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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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einzelner Theile eines Landsitzes.
hervor. Mit der wirthschaftlichen Aufmerksamkeit verbindet er mitleidige Sorgen;
er thut Gutes, er empfindet die Süßigkeit des Wohlthuns, und die Zeit verfließet so
schnell, daß ihm davon kaum zu einigen weiten Spaziergängen etwas übrig bleibt.

Indessen hat er sich noch interessantere Spaziergänge zu verschaffen gewußt.
Längst an dem Ufer des kleinen Bachs geht ein gebahnter Weg hinunter, der sich,
wie der Bach, schlängelt, und zu ländlichen Aussichten und wohlangebrachten
Ruheplätzen führet; diese letztern sind zugleich zum Fischen eingerichtet, schatticht
und bequem. Man findet daselbst die nöthigen Geräthschaften, und kleine Fahr-
zeuge, um die Fischer zu begleiten.

Auf andern Wegen hat man die Aussicht nach den verschiedenen Fabriken, die
wir durchgegangen haben. Wenn er Lust hat, auf den Abhang sich zu erheben, der
dem, von welchem er herabstieg, gegenüber steht; so findet er Brücken und Gän-
ge, die, so wie der Boden sich erhebet, mit Kirschbäumen, Aepfelbäumen, und
andern nützlichen Bäumen besetzt sind.

So weit Watelet.

Nachher konnte auch de Lille in seinem reizenden Lehrgedichte über die Gärten*)
die Schilderung von einer wohl angelegten Meyerey nicht übergehen.

La ferme, le tresor, le'plaisir de son maitre,
Reclamera d' abord sa parure champetre.
Que l' orgueilleux chateau ne la dedaigne pas;
Il lui doit sa richesse; et ses simples appas
L' emportent sur son luxe, autant que l' art d' Armide
Cede au souris naif d' une vierge timide.
La ferme! A ce seul nom les moissons, les vergers,
Le regne pastoral, les doux soins des bergers,
Ces biens de l' age d'or, dont l' image cherie
Plut tant a mon enfance, age d'or de la vie,
Reveillent dans mon coeur mille regrets touchans;
Venez; de vos oiseaux j'entends deja le chants;
J' entends rouler les chars qui trainent l' abondance,
Et le bruit de fleaux qui tombent en cadence.
Ornez donc ce sejour. Mais absurde a grands frais,
N' allez par eriger une ferme en palais.
Elegante
*) Les Jardins. Poeme. S. 87 -- 89.

einzelner Theile eines Landſitzes.
hervor. Mit der wirthſchaftlichen Aufmerkſamkeit verbindet er mitleidige Sorgen;
er thut Gutes, er empfindet die Suͤßigkeit des Wohlthuns, und die Zeit verfließet ſo
ſchnell, daß ihm davon kaum zu einigen weiten Spaziergaͤngen etwas uͤbrig bleibt.

Indeſſen hat er ſich noch intereſſantere Spaziergaͤnge zu verſchaffen gewußt.
Laͤngſt an dem Ufer des kleinen Bachs geht ein gebahnter Weg hinunter, der ſich,
wie der Bach, ſchlaͤngelt, und zu laͤndlichen Ausſichten und wohlangebrachten
Ruheplaͤtzen fuͤhret; dieſe letztern ſind zugleich zum Fiſchen eingerichtet, ſchatticht
und bequem. Man findet daſelbſt die noͤthigen Geraͤthſchaften, und kleine Fahr-
zeuge, um die Fiſcher zu begleiten.

Auf andern Wegen hat man die Ausſicht nach den verſchiedenen Fabriken, die
wir durchgegangen haben. Wenn er Luſt hat, auf den Abhang ſich zu erheben, der
dem, von welchem er herabſtieg, gegenuͤber ſteht; ſo findet er Bruͤcken und Gaͤn-
ge, die, ſo wie der Boden ſich erhebet, mit Kirſchbaͤumen, Aepfelbaͤumen, und
andern nuͤtzlichen Baͤumen beſetzt ſind.

So weit Watelet.

Nachher konnte auch de Lille in ſeinem reizenden Lehrgedichte uͤber die Gaͤrten*)
die Schilderung von einer wohl angelegten Meyerey nicht uͤbergehen.

La ferme, le tréſor, le’plaiſir de ſon mâitre,
Reclamera d’ abord ſa parure champêtre.
Que l’ orgueilleux chateau ne la dédaigne pas;
Il lui doit ſa richeſſe; et ſes ſimples appas
L’ emportent ſur ſon luxe, autant que l’ art d’ Armide
Cêde au ſouris naïf d’ une vierge timide.
La ferme! A ce ſeul nom les moiſſons, les vergers,
Le règne paſtoral, les doux ſoins des bergers,
Ces biens de l’ âge d’or, dont l’ image chérie
Plut tant à mon enfance, âge d’or de la vie,
Réveillent dans mon coeur mille regrets touchans;
Venez; de vos oiſeaux j’entends déjà le chants;
J’ entends rouler les chars qui trâinent l’ abondance,
Et le bruit de fléaux qui tombent en cadence.
Ornez donc ce ſéjour. Mais abſurde à grands frais,
N’ allez par ériger une ferme en palais.
Elégante
*) Les Jardins. Poeme. S. 87 — 89.
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[143/0151] einzelner Theile eines Landſitzes. hervor. Mit der wirthſchaftlichen Aufmerkſamkeit verbindet er mitleidige Sorgen; er thut Gutes, er empfindet die Suͤßigkeit des Wohlthuns, und die Zeit verfließet ſo ſchnell, daß ihm davon kaum zu einigen weiten Spaziergaͤngen etwas uͤbrig bleibt. Indeſſen hat er ſich noch intereſſantere Spaziergaͤnge zu verſchaffen gewußt. Laͤngſt an dem Ufer des kleinen Bachs geht ein gebahnter Weg hinunter, der ſich, wie der Bach, ſchlaͤngelt, und zu laͤndlichen Ausſichten und wohlangebrachten Ruheplaͤtzen fuͤhret; dieſe letztern ſind zugleich zum Fiſchen eingerichtet, ſchatticht und bequem. Man findet daſelbſt die noͤthigen Geraͤthſchaften, und kleine Fahr- zeuge, um die Fiſcher zu begleiten. Auf andern Wegen hat man die Ausſicht nach den verſchiedenen Fabriken, die wir durchgegangen haben. Wenn er Luſt hat, auf den Abhang ſich zu erheben, der dem, von welchem er herabſtieg, gegenuͤber ſteht; ſo findet er Bruͤcken und Gaͤn- ge, die, ſo wie der Boden ſich erhebet, mit Kirſchbaͤumen, Aepfelbaͤumen, und andern nuͤtzlichen Baͤumen beſetzt ſind. So weit Watelet. Nachher konnte auch de Lille in ſeinem reizenden Lehrgedichte uͤber die Gaͤrten *) die Schilderung von einer wohl angelegten Meyerey nicht uͤbergehen. La ferme, le tréſor, le’plaiſir de ſon mâitre, Reclamera d’ abord ſa parure champêtre. Que l’ orgueilleux chateau ne la dédaigne pas; Il lui doit ſa richeſſe; et ſes ſimples appas L’ emportent ſur ſon luxe, autant que l’ art d’ Armide Cêde au ſouris naïf d’ une vierge timide. La ferme! A ce ſeul nom les moiſſons, les vergers, Le règne paſtoral, les doux ſoins des bergers, Ces biens de l’ âge d’or, dont l’ image chérie Plut tant à mon enfance, âge d’or de la vie, Réveillent dans mon coeur mille regrets touchans; Venez; de vos oiſeaux j’entends déjà le chants; J’ entends rouler les chars qui trâinent l’ abondance, Et le bruit de fléaux qui tombent en cadence. Ornez donc ce ſéjour. Mais abſurde à grands frais, N’ allez par ériger une ferme en palais. Elégante *) Les Jardins. Poeme. S. 87 — 89.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/151>, abgerufen am 24.11.2024.