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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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Anhang. Beschreibungen

An der Hinterseite des Wohngebäudes erblickt man zunächst an dem Wasser,
wovon es umflossen wird, verschiedene kleine Rasenstücke, Statüen und Bänke an der
Einfassung des Parks, der hier gleich seine Spatziergänge und Prospecte zu eröffnen
anfängt.

Der Park ist nach den neuern Erweiterungen von einem sehr großen Umfange.
Er begreift drey ansehnliche Wälder in sich, durch welche die Spatziergänge zu man-
nigfaltigen Scenen führen. Und diese Wälder ergötzen nicht nur durch ihre innern
Auftritte, sondern auch durch große Zwischenräume von Kornfluren und Wiesen, um
welche die Gänge laufen, durch eine Meyerey und anmuthige Weide, die alle in dem
Bezirk des Parks liegen, durch Gebäude und andre Werke der Kunst, welche in dem
Bezirk von einer Scene zur andern die Prospecte beleben. Das Ganze hat so viel
Raum und Ausdehnung, daß der Spatziergang, indem er von einem Orte zum an-
dern leitet, immer neue Ergötzungen für mehr als drey Stunden anbietet, und daß
einige hundert Menschen hier umher wandeln können, ohne einander beschwerlich zu
werden.

Alle drey Wälder beschreiben einen großen prächtigen Zirkel, worinn sie sich von
der Südseite gegen Osten nach Norden herumziehen, und durch Baumpflanzungen
mit einander zusammenhängen, ob sie gleich in der Ferne als einzelne getrennte Wald-
massen in die Augen fallen.

Der erste Wald, der unmittelbar bey dem Wohngebäude anfängt, besteht aus
lauter einheimischen Bäumen, die größtentheils hoch und gerade gewachsen sind, aus
Hagebuchen, Ellern, Tannen, Eichen, Buchen, Quitschern, Eschen, Birken, Ahorn,
Ypern und besonders sehr schönen Lerchenbäumen. Sie sind vor funfzehn Jahren an-
gepflanzt, und man muß den herrlichen Wuchs bewundern. Vor der Anpflanzung
sah man hier blos einige einzeln zerstreute Bäume, besonders Eichen; und an Gebüsch
fohlte es ganz.

Zwischen frey wachsenden Hecken, welche die Einfassung dieses Waldes machen,
hat man von dem Wohngebäude gerade vor sich einen langen weiten Prospect zu ei-
nem kleinen offenen Tempel hinauf, der auf einer Erhöhung liegt. Der Platz, über
welchen sich dieser Prospect hinaufhebt, ist in Rasen und kleine Wasserstücke getheilt,
an welchen bequeme Gänge hinaufgehen. Von dem Platze läuft auf beyden Seiten
eine Menge von geraden Wegen und schlängelnden Pfaden in den Wald. Bald ist
auf diesen reizenden Spatziergängen die Aussicht verschlossen, oder fällt in die Nacht
eines buschigten Hintergrundes; bald vervielfältigt sie sich in einer Reihe perspectivi-
scher Durchsichten, worinn wankende Lichter durch die Dämmerung spielen; bald geht
sie in die freye Landschaft an dem heitern Horizont hin; bald ruhet das Auge auf nahen

Wiesen
Anhang. Beſchreibungen

An der Hinterſeite des Wohngebaͤudes erblickt man zunaͤchſt an dem Waſſer,
wovon es umfloſſen wird, verſchiedene kleine Raſenſtuͤcke, Statuͤen und Baͤnke an der
Einfaſſung des Parks, der hier gleich ſeine Spatziergaͤnge und Proſpecte zu eroͤffnen
anfaͤngt.

Der Park iſt nach den neuern Erweiterungen von einem ſehr großen Umfange.
Er begreift drey anſehnliche Waͤlder in ſich, durch welche die Spatziergaͤnge zu man-
nigfaltigen Scenen fuͤhren. Und dieſe Waͤlder ergoͤtzen nicht nur durch ihre innern
Auftritte, ſondern auch durch große Zwiſchenraͤume von Kornfluren und Wieſen, um
welche die Gaͤnge laufen, durch eine Meyerey und anmuthige Weide, die alle in dem
Bezirk des Parks liegen, durch Gebaͤude und andre Werke der Kunſt, welche in dem
Bezirk von einer Scene zur andern die Proſpecte beleben. Das Ganze hat ſo viel
Raum und Ausdehnung, daß der Spatziergang, indem er von einem Orte zum an-
dern leitet, immer neue Ergoͤtzungen fuͤr mehr als drey Stunden anbietet, und daß
einige hundert Menſchen hier umher wandeln koͤnnen, ohne einander beſchwerlich zu
werden.

Alle drey Waͤlder beſchreiben einen großen praͤchtigen Zirkel, worinn ſie ſich von
der Suͤdſeite gegen Oſten nach Norden herumziehen, und durch Baumpflanzungen
mit einander zuſammenhaͤngen, ob ſie gleich in der Ferne als einzelne getrennte Wald-
maſſen in die Augen fallen.

Der erſte Wald, der unmittelbar bey dem Wohngebaͤude anfaͤngt, beſteht aus
lauter einheimiſchen Baͤumen, die groͤßtentheils hoch und gerade gewachſen ſind, aus
Hagebuchen, Ellern, Tannen, Eichen, Buchen, Quitſchern, Eſchen, Birken, Ahorn,
Ypern und beſonders ſehr ſchoͤnen Lerchenbaͤumen. Sie ſind vor funfzehn Jahren an-
gepflanzt, und man muß den herrlichen Wuchs bewundern. Vor der Anpflanzung
ſah man hier blos einige einzeln zerſtreute Baͤume, beſonders Eichen; und an Gebuͤſch
fohlte es ganz.

Zwiſchen frey wachſenden Hecken, welche die Einfaſſung dieſes Waldes machen,
hat man von dem Wohngebaͤude gerade vor ſich einen langen weiten Proſpect zu ei-
nem kleinen offenen Tempel hinauf, der auf einer Erhoͤhung liegt. Der Platz, uͤber
welchen ſich dieſer Proſpect hinaufhebt, iſt in Raſen und kleine Waſſerſtuͤcke getheilt,
an welchen bequeme Gaͤnge hinaufgehen. Von dem Platze laͤuft auf beyden Seiten
eine Menge von geraden Wegen und ſchlaͤngelnden Pfaden in den Wald. Bald iſt
auf dieſen reizenden Spatziergaͤngen die Ausſicht verſchloſſen, oder faͤllt in die Nacht
eines buſchigten Hintergrundes; bald vervielfaͤltigt ſie ſich in einer Reihe perſpectivi-
ſcher Durchſichten, worinn wankende Lichter durch die Daͤmmerung ſpielen; bald geht
ſie in die freye Landſchaft an dem heitern Horizont hin; bald ruhet das Auge auf nahen

Wieſen
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[214/0218] Anhang. Beſchreibungen An der Hinterſeite des Wohngebaͤudes erblickt man zunaͤchſt an dem Waſſer, wovon es umfloſſen wird, verſchiedene kleine Raſenſtuͤcke, Statuͤen und Baͤnke an der Einfaſſung des Parks, der hier gleich ſeine Spatziergaͤnge und Proſpecte zu eroͤffnen anfaͤngt. Der Park iſt nach den neuern Erweiterungen von einem ſehr großen Umfange. Er begreift drey anſehnliche Waͤlder in ſich, durch welche die Spatziergaͤnge zu man- nigfaltigen Scenen fuͤhren. Und dieſe Waͤlder ergoͤtzen nicht nur durch ihre innern Auftritte, ſondern auch durch große Zwiſchenraͤume von Kornfluren und Wieſen, um welche die Gaͤnge laufen, durch eine Meyerey und anmuthige Weide, die alle in dem Bezirk des Parks liegen, durch Gebaͤude und andre Werke der Kunſt, welche in dem Bezirk von einer Scene zur andern die Proſpecte beleben. Das Ganze hat ſo viel Raum und Ausdehnung, daß der Spatziergang, indem er von einem Orte zum an- dern leitet, immer neue Ergoͤtzungen fuͤr mehr als drey Stunden anbietet, und daß einige hundert Menſchen hier umher wandeln koͤnnen, ohne einander beſchwerlich zu werden. Alle drey Waͤlder beſchreiben einen großen praͤchtigen Zirkel, worinn ſie ſich von der Suͤdſeite gegen Oſten nach Norden herumziehen, und durch Baumpflanzungen mit einander zuſammenhaͤngen, ob ſie gleich in der Ferne als einzelne getrennte Wald- maſſen in die Augen fallen. Der erſte Wald, der unmittelbar bey dem Wohngebaͤude anfaͤngt, beſteht aus lauter einheimiſchen Baͤumen, die groͤßtentheils hoch und gerade gewachſen ſind, aus Hagebuchen, Ellern, Tannen, Eichen, Buchen, Quitſchern, Eſchen, Birken, Ahorn, Ypern und beſonders ſehr ſchoͤnen Lerchenbaͤumen. Sie ſind vor funfzehn Jahren an- gepflanzt, und man muß den herrlichen Wuchs bewundern. Vor der Anpflanzung ſah man hier blos einige einzeln zerſtreute Baͤume, beſonders Eichen; und an Gebuͤſch fohlte es ganz. Zwiſchen frey wachſenden Hecken, welche die Einfaſſung dieſes Waldes machen, hat man von dem Wohngebaͤude gerade vor ſich einen langen weiten Proſpect zu ei- nem kleinen offenen Tempel hinauf, der auf einer Erhoͤhung liegt. Der Platz, uͤber welchen ſich dieſer Proſpect hinaufhebt, iſt in Raſen und kleine Waſſerſtuͤcke getheilt, an welchen bequeme Gaͤnge hinaufgehen. Von dem Platze laͤuft auf beyden Seiten eine Menge von geraden Wegen und ſchlaͤngelnden Pfaden in den Wald. Bald iſt auf dieſen reizenden Spatziergaͤngen die Ausſicht verſchloſſen, oder faͤllt in die Nacht eines buſchigten Hintergrundes; bald vervielfaͤltigt ſie ſich in einer Reihe perſpectivi- ſcher Durchſichten, worinn wankende Lichter durch die Daͤmmerung ſpielen; bald geht ſie in die freye Landſchaft an dem heitern Horizont hin; bald ruhet das Auge auf nahen Wieſen

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/218>, abgerufen am 09.11.2024.