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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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Anhang. Beschreibungen
Sträuchern von Ligustrum verziert. Von diesem Platze geht die Aussicht, auf der
linken Seite, über die Wiese auf den angränzenden Wald; auf der rechten bricht der
See hervor, und auf seinem jenseitigen Ufer erscheint Feld, Waldstücke und der Fle-
cken Gravenstein.

Nachdem die Hauptallee von dem Damm über eine Brücke geführt hat, wech-
selt sie mit Lerchenbäumen, darauf mit einer kurzen wild gezogenen Hecke, und endlich
mit mancherley Fruchtbäumen ab, die noch auf beyden Seiten Gänge zwischen Tan-
nen haben. Indessen seitwärts verschiedene Gänge aus ihr ablaufen, leitet sie mit
der Aussicht auf das Wasser zu einem offenen runden Pavillon, der am Ende der In-
sel, auf einer kleinen Erhöhung, ganz nahe an dem See oder vielmehr an dem größern
Kanal steht, der, mit Ellerngebüschen umschlossen, in den See führt. Durch diesen
Kanal landet man fast am Fuß des Pavillons an, wenn man vom Schlosse herüber-
rudert, und genießt bey seiner Annäherung eine sehr reizende Durchsicht. Wandelt
man durch die Hauptallee zu diesem Pavillon, so verstatten wieder seine zwo offene
Thüren die Anmuth einer freyen perspectivischen Aussicht. Auf den übrigen Seiten
sind die untern Räume zwischen den Pfeilern, worauf er ruhet, mit hölzernem Gitter-
werk verbunden, an welchen auswärts junge Linden ihre Zweige zur lieblichen Be-
schattung ausbreiten; inwendig stehen Bänke umher. Eine von Linden dicht über-
schattete Treppe führt zu dem obern Theil des Pavillons, der einen überaus reizenden
Aufenthalt anbietet, oben von einem Dache bedeckt, das kurze Pfeiler tragen, und an
ihren Seiten von einem inwendig mit Sitzen versehenen Dockengeländer umgeben,
an welchem von außen sich einige laubreiche Bäume hinaufziehen. Eine erfrischende
Aussicht unterhält hier das Auge. Man schaut zurück auf die Spatziergänge der In-
sel, auf die lichthelle Wiese und die anmuthige Dunkelheit des nahen Waldes, der
hier ganz die Schönheit seiner Einbuchten und seines obern Umzuges entwickelt. Ge-
gen Süden vereinigen sich der See, und Wald und Feld, und der Flecken Graven-
stein
im Prospect. Nach der östlichen Seite liegt gerade vor dem Auge der größere
Kanal, der zwischen der Dunkelheit seiner Ellern, die ihn einfassen, in die helle Flut
der See leitet. Und gerade in Osten erhebt sich das Schloß zwischen Gebüschen und
Waldstücken. Die leichte und gefällige Bauart des Pavillons und der weiße An-
strich machen ihn selbst zum angenehmen Gegenstand. Der Platz, worauf er steht,
ist umher mit Blumenstücken umschmücket, und von einem kleinen Geländer mit
Rosen eingefaßt.

Die Hauptallee trennt die Insel in zwey ungleiche Theile, wovon die schmalere
Hälfte sich von Westen gegen Norden zieht. Man erblickt hier, indem man durch
das Portal des Eingangs gekommen ist, zuerst einen kleinen Hopfengarten, dann einen

mit

Anhang. Beſchreibungen
Straͤuchern von Liguſtrum verziert. Von dieſem Platze geht die Ausſicht, auf der
linken Seite, uͤber die Wieſe auf den angraͤnzenden Wald; auf der rechten bricht der
See hervor, und auf ſeinem jenſeitigen Ufer erſcheint Feld, Waldſtuͤcke und der Fle-
cken Gravenſtein.

Nachdem die Hauptallee von dem Damm uͤber eine Bruͤcke gefuͤhrt hat, wech-
ſelt ſie mit Lerchenbaͤumen, darauf mit einer kurzen wild gezogenen Hecke, und endlich
mit mancherley Fruchtbaͤumen ab, die noch auf beyden Seiten Gaͤnge zwiſchen Tan-
nen haben. Indeſſen ſeitwaͤrts verſchiedene Gaͤnge aus ihr ablaufen, leitet ſie mit
der Ausſicht auf das Waſſer zu einem offenen runden Pavillon, der am Ende der In-
ſel, auf einer kleinen Erhoͤhung, ganz nahe an dem See oder vielmehr an dem groͤßern
Kanal ſteht, der, mit Ellerngebuͤſchen umſchloſſen, in den See fuͤhrt. Durch dieſen
Kanal landet man faſt am Fuß des Pavillons an, wenn man vom Schloſſe heruͤber-
rudert, und genießt bey ſeiner Annaͤherung eine ſehr reizende Durchſicht. Wandelt
man durch die Hauptallee zu dieſem Pavillon, ſo verſtatten wieder ſeine zwo offene
Thuͤren die Anmuth einer freyen perſpectiviſchen Ausſicht. Auf den uͤbrigen Seiten
ſind die untern Raͤume zwiſchen den Pfeilern, worauf er ruhet, mit hoͤlzernem Gitter-
werk verbunden, an welchen auswaͤrts junge Linden ihre Zweige zur lieblichen Be-
ſchattung ausbreiten; inwendig ſtehen Baͤnke umher. Eine von Linden dicht uͤber-
ſchattete Treppe fuͤhrt zu dem obern Theil des Pavillons, der einen uͤberaus reizenden
Aufenthalt anbietet, oben von einem Dache bedeckt, das kurze Pfeiler tragen, und an
ihren Seiten von einem inwendig mit Sitzen verſehenen Dockengelaͤnder umgeben,
an welchem von außen ſich einige laubreiche Baͤume hinaufziehen. Eine erfriſchende
Ausſicht unterhaͤlt hier das Auge. Man ſchaut zuruͤck auf die Spatziergaͤnge der In-
ſel, auf die lichthelle Wieſe und die anmuthige Dunkelheit des nahen Waldes, der
hier ganz die Schoͤnheit ſeiner Einbuchten und ſeines obern Umzuges entwickelt. Ge-
gen Suͤden vereinigen ſich der See, und Wald und Feld, und der Flecken Graven-
ſtein
im Proſpect. Nach der oͤſtlichen Seite liegt gerade vor dem Auge der groͤßere
Kanal, der zwiſchen der Dunkelheit ſeiner Ellern, die ihn einfaſſen, in die helle Flut
der See leitet. Und gerade in Oſten erhebt ſich das Schloß zwiſchen Gebuͤſchen und
Waldſtuͤcken. Die leichte und gefaͤllige Bauart des Pavillons und der weiße An-
ſtrich machen ihn ſelbſt zum angenehmen Gegenſtand. Der Platz, worauf er ſteht,
iſt umher mit Blumenſtuͤcken umſchmuͤcket, und von einem kleinen Gelaͤnder mit
Roſen eingefaßt.

Die Hauptallee trennt die Inſel in zwey ungleiche Theile, wovon die ſchmalere
Haͤlfte ſich von Weſten gegen Norden zieht. Man erblickt hier, indem man durch
das Portal des Eingangs gekommen iſt, zuerſt einen kleinen Hopfengarten, dann einen

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[194/0198] Anhang. Beſchreibungen Straͤuchern von Liguſtrum verziert. Von dieſem Platze geht die Ausſicht, auf der linken Seite, uͤber die Wieſe auf den angraͤnzenden Wald; auf der rechten bricht der See hervor, und auf ſeinem jenſeitigen Ufer erſcheint Feld, Waldſtuͤcke und der Fle- cken Gravenſtein. Nachdem die Hauptallee von dem Damm uͤber eine Bruͤcke gefuͤhrt hat, wech- ſelt ſie mit Lerchenbaͤumen, darauf mit einer kurzen wild gezogenen Hecke, und endlich mit mancherley Fruchtbaͤumen ab, die noch auf beyden Seiten Gaͤnge zwiſchen Tan- nen haben. Indeſſen ſeitwaͤrts verſchiedene Gaͤnge aus ihr ablaufen, leitet ſie mit der Ausſicht auf das Waſſer zu einem offenen runden Pavillon, der am Ende der In- ſel, auf einer kleinen Erhoͤhung, ganz nahe an dem See oder vielmehr an dem groͤßern Kanal ſteht, der, mit Ellerngebuͤſchen umſchloſſen, in den See fuͤhrt. Durch dieſen Kanal landet man faſt am Fuß des Pavillons an, wenn man vom Schloſſe heruͤber- rudert, und genießt bey ſeiner Annaͤherung eine ſehr reizende Durchſicht. Wandelt man durch die Hauptallee zu dieſem Pavillon, ſo verſtatten wieder ſeine zwo offene Thuͤren die Anmuth einer freyen perſpectiviſchen Ausſicht. Auf den uͤbrigen Seiten ſind die untern Raͤume zwiſchen den Pfeilern, worauf er ruhet, mit hoͤlzernem Gitter- werk verbunden, an welchen auswaͤrts junge Linden ihre Zweige zur lieblichen Be- ſchattung ausbreiten; inwendig ſtehen Baͤnke umher. Eine von Linden dicht uͤber- ſchattete Treppe fuͤhrt zu dem obern Theil des Pavillons, der einen uͤberaus reizenden Aufenthalt anbietet, oben von einem Dache bedeckt, das kurze Pfeiler tragen, und an ihren Seiten von einem inwendig mit Sitzen verſehenen Dockengelaͤnder umgeben, an welchem von außen ſich einige laubreiche Baͤume hinaufziehen. Eine erfriſchende Ausſicht unterhaͤlt hier das Auge. Man ſchaut zuruͤck auf die Spatziergaͤnge der In- ſel, auf die lichthelle Wieſe und die anmuthige Dunkelheit des nahen Waldes, der hier ganz die Schoͤnheit ſeiner Einbuchten und ſeines obern Umzuges entwickelt. Ge- gen Suͤden vereinigen ſich der See, und Wald und Feld, und der Flecken Graven- ſtein im Proſpect. Nach der oͤſtlichen Seite liegt gerade vor dem Auge der groͤßere Kanal, der zwiſchen der Dunkelheit ſeiner Ellern, die ihn einfaſſen, in die helle Flut der See leitet. Und gerade in Oſten erhebt ſich das Schloß zwiſchen Gebuͤſchen und Waldſtuͤcken. Die leichte und gefaͤllige Bauart des Pavillons und der weiße An- ſtrich machen ihn ſelbſt zum angenehmen Gegenſtand. Der Platz, worauf er ſteht, iſt umher mit Blumenſtuͤcken umſchmuͤcket, und von einem kleinen Gelaͤnder mit Roſen eingefaßt. Die Hauptallee trennt die Inſel in zwey ungleiche Theile, wovon die ſchmalere Haͤlfte ſich von Weſten gegen Norden zieht. Man erblickt hier, indem man durch das Portal des Eingangs gekommen iſt, zuerſt einen kleinen Hopfengarten, dann einen mit

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/198>, abgerufen am 22.11.2024.