Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.Erster Abschnitt. Vermischte Bemerkungen über den neuern Gartengeschmack. 1. Die neue Gartenmanier, die sich in England erhob, hatte ihren Ursprung kei- Diesen Weg wählte Wilhelm Kent, der Vater der brittischen Gartenkunst, Der *) [Spaltenumbruch]
Anecdotes of Painting in England. Vol. IV. London 1780. Der Anhang die- ses Bandes enthält eine mit Geschmack und Witz geschriebene History of the mo- dern Taste in Gardening, aus welcher die [Spaltenumbruch] folgende Vorstellung von der Einführung des neuen Geschmacks in England entlehnt ist. Kent starb 1748, im 64sten Jahr sei- nes Alters. A 2
Erſter Abſchnitt. Vermiſchte Bemerkungen uͤber den neuern Gartengeſchmack. 1. Die neue Gartenmanier, die ſich in England erhob, hatte ihren Urſprung kei- Dieſen Weg waͤhlte Wilhelm Kent, der Vater der brittiſchen Gartenkunſt, Der *) [Spaltenumbruch]
Anecdotes of Painting in England. Vol. IV. London 1780. Der Anhang die- ſes Bandes enthaͤlt eine mit Geſchmack und Witz geſchriebene Hiſtory of the mo- dern Taſte in Gardening, aus welcher die [Spaltenumbruch] folgende Vorſtellung von der Einfuͤhrung des neuen Geſchmacks in England entlehnt iſt. Kent ſtarb 1748, im 64ſten Jahr ſei- nes Alters. A 2
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Erſter Abſchnitt.
Vermiſchte Bemerkungen uͤber den neuern
Gartengeſchmack.
1.
Die neue Gartenmanier, die ſich in England erhob, hatte ihren Urſprung kei-
nem ploͤtzlich aufſteigenden Einfall zu danken. Sie war eine Wirkung von
Ueberlegung und Beobachtung der Natur. Ihr war die Bahn durch Unterſuchun-
gen von Maͤnnern vorbereitet, die durch Werke voll Scharfſinn und Geſchmack der
Stolz der brittiſchen Nation waren. Milton ſah, in dem Sonnenlichte ſeiner
Einbildungskraft, Gaͤrten, die ein halbes Jahrhundert nachher ſo genau uͤbereinſtim-
mig mit ſeinen Ideen ausgefuͤhrt wurden, als wenn er ſeine Beſchreibung aus ihnen
ausgehoben haͤtte. Man hatte gepruͤft, ehe man verwarf; man hatte gedacht, ehe
man pflanzte. Die Ausfuͤhrung gelang, da ſie nicht der Beobachtung zuvoreilte,
ſondern ihr allmaͤlig nachſchritt.
Dieſen Weg waͤhlte Wilhelm Kent, der Vater der brittiſchen Gartenkunſt,
der zuerſt die Gaͤrten ſo pflanzte, wie der reine Geſchmack gewuͤnſcht hatte. Er war
Maler, Baumeiſter und Gartenkuͤnſtler, aber mit ſehr ungleichem Verdienſt; im
erſten Fach war er nach dem Urtheil eines großen Kenners, des Herrn Horaz
Walpole, *) unter dem Mittelmaͤßigen; im zweyten ein Wiederherſteller dieſer
Wiſſenſchaft; und im dritten ein Original, ja ein Erfinder einer Kunſt, die der Ma-
lerey Wirklichkeit giebt, und die Natur verſchoͤnert. Mahomed dachte ſich ein Pa-
radies; Kent aber erſchuf manche.
Der
*)
Anecdotes of Painting in England.
Vol. IV. London 1780. Der Anhang die-
ſes Bandes enthaͤlt eine mit Geſchmack
und Witz geſchriebene Hiſtory of the mo-
dern Taſte in Gardening, aus welcher die
folgende Vorſtellung von der Einfuͤhrung
des neuen Geſchmacks in England entlehnt
iſt. Kent ſtarb 1748, im 64ſten Jahr ſei-
nes Alters.
A 2
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