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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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von besondern Bestimmungen abhängig ist.
sind ziemlich weitläuftig. Ueberall findet man weiße Bänke, Sitze, Tische auf den
Höhen und in den kleinen Thälern; unter den hohen Eichen und den Buchen, die
zwischen ihnen erscheinen, locken beschattete Ruheplätze ein. Das Auge wird zuwei-
len von grünen mit Klee besäeten Flächen angelockt, vornehmlich in den Vertiefun-
gen. Mancherley Arten von Spielen, die nicht blos zur Zeitverkürzung, sondern
auch zur Bewegung dienen, sind auf den freyen Plätzen, zwischen den umpflanzten
Spaziergängen angebracht. Auf einer Höhe liegt ein schönes Karossel, in der Ge-
stalt eines großen runden offenen Tempels, von vier und zwanzig Säulen toscani-
scher
Ordnung unterstützt; in der doppelten Reihe der Säulen laufen zwey Reitpfer-
de, und zwey Wagen, jeder mit zwey Pferden bespannt, alles vortrefflich gearbeitet, in
der Runde herum; in der Mitte des Gebäudes befindet sich ein Platz, wo der Zu-
schauer sitzen, und zugleich sein Auge mit der angenehmen Aussicht umher unterhalten
kann; an der äußern Reihe der Säulen sind Vorhänge angebracht, die bey Sonnen-
hitze und Regen heruntergelassen werden; unten ist ein gemauertes Gewölbe, worinn
sich das Triebwerk befindet, und ein kühler Weg durchgeht; ein herrliches und kost-
bares Werk!

Man geht von hier nach der Burg. Dies ist ein alter halb verfallener gothi-
scher
Thurm, in einem wahren täuschenden Styl, nach der Zeichnung des Prinzen
vortrefflich gebauet. Die rohen Feldsteine, die kühnen Massen, die seltsame gothi-
sche
Gestalt, die scheinbaren Merkmale von den Zerstörungen der Zeit, das Eckige
sowohl, als das Abgestumpfte, die Oeffnungen, die Fenster, das ganze äußere Ansehen
kündigt ein Werk vergangener Jahrhunderte an; und seine Lage zwischen ehrwürdi-
gen Eichen, die ihren Nachbar zu befragen scheinen, ob er nicht mit ihnen von glei-
chem Alter ist, trägt nicht wenig zu der guten Wirkung seiner Außenseite bey. Das
Inwendige enthält einige mit feinem Geschmack verzierte Zimmer. Hier wohnt wäh-
rend des Sommers der Prinz in einer geräuschlosen philosophischen Einsamkeit. Nicht
weit davon liegt noch ein Ruinenstück, worinn sich Küche und Bedientenzimmer ver-
hüllen. Der Thurm ist mit einem Graben von fließendem Wasser umgeben. Um
die Gänge an seinem Rande laufen kleine Zäune von feinen Blüthensträuchern. Un-
ter den Eichen liegen einfache Rasensitze. Verschiedene Brücken führen in dieses
Revier.

Das angelegte Wasser erweitert sich etwas welter hin in einen größern Bezirk.
Man sieht mancherley Arten von kleinen Jagden und Lustfahrzeugen darauf liegen.
Es windet sich in verschiedenen schmalern Wendungen unter den laubreichen Aesten
der Eichen umher, fließt unter einigen hohen Bogenbrücken durch, und bildet eine

kleine
V Band. O

von beſondern Beſtimmungen abhaͤngig iſt.
ſind ziemlich weitlaͤuftig. Ueberall findet man weiße Baͤnke, Sitze, Tiſche auf den
Hoͤhen und in den kleinen Thaͤlern; unter den hohen Eichen und den Buchen, die
zwiſchen ihnen erſcheinen, locken beſchattete Ruheplaͤtze ein. Das Auge wird zuwei-
len von gruͤnen mit Klee beſaͤeten Flaͤchen angelockt, vornehmlich in den Vertiefun-
gen. Mancherley Arten von Spielen, die nicht blos zur Zeitverkuͤrzung, ſondern
auch zur Bewegung dienen, ſind auf den freyen Plaͤtzen, zwiſchen den umpflanzten
Spaziergaͤngen angebracht. Auf einer Hoͤhe liegt ein ſchoͤnes Karoſſel, in der Ge-
ſtalt eines großen runden offenen Tempels, von vier und zwanzig Saͤulen toſcani-
ſcher
Ordnung unterſtuͤtzt; in der doppelten Reihe der Saͤulen laufen zwey Reitpfer-
de, und zwey Wagen, jeder mit zwey Pferden beſpannt, alles vortrefflich gearbeitet, in
der Runde herum; in der Mitte des Gebaͤudes befindet ſich ein Platz, wo der Zu-
ſchauer ſitzen, und zugleich ſein Auge mit der angenehmen Ausſicht umher unterhalten
kann; an der aͤußern Reihe der Saͤulen ſind Vorhaͤnge angebracht, die bey Sonnen-
hitze und Regen heruntergelaſſen werden; unten iſt ein gemauertes Gewoͤlbe, worinn
ſich das Triebwerk befindet, und ein kuͤhler Weg durchgeht; ein herrliches und koſt-
bares Werk!

Man geht von hier nach der Burg. Dies iſt ein alter halb verfallener gothi-
ſcher
Thurm, in einem wahren taͤuſchenden Styl, nach der Zeichnung des Prinzen
vortrefflich gebauet. Die rohen Feldſteine, die kuͤhnen Maſſen, die ſeltſame gothi-
ſche
Geſtalt, die ſcheinbaren Merkmale von den Zerſtoͤrungen der Zeit, das Eckige
ſowohl, als das Abgeſtumpfte, die Oeffnungen, die Fenſter, das ganze aͤußere Anſehen
kuͤndigt ein Werk vergangener Jahrhunderte an; und ſeine Lage zwiſchen ehrwuͤrdi-
gen Eichen, die ihren Nachbar zu befragen ſcheinen, ob er nicht mit ihnen von glei-
chem Alter iſt, traͤgt nicht wenig zu der guten Wirkung ſeiner Außenſeite bey. Das
Inwendige enthaͤlt einige mit feinem Geſchmack verzierte Zimmer. Hier wohnt waͤh-
rend des Sommers der Prinz in einer geraͤuſchloſen philoſophiſchen Einſamkeit. Nicht
weit davon liegt noch ein Ruinenſtuͤck, worinn ſich Kuͤche und Bedientenzimmer ver-
huͤllen. Der Thurm iſt mit einem Graben von fließendem Waſſer umgeben. Um
die Gaͤnge an ſeinem Rande laufen kleine Zaͤune von feinen Bluͤthenſtraͤuchern. Un-
ter den Eichen liegen einfache Raſenſitze. Verſchiedene Bruͤcken fuͤhren in dieſes
Revier.

Das angelegte Waſſer erweitert ſich etwas welter hin in einen groͤßern Bezirk.
Man ſieht mancherley Arten von kleinen Jagden und Luſtfahrzeugen darauf liegen.
Es windet ſich in verſchiedenen ſchmalern Wendungen unter den laubreichen Aeſten
der Eichen umher, fließt unter einigen hohen Bogenbruͤcken durch, und bildet eine

kleine
V Band. O
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[105/0113] von beſondern Beſtimmungen abhaͤngig iſt. ſind ziemlich weitlaͤuftig. Ueberall findet man weiße Baͤnke, Sitze, Tiſche auf den Hoͤhen und in den kleinen Thaͤlern; unter den hohen Eichen und den Buchen, die zwiſchen ihnen erſcheinen, locken beſchattete Ruheplaͤtze ein. Das Auge wird zuwei- len von gruͤnen mit Klee beſaͤeten Flaͤchen angelockt, vornehmlich in den Vertiefun- gen. Mancherley Arten von Spielen, die nicht blos zur Zeitverkuͤrzung, ſondern auch zur Bewegung dienen, ſind auf den freyen Plaͤtzen, zwiſchen den umpflanzten Spaziergaͤngen angebracht. Auf einer Hoͤhe liegt ein ſchoͤnes Karoſſel, in der Ge- ſtalt eines großen runden offenen Tempels, von vier und zwanzig Saͤulen toſcani- ſcher Ordnung unterſtuͤtzt; in der doppelten Reihe der Saͤulen laufen zwey Reitpfer- de, und zwey Wagen, jeder mit zwey Pferden beſpannt, alles vortrefflich gearbeitet, in der Runde herum; in der Mitte des Gebaͤudes befindet ſich ein Platz, wo der Zu- ſchauer ſitzen, und zugleich ſein Auge mit der angenehmen Ausſicht umher unterhalten kann; an der aͤußern Reihe der Saͤulen ſind Vorhaͤnge angebracht, die bey Sonnen- hitze und Regen heruntergelaſſen werden; unten iſt ein gemauertes Gewoͤlbe, worinn ſich das Triebwerk befindet, und ein kuͤhler Weg durchgeht; ein herrliches und koſt- bares Werk! Man geht von hier nach der Burg. Dies iſt ein alter halb verfallener gothi- ſcher Thurm, in einem wahren taͤuſchenden Styl, nach der Zeichnung des Prinzen vortrefflich gebauet. Die rohen Feldſteine, die kuͤhnen Maſſen, die ſeltſame gothi- ſche Geſtalt, die ſcheinbaren Merkmale von den Zerſtoͤrungen der Zeit, das Eckige ſowohl, als das Abgeſtumpfte, die Oeffnungen, die Fenſter, das ganze aͤußere Anſehen kuͤndigt ein Werk vergangener Jahrhunderte an; und ſeine Lage zwiſchen ehrwuͤrdi- gen Eichen, die ihren Nachbar zu befragen ſcheinen, ob er nicht mit ihnen von glei- chem Alter iſt, traͤgt nicht wenig zu der guten Wirkung ſeiner Außenſeite bey. Das Inwendige enthaͤlt einige mit feinem Geſchmack verzierte Zimmer. Hier wohnt waͤh- rend des Sommers der Prinz in einer geraͤuſchloſen philoſophiſchen Einſamkeit. Nicht weit davon liegt noch ein Ruinenſtuͤck, worinn ſich Kuͤche und Bedientenzimmer ver- huͤllen. Der Thurm iſt mit einem Graben von fließendem Waſſer umgeben. Um die Gaͤnge an ſeinem Rande laufen kleine Zaͤune von feinen Bluͤthenſtraͤuchern. Un- ter den Eichen liegen einfache Raſenſitze. Verſchiedene Bruͤcken fuͤhren in dieſes Revier. Das angelegte Waſſer erweitert ſich etwas welter hin in einen groͤßern Bezirk. Man ſieht mancherley Arten von kleinen Jagden und Luſtfahrzeugen darauf liegen. Es windet ſich in verſchiedenen ſchmalern Wendungen unter den laubreichen Aeſten der Eichen umher, fließt unter einigen hohen Bogenbruͤcken durch, und bildet eine kleine V Band. O

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/113>, abgerufen am 24.11.2024.