Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.von Lustschlössern. me Eichen, deren Ansehen sich so wohl zu dieser Scene schickt, ihre unförmlichen Aesteaus; und rings umher bilden Eichen, Buchen, Ellern und Haselgebüsche mit dichten Laubdecken eine schattenvolle Verschließung. Eine Marmortafel, die zwischen den beyden Eichen steht, sagt in einer lateinischen Inschrift, daß dieser Begräbnißplatz, der die Gebeine von vier Sterblichen seit acht Jahrhunderten verwahrte, von Frie- drich dem V. im Julius 1744 zuerst eröffnet worden. Man hat diesen Hügel zugleich zu einem Ruheplatz über dem Begräbnisse eingerichtet; er ist mit einer Be- kleidung von Rasen mit Aufgängen und Sitzen versehen, und durch eine ausgehauene Oeffnung der Hölzung hat das Auge die Aussicht auf Wiesen, auf einen Theil des öst- lichen Meerbusens und in die weite Landschaft hinaus. Ein andres altes Begräbniß ist mit dem Namen von Julianenshügel ausge- Dem Andenken der besten Mutter ist dieses uralte Denkmal (gefunden im Der Hügel besteht aus zwey Absätzen oder Abtheilungen. Man steigt beym Eingan- der
von Luſtſchloͤſſern. me Eichen, deren Anſehen ſich ſo wohl zu dieſer Scene ſchickt, ihre unfoͤrmlichen Aeſteaus; und rings umher bilden Eichen, Buchen, Ellern und Haſelgebuͤſche mit dichten Laubdecken eine ſchattenvolle Verſchließung. Eine Marmortafel, die zwiſchen den beyden Eichen ſteht, ſagt in einer lateiniſchen Inſchrift, daß dieſer Begraͤbnißplatz, der die Gebeine von vier Sterblichen ſeit acht Jahrhunderten verwahrte, von Frie- drich dem V. im Julius 1744 zuerſt eroͤffnet worden. Man hat dieſen Huͤgel zugleich zu einem Ruheplatz uͤber dem Begraͤbniſſe eingerichtet; er iſt mit einer Be- kleidung von Raſen mit Aufgaͤngen und Sitzen verſehen, und durch eine ausgehauene Oeffnung der Hoͤlzung hat das Auge die Ausſicht auf Wieſen, auf einen Theil des oͤſt- lichen Meerbuſens und in die weite Landſchaft hinaus. Ein andres altes Begraͤbniß iſt mit dem Namen von Julianenshuͤgel ausge- Dem Andenken der beſten Mutter iſt dieſes uralte Denkmal (gefunden im Der Huͤgel beſteht aus zwey Abſaͤtzen oder Abtheilungen. Man ſteigt beym Eingan- der
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von Luſtſchloͤſſern.
me Eichen, deren Anſehen ſich ſo wohl zu dieſer Scene ſchickt, ihre unfoͤrmlichen Aeſte
aus; und rings umher bilden Eichen, Buchen, Ellern und Haſelgebuͤſche mit dichten
Laubdecken eine ſchattenvolle Verſchließung. Eine Marmortafel, die zwiſchen den
beyden Eichen ſteht, ſagt in einer lateiniſchen Inſchrift, daß dieſer Begraͤbnißplatz,
der die Gebeine von vier Sterblichen ſeit acht Jahrhunderten verwahrte, von Frie-
drich dem V. im Julius 1744 zuerſt eroͤffnet worden. Man hat dieſen Huͤgel
zugleich zu einem Ruheplatz uͤber dem Begraͤbniſſe eingerichtet; er iſt mit einer Be-
kleidung von Raſen mit Aufgaͤngen und Sitzen verſehen, und durch eine ausgehauene
Oeffnung der Hoͤlzung hat das Auge die Ausſicht auf Wieſen, auf einen Theil des oͤſt-
lichen Meerbuſens und in die weite Landſchaft hinaus.
Ein andres altes Begraͤbniß iſt mit dem Namen von Julianenshuͤgel ausge-
zeichnet, und liegt frey auf der Weſtſeite, wohin vom Schloſſe eine Lindenallee fuͤhrt.
Der ganze Platz iſt mit einem Gelaͤnder und mit Baͤumen umgeben. In dieſen Huͤ-
gel geht eine mit rohen Feldſteinen gebildete Hoͤhle, die ſich etwas kruͤmmt; ſie iſt ſie-
ben und zwanzig Fuß lang, und ſo hoch, daß eine Perſon darinn ſtehen kann. Im
Hintergrunde der Hoͤhle brennt eine Lampe, die einen feyerlichen Schein durch die Dun-
kelheit dieſes Gewoͤlbes ſtreut. Ueber dem Eingang lieſet man die Inſchrift:
Dem Andenken der beſten Mutter iſt dieſes uralte Denkmal (gefunden im
Jahr 1775) geheiligt vom Erbprinz Friedrich.
Der Huͤgel beſteht aus zwey Abſaͤtzen oder Abtheilungen. Man ſteigt beym Eingan-
ge der Hoͤhle zu beyden Seiten auf eine Raſentreppe zu der erſten Hoͤhe, auf welcher
ein runder Gang herumfuͤhrt. Hier ſtehen um den aͤußern Rand des Ganges zwiſchen
Malven ſieben runde und einfache Saͤulen, die, wie die Inſchriften der Namen zeigen,
alten daͤniſchen und norwegiſchen Koͤnigen, Skiold, Frode den Fredegode
(Friedliebenden), Dan Mykillati (Praͤchtigen), Harald Haarfager (Schoͤn-
haar), Gorm den Gamle (Alten), Harald Hyldetand, und dem Stammvater
des oldenburgiſchen Hauſes, Wittekind, gewidmet ſind. Dieſe Saͤulen geben
durch die Inſchriften, die ſie zu Denkmaͤlern beſtimmen, und durch die Einfachheit
ihrer Form, die ihnen an dieſem Orte zukommt, eine ſehr gluͤckliche und anſtaͤndige
Verzierung. Die obere Haͤlfte des Huͤgels iſt mit Baͤumen bepflanzt, und ebenfalls
am Rande mit Blumen umkraͤnzt. Auf der Spitze liegt ein runder Platz, inwendig
mit Sitzen, und rings umher von einer Raſenerhoͤhung eingeſchloſſen. Man genießt
von dieſer Hoͤhe eine weite herrliche Ausſicht. Zunaͤchſt wird das Auge rings umher
von einer ſehr angebaueten, fruchtbaren, bluͤhenden Landſchaft, die mit allen abwech-
ſelnden Schoͤnheiten der Natur angefuͤllt iſt, entzuͤckt. Auf der Weſtſeite erſcheint
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