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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Achter Abschnitt. Gartenmäßige Verschönerung
genehmer Umstand. Diese alle können einzeln angebracht werden; und außer ihnen
sind alle Arten von Bauerwohnungen schicklich. Unter so vielen Gebäuden können
einige zu andern Absichten angewendet werden, als ihre scheinbare Einrichtung anzu-
zeigen scheint; und ihre äußerliche Gestalt mag beschaffen seyn, wie sie will, so kön-
nen sie doch inwendig einen angenehmen Ort des Aufenthalts, zur Erfrischung, zum
Zeitvertreibe, oder zur Bedeckung vor dem Wetter, abgeben.

Diese Bemerkungen begleitet Whately mit der Beschreibung von Woburn,
bey Meybridge in Surry, die er für die vollkommenste Ausführung in dieser Gat-
tung von Verschönerung hält, nachdem er vorher eine Schilderung von den berühm-
ten Leasowes *) oder Hinterfeldern gegeben.

Die geschmückte Länderey oder Meyerey zu Woburn enthält hundert und
funfzig Morgen Landes, wovon beynahe fünf und dreyßig bis auf den höchsten Grad
verschönert sind; von den übrigen sind ohngefähr zwey Drittheile zu Tristen, und das
dritte zum Ackerbau bestimmt. Dennoch aber verbreiten sich die Verzierungen über
ein jedes besonderes Stück. Denn sie sind längst an den Seiten eines Spaziergan-
ges angebracht, der nebst seinem Zubehör einen breiten Zirkel rund um die Triften
beschreibt, und durch Saatfelder, wiewohl viel schmaler, fortgeführet ist. Dieser
Weg ist eigentlich ein Garten; alles innerhalb desselben ist Länderey, welche ganz
an den zwo Seiten eines Berges und auf einer Ebene an dem Fuße desselben ange-
bracht ist. Die Ebene ist in Felder abgetheilt; und die Triften nehmen den Berg
ein. Sie werden von dem Spaziergange eingeschlossen, und von einem andern
Wege durchschnitten, der über die Höhe des Berges führet, welcher gleichfalls
prächtig geziert ist, und die Triften in zwo Fluren theilet, deren jede ganz und gar
mit Garten eingefaßt ist.

Diese sind von sich selbst einnehmend: in beyden hat der Boden eine sehr schöne
Lage. Es wechseln theils Klumpen, theils einzelne Bäume darauf ab; und die
Gebäude auf dem Spazierwege scheinen mit ihnen verbunden zu seyn. Auf dem
Gipfel des Berges ist ein großes achteckigtes Haus; und nicht weit von demselben
zeigen sich die Ruinen von einer Capelle. Von der einen Flur sieht man diese Rui-
nen, auf der Höhe eines gemächlich ansteigenden Hügels, auf den Seiten und im
Rücken mit Gruppen von Bäumen eingeschlossen; von der andern erscheinet das Acht-
eck auf dem hohen Rande eines steilen Absturzes und an der Seite eines artigen
Hayns, der sich von dem Abhange herabneigt. Diese Flur wird auch noch durch
ein zierliches gothisches Gebäude verschönert; die erstere aber unterscheidet sich durch
das Wohnhaus, und durch eine Laube am Eingange. Und in beyden trifft man be-

ständig
*) S. den 4ten B. S. 247 u. f.

Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung
genehmer Umſtand. Dieſe alle koͤnnen einzeln angebracht werden; und außer ihnen
ſind alle Arten von Bauerwohnungen ſchicklich. Unter ſo vielen Gebaͤuden koͤnnen
einige zu andern Abſichten angewendet werden, als ihre ſcheinbare Einrichtung anzu-
zeigen ſcheint; und ihre aͤußerliche Geſtalt mag beſchaffen ſeyn, wie ſie will, ſo koͤn-
nen ſie doch inwendig einen angenehmen Ort des Aufenthalts, zur Erfriſchung, zum
Zeitvertreibe, oder zur Bedeckung vor dem Wetter, abgeben.

Dieſe Bemerkungen begleitet Whately mit der Beſchreibung von Woburn,
bey Meybridge in Surry, die er fuͤr die vollkommenſte Ausfuͤhrung in dieſer Gat-
tung von Verſchoͤnerung haͤlt, nachdem er vorher eine Schilderung von den beruͤhm-
ten Leaſowes *) oder Hinterfeldern gegeben.

Die geſchmuͤckte Laͤnderey oder Meyerey zu Woburn enthaͤlt hundert und
funfzig Morgen Landes, wovon beynahe fuͤnf und dreyßig bis auf den hoͤchſten Grad
verſchoͤnert ſind; von den uͤbrigen ſind ohngefaͤhr zwey Drittheile zu Triſten, und das
dritte zum Ackerbau beſtimmt. Dennoch aber verbreiten ſich die Verzierungen uͤber
ein jedes beſonderes Stuͤck. Denn ſie ſind laͤngſt an den Seiten eines Spaziergan-
ges angebracht, der nebſt ſeinem Zubehoͤr einen breiten Zirkel rund um die Triften
beſchreibt, und durch Saatfelder, wiewohl viel ſchmaler, fortgefuͤhret iſt. Dieſer
Weg iſt eigentlich ein Garten; alles innerhalb deſſelben iſt Laͤnderey, welche ganz
an den zwo Seiten eines Berges und auf einer Ebene an dem Fuße deſſelben ange-
bracht iſt. Die Ebene iſt in Felder abgetheilt; und die Triften nehmen den Berg
ein. Sie werden von dem Spaziergange eingeſchloſſen, und von einem andern
Wege durchſchnitten, der uͤber die Hoͤhe des Berges fuͤhret, welcher gleichfalls
praͤchtig geziert iſt, und die Triften in zwo Fluren theilet, deren jede ganz und gar
mit Garten eingefaßt iſt.

Dieſe ſind von ſich ſelbſt einnehmend: in beyden hat der Boden eine ſehr ſchoͤne
Lage. Es wechſeln theils Klumpen, theils einzelne Baͤume darauf ab; und die
Gebaͤude auf dem Spazierwege ſcheinen mit ihnen verbunden zu ſeyn. Auf dem
Gipfel des Berges iſt ein großes achteckigtes Haus; und nicht weit von demſelben
zeigen ſich die Ruinen von einer Capelle. Von der einen Flur ſieht man dieſe Rui-
nen, auf der Hoͤhe eines gemaͤchlich anſteigenden Huͤgels, auf den Seiten und im
Ruͤcken mit Gruppen von Baͤumen eingeſchloſſen; von der andern erſcheinet das Acht-
eck auf dem hohen Rande eines ſteilen Abſturzes und an der Seite eines artigen
Hayns, der ſich von dem Abhange herabneigt. Dieſe Flur wird auch noch durch
ein zierliches gothiſches Gebaͤude verſchoͤnert; die erſtere aber unterſcheidet ſich durch
das Wohnhaus, und durch eine Laube am Eingange. Und in beyden trifft man be-

ſtaͤndig
*) S. den 4ten B. S. 247 u. f.
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[132/0140] Achter Abſchnitt. Gartenmaͤßige Verſchoͤnerung genehmer Umſtand. Dieſe alle koͤnnen einzeln angebracht werden; und außer ihnen ſind alle Arten von Bauerwohnungen ſchicklich. Unter ſo vielen Gebaͤuden koͤnnen einige zu andern Abſichten angewendet werden, als ihre ſcheinbare Einrichtung anzu- zeigen ſcheint; und ihre aͤußerliche Geſtalt mag beſchaffen ſeyn, wie ſie will, ſo koͤn- nen ſie doch inwendig einen angenehmen Ort des Aufenthalts, zur Erfriſchung, zum Zeitvertreibe, oder zur Bedeckung vor dem Wetter, abgeben. Dieſe Bemerkungen begleitet Whately mit der Beſchreibung von Woburn, bey Meybridge in Surry, die er fuͤr die vollkommenſte Ausfuͤhrung in dieſer Gat- tung von Verſchoͤnerung haͤlt, nachdem er vorher eine Schilderung von den beruͤhm- ten Leaſowes *) oder Hinterfeldern gegeben. Die geſchmuͤckte Laͤnderey oder Meyerey zu Woburn enthaͤlt hundert und funfzig Morgen Landes, wovon beynahe fuͤnf und dreyßig bis auf den hoͤchſten Grad verſchoͤnert ſind; von den uͤbrigen ſind ohngefaͤhr zwey Drittheile zu Triſten, und das dritte zum Ackerbau beſtimmt. Dennoch aber verbreiten ſich die Verzierungen uͤber ein jedes beſonderes Stuͤck. Denn ſie ſind laͤngſt an den Seiten eines Spaziergan- ges angebracht, der nebſt ſeinem Zubehoͤr einen breiten Zirkel rund um die Triften beſchreibt, und durch Saatfelder, wiewohl viel ſchmaler, fortgefuͤhret iſt. Dieſer Weg iſt eigentlich ein Garten; alles innerhalb deſſelben iſt Laͤnderey, welche ganz an den zwo Seiten eines Berges und auf einer Ebene an dem Fuße deſſelben ange- bracht iſt. Die Ebene iſt in Felder abgetheilt; und die Triften nehmen den Berg ein. Sie werden von dem Spaziergange eingeſchloſſen, und von einem andern Wege durchſchnitten, der uͤber die Hoͤhe des Berges fuͤhret, welcher gleichfalls praͤchtig geziert iſt, und die Triften in zwo Fluren theilet, deren jede ganz und gar mit Garten eingefaßt iſt. Dieſe ſind von ſich ſelbſt einnehmend: in beyden hat der Boden eine ſehr ſchoͤne Lage. Es wechſeln theils Klumpen, theils einzelne Baͤume darauf ab; und die Gebaͤude auf dem Spazierwege ſcheinen mit ihnen verbunden zu ſeyn. Auf dem Gipfel des Berges iſt ein großes achteckigtes Haus; und nicht weit von demſelben zeigen ſich die Ruinen von einer Capelle. Von der einen Flur ſieht man dieſe Rui- nen, auf der Hoͤhe eines gemaͤchlich anſteigenden Huͤgels, auf den Seiten und im Ruͤcken mit Gruppen von Baͤumen eingeſchloſſen; von der andern erſcheinet das Acht- eck auf dem hohen Rande eines ſteilen Abſturzes und an der Seite eines artigen Hayns, der ſich von dem Abhange herabneigt. Dieſe Flur wird auch noch durch ein zierliches gothiſches Gebaͤude verſchoͤnert; die erſtere aber unterſcheidet ſich durch das Wohnhaus, und durch eine Laube am Eingange. Und in beyden trifft man be- ſtaͤndig *) S. den 4ten B. S. 247 u. f.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/140>, abgerufen am 24.11.2024.