Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

und Landhäusern.
Charakter ausgebreitet sehen. Jeder Theil muß die Verzierung zeigen, die ihm nicht
blos nach einer allgemeinen Schicklichkeit zukommt, sondern die er, nach dem beson-
dern Charakter des Landhauses, als eigenthümlich fordern zu müssen scheint. Die
angenehme Wirkung des Anpassenden der Verzierung und der genauesten Ueberein-
stimmung kann noch durch den Reiz der Mannigfaltigkeit erhöhet werden. Denn ein
Speisesaal verlangt eine andere Verzierung, als ein Schlafkabinet oder Studierzim-
mer. Und die Verzierungen selbst sind schon sowohl durch die Materie, als auch
durch die Art und Kunst der Bearbeitung verschieden.

Die Verzierungen sind theils innere in den Fluren, Sälen und Gemächern,
theils äußere an den Außenseiten des Gebäudes. Es mögen Gemälde, Laub- und
Schnitzwerke, Vasen, Statüen, u. s. w. seyn; so müssen sie einen Geschmack von
Ländlichkeit, eine Beziehung auf die Freyheit, Anmuthigkeit und Heiterkeit des Lan-
des und der Gärten haben.

[Abbildung]

2. Wie
D 2

und Landhaͤuſern.
Charakter ausgebreitet ſehen. Jeder Theil muß die Verzierung zeigen, die ihm nicht
blos nach einer allgemeinen Schicklichkeit zukommt, ſondern die er, nach dem beſon-
dern Charakter des Landhauſes, als eigenthuͤmlich fordern zu muͤſſen ſcheint. Die
angenehme Wirkung des Anpaſſenden der Verzierung und der genaueſten Ueberein-
ſtimmung kann noch durch den Reiz der Mannigfaltigkeit erhoͤhet werden. Denn ein
Speiſeſaal verlangt eine andere Verzierung, als ein Schlafkabinet oder Studierzim-
mer. Und die Verzierungen ſelbſt ſind ſchon ſowohl durch die Materie, als auch
durch die Art und Kunſt der Bearbeitung verſchieden.

Die Verzierungen ſind theils innere in den Fluren, Saͤlen und Gemaͤchern,
theils aͤußere an den Außenſeiten des Gebaͤudes. Es moͤgen Gemaͤlde, Laub- und
Schnitzwerke, Vaſen, Statuͤen, u. ſ. w. ſeyn; ſo muͤſſen ſie einen Geſchmack von
Laͤndlichkeit, eine Beziehung auf die Freyheit, Anmuthigkeit und Heiterkeit des Lan-
des und der Gaͤrten haben.

[Abbildung]

2. Wie
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <p><pb facs="#f0031" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Landha&#x0364;u&#x017F;ern.</hi></fw><lb/>
Charakter ausgebreitet &#x017F;ehen. Jeder Theil muß die Verzierung zeigen, die ihm nicht<lb/>
blos nach einer allgemeinen Schicklichkeit zukommt, &#x017F;ondern die er, nach dem be&#x017F;on-<lb/>
dern Charakter des Landhau&#x017F;es, als eigenthu&#x0364;mlich fordern zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cheint. Die<lb/>
angenehme Wirkung des Anpa&#x017F;&#x017F;enden der Verzierung und der genaue&#x017F;ten Ueberein-<lb/>
&#x017F;timmung kann noch durch den Reiz der Mannigfaltigkeit erho&#x0364;het werden. Denn ein<lb/>
Spei&#x017F;e&#x017F;aal verlangt eine andere Verzierung, als ein Schlafkabinet oder Studierzim-<lb/>
mer. Und die Verzierungen &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ind &#x017F;chon &#x017F;owohl durch die Materie, als auch<lb/>
durch die Art und Kun&#x017F;t der Bearbeitung ver&#x017F;chieden.</p><lb/>
            <p>Die Verzierungen &#x017F;ind theils innere in den Fluren, Sa&#x0364;len und Gema&#x0364;chern,<lb/>
theils a&#x0364;ußere an den Außen&#x017F;eiten des Geba&#x0364;udes. Es mo&#x0364;gen Gema&#x0364;lde, Laub- und<lb/>
Schnitzwerke, Va&#x017F;en, Statu&#x0364;en, u. &#x017F;. w. &#x017F;eyn; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie einen Ge&#x017F;chmack von<lb/>
La&#x0364;ndlichkeit, eine Beziehung auf die Freyheit, Anmuthigkeit und Heiterkeit des Lan-<lb/>
des und der Ga&#x0364;rten haben.</p><lb/>
            <figure/><lb/>
          </div>
          <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">2. Wie</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0031] und Landhaͤuſern. Charakter ausgebreitet ſehen. Jeder Theil muß die Verzierung zeigen, die ihm nicht blos nach einer allgemeinen Schicklichkeit zukommt, ſondern die er, nach dem beſon- dern Charakter des Landhauſes, als eigenthuͤmlich fordern zu muͤſſen ſcheint. Die angenehme Wirkung des Anpaſſenden der Verzierung und der genaueſten Ueberein- ſtimmung kann noch durch den Reiz der Mannigfaltigkeit erhoͤhet werden. Denn ein Speiſeſaal verlangt eine andere Verzierung, als ein Schlafkabinet oder Studierzim- mer. Und die Verzierungen ſelbſt ſind ſchon ſowohl durch die Materie, als auch durch die Art und Kunſt der Bearbeitung verſchieden. Die Verzierungen ſind theils innere in den Fluren, Saͤlen und Gemaͤchern, theils aͤußere an den Außenſeiten des Gebaͤudes. Es moͤgen Gemaͤlde, Laub- und Schnitzwerke, Vaſen, Statuͤen, u. ſ. w. ſeyn; ſo muͤſſen ſie einen Geſchmack von Laͤndlichkeit, eine Beziehung auf die Freyheit, Anmuthigkeit und Heiterkeit des Lan- des und der Gaͤrten haben. [Abbildung] 2. Wie D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/31
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/31>, abgerufen am 21.11.2024.