein lachendes Anſehen geben. Sie erregen zugleich die Vor-
ſtellung von beſtimmtem Eigenthum und von Aufhebung der Gemeinheiten; ſie
ſetzen die Fluren gegen die Verwuͤſtungen des Windes und des Sandes mehr
in Sicherheit; ſie verſtatten Viehweiden ohne Huͤtung, eine beſſere Benutzung
des Duͤngers und eine groͤßere Befruchtung des Landes; ſie koͤnnen ſelbſt in ei-
nigen Gegenden von mancherley Fruchtſtraͤuchern angelegt und dadurch noch nuͤtz-
licher werden.

Die
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[169/0177] einzelner Theile eines Landſitzes. Fruchtbaumgaͤrten. Sie verſorgen ihn mit ſchmackhafter und geſunder Nahrung, und zuweilen mit einem Ueberfluß zum vortheilhaften Landhandel. Allein ſie ver- anlaſſen auch die angenehmſten Beſchaͤftigungen, und wenn er im Herbſt den Reichthum der Fruͤchte ſeines Gartens einſammelt, ſo feyert er mit ſeinen Haus- genoſſen ein Feſt, das die reinſte Freude gewaͤhrt, weil es ein Feſt der Natur iſt. Auch wenn in Feyerabenden das Landvolk hin und her unter ſeinen Frucht- baͤumen zerſtreut ruhet, oder ſich mit Geſang und Spiel und Tanz ergoͤtzt, ſo ſtellt dieß eine der heiterſten Landſcenen dar, die an die Gluͤckſeligkeit des erſten Weltalters wieder erinnert. Wie reizend eine Gegend durch Gartenanbau wer- den kann, das zeigen, außer ſo vielen andern Beyſpielen, die ſogenannten Vierlande bey Hamburg. Ueberall lacht Fruchtbarkeit und Cultur dem Auge entgegen. Man reiſet faſt durch lauter Gaͤrten, oder durch Felder, die garten- maͤßig bearbeitet ſind; und uͤberall erblickt man in ihnen die Beſitzer mit einer gluͤcklichen Emſigkeit verbreitet. Die Gaͤrten wechſeln mit fruchtbaren Kornflu- ren, die mit einzelnen Baͤumen oder ſchoͤnen Baumklumpen abgetheilt ſind, mit Wieſen, mit Viehgruppen, die halb im hohen Graſe verſteckt ſind, mit Doͤr- fern und mit abgeſonderten Landwohnungen ab. Die Gaͤrten ſind voll Kuͤchen- gewaͤchſe, beſonders voll großer, ſchoͤner und ſchmackhafter Erdbeeren, die hier in einer erſtaunlichen Menge gewonnen werden, voll Kirſchbaͤume und andern Obſtgattungen. Der Verkauf der Erdbeeren und Kirſchen iſt ungemein betraͤcht- lich. Die Lage zum Abſatz iſt nicht weniger vortheilhaft, als der Fleiß dieſer Landleute gluͤcklich iſt. Sie verkaufen nach Hamburg, und ſenden den andern Ueberfluß nach den luͤneburgiſchen Sandgegenden. Die geſunden und froͤhli- chen Landmaͤdchen begruͤßen den Reiſenden, indem ſie ihnen die angenehmſten Geſchenke der Natur, Blumen, Erdbeeren und Kirſchen, anbieten. Man genießt recht gluͤckliche Stunden, wenn man durch dieſe geſegneten Gefilde faͤhrt. Die gruͤnen Einzaͤunungen der verſchiedenen Grundſtuͤcke, um die Doͤrfer oder einzelnen Landwohnungen her, tragen nicht wenig zur Verſchoͤnerung des Lan- des bey, dem ſie ein lachendes Anſehen geben. Sie erregen zugleich die Vor- ſtellung von beſtimmtem Eigenthum und von Aufhebung der Gemeinheiten; ſie ſetzen die Fluren gegen die Verwuͤſtungen des Windes und des Sandes mehr in Sicherheit; ſie verſtatten Viehweiden ohne Huͤtung, eine beſſere Benutzung des Duͤngers und eine groͤßere Befruchtung des Landes; ſie koͤnnen ſelbſt in ei- nigen Gegenden von mancherley Fruchtſtraͤuchern angelegt und dadurch noch nuͤtz- licher werden. Die V Band. Y

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/177>, abgerufen am 22.11.2024.