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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Fünfter Abschnitt. Von Statüen,
Quid pure tranquillet, honos an dulce lucellum,
An secretum iter, et fallentis semita vitae.

In einer anmuthigen Vertiefung, die gleichsam mit Bäumen gewölbt ist, geht man
dicht bey einer Quelle vorbey, die zwischen Steinen hervordringt und in den Fluß fällt;
etwas weiter hin rieselt ein Bach mit angenehmem Geräusch über Felsen fort, vereinigt
sich mit dem Flusse, gewinnt noch einen Fall und verliert sich ins Gebüsche. Hier
lieset man:

Hic gelidi fontes, hic mollia prata Lycori,
Hic nemus, hic ipso tecum consumere in aevo.

Ein Sitz von Moos in einem Hain ist mit hohen, weit ausgebreiteten Bäumen über-
wölbt. Die Bänke haben im Rücken Gebüsche, Epheu und Moos. Gegenüber
hat man einen zwischen Epheu senkrecht hinabstürzenden Wafserfall, der unten über
Steine wegrauscht, und sich in das Gesträuch verliert. Dieser schöne Sitz hat die
Ueberschrift:

-- -- Ego laudo ruris amoeni
Rivos et mosco circumlita saxa nemusque.

An einem andern Orte hat man den Anblick einer schönen Cascade vor sich, die durch
einen Felsen in zween Absätze getheilt wird, und in einen Strom fällt, worüber eine
Brücke geschlagen ist. Höher hinauf ist eine wilde Gegend, weiter hin eine offene
Wildbahn, und zuletzt ein grüner Hügel, worauf ein runder Tempel steht. Alle
diese Gegenstände sieht man durch einen dicken Wald, welcher der ganzen Scene ein
feyerliches finsteres Ansehen giebt. Hier lieset man die überaus anpassende Inschrift:

Viridantia Tempe,
Tempe, quae silvae cingunt superimpendentes.

Weiter hin umgiebt eine Bank die Hälfte einer ehrwürdigen Eiche, die in einem tie-
fen einsamen Thale steht. Es ist mit allerley Bäumen, Eichen, Buchen, Eschen,
durch einander angefüllt; einige sind sehr alt, und ihre nackenden Wurzeln ganz in
einander gewachsen; andere hoch, schmal und gerade; zwischen ihnen schlängeln sich
Bäche in steilen Gängen fort. Das Geräusch derselben, das Girren der Holztauben,
welches sich mit den durchdringenden Tönen der kleinen Vögel vermischet, die feyerliche
Einsamkeit und Dunkelheit des Platzes, machen einen so angenehmen Eindruck auf
das Gemüth, daß es alle Sorgen vergißt, und sich der Ruhe und dem Vergnügen
überläßt. Die Bank führt diese Inschrift:

Libet
Fuͤnfter Abſchnitt. Von Statuͤen,
Quid pure tranquillet, honos an dulce lucellum,
An ſecretum iter, et fallentis ſemita vitae.

In einer anmuthigen Vertiefung, die gleichſam mit Baͤumen gewoͤlbt iſt, geht man
dicht bey einer Quelle vorbey, die zwiſchen Steinen hervordringt und in den Fluß faͤllt;
etwas weiter hin rieſelt ein Bach mit angenehmem Geraͤuſch uͤber Felſen fort, vereinigt
ſich mit dem Fluſſe, gewinnt noch einen Fall und verliert ſich ins Gebuͤſche. Hier
lieſet man:

Hic gelidi fontes, hic mollia prata Lycori,
Hic nemus, hic ipſo tecum conſumere in aevo.

Ein Sitz von Moos in einem Hain iſt mit hohen, weit ausgebreiteten Baͤumen uͤber-
woͤlbt. Die Baͤnke haben im Ruͤcken Gebuͤſche, Epheu und Moos. Gegenuͤber
hat man einen zwiſchen Epheu ſenkrecht hinabſtuͤrzenden Wafſerfall, der unten uͤber
Steine wegrauſcht, und ſich in das Geſtraͤuch verliert. Dieſer ſchoͤne Sitz hat die
Ueberſchrift:

— — Ego laudo ruris amoeni
Rivos et moſco circumlita ſaxa nemusque.

An einem andern Orte hat man den Anblick einer ſchoͤnen Caſcade vor ſich, die durch
einen Felſen in zween Abſaͤtze getheilt wird, und in einen Strom faͤllt, woruͤber eine
Bruͤcke geſchlagen iſt. Hoͤher hinauf iſt eine wilde Gegend, weiter hin eine offene
Wildbahn, und zuletzt ein gruͤner Huͤgel, worauf ein runder Tempel ſteht. Alle
dieſe Gegenſtaͤnde ſieht man durch einen dicken Wald, welcher der ganzen Scene ein
feyerliches finſteres Anſehen giebt. Hier lieſet man die uͤberaus anpaſſende Inſchrift:

Viridantia Tempe,
Tempe, quae ſilvae cingunt ſuperimpendentes.

Weiter hin umgiebt eine Bank die Haͤlfte einer ehrwuͤrdigen Eiche, die in einem tie-
fen einſamen Thale ſteht. Es iſt mit allerley Baͤumen, Eichen, Buchen, Eſchen,
durch einander angefuͤllt; einige ſind ſehr alt, und ihre nackenden Wurzeln ganz in
einander gewachſen; andere hoch, ſchmal und gerade; zwiſchen ihnen ſchlaͤngeln ſich
Baͤche in ſteilen Gaͤngen fort. Das Geraͤuſch derſelben, das Girren der Holztauben,
welches ſich mit den durchdringenden Toͤnen der kleinen Voͤgel vermiſchet, die feyerliche
Einſamkeit und Dunkelheit des Platzes, machen einen ſo angenehmen Eindruck auf
das Gemuͤth, daß es alle Sorgen vergißt, und ſich der Ruhe und dem Vergnuͤgen
uͤberlaͤßt. Die Bank fuͤhrt dieſe Inſchrift:

Libet
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[158/0168] Fuͤnfter Abſchnitt. Von Statuͤen, Quid pure tranquillet, honos an dulce lucellum, An ſecretum iter, et fallentis ſemita vitae. In einer anmuthigen Vertiefung, die gleichſam mit Baͤumen gewoͤlbt iſt, geht man dicht bey einer Quelle vorbey, die zwiſchen Steinen hervordringt und in den Fluß faͤllt; etwas weiter hin rieſelt ein Bach mit angenehmem Geraͤuſch uͤber Felſen fort, vereinigt ſich mit dem Fluſſe, gewinnt noch einen Fall und verliert ſich ins Gebuͤſche. Hier lieſet man: Hic gelidi fontes, hic mollia prata Lycori, Hic nemus, hic ipſo tecum conſumere in aevo. Ein Sitz von Moos in einem Hain iſt mit hohen, weit ausgebreiteten Baͤumen uͤber- woͤlbt. Die Baͤnke haben im Ruͤcken Gebuͤſche, Epheu und Moos. Gegenuͤber hat man einen zwiſchen Epheu ſenkrecht hinabſtuͤrzenden Wafſerfall, der unten uͤber Steine wegrauſcht, und ſich in das Geſtraͤuch verliert. Dieſer ſchoͤne Sitz hat die Ueberſchrift: — — Ego laudo ruris amoeni Rivos et moſco circumlita ſaxa nemusque. An einem andern Orte hat man den Anblick einer ſchoͤnen Caſcade vor ſich, die durch einen Felſen in zween Abſaͤtze getheilt wird, und in einen Strom faͤllt, woruͤber eine Bruͤcke geſchlagen iſt. Hoͤher hinauf iſt eine wilde Gegend, weiter hin eine offene Wildbahn, und zuletzt ein gruͤner Huͤgel, worauf ein runder Tempel ſteht. Alle dieſe Gegenſtaͤnde ſieht man durch einen dicken Wald, welcher der ganzen Scene ein feyerliches finſteres Anſehen giebt. Hier lieſet man die uͤberaus anpaſſende Inſchrift: Viridantia Tempe, Tempe, quae ſilvae cingunt ſuperimpendentes. Weiter hin umgiebt eine Bank die Haͤlfte einer ehrwuͤrdigen Eiche, die in einem tie- fen einſamen Thale ſteht. Es iſt mit allerley Baͤumen, Eichen, Buchen, Eſchen, durch einander angefuͤllt; einige ſind ſehr alt, und ihre nackenden Wurzeln ganz in einander gewachſen; andere hoch, ſchmal und gerade; zwiſchen ihnen ſchlaͤngeln ſich Baͤche in ſteilen Gaͤngen fort. Das Geraͤuſch derſelben, das Girren der Holztauben, welches ſich mit den durchdringenden Toͤnen der kleinen Voͤgel vermiſchet, die feyerliche Einſamkeit und Dunkelheit des Platzes, machen einen ſo angenehmen Eindruck auf das Gemuͤth, daß es alle Sorgen vergißt, und ſich der Ruhe und dem Vergnuͤgen uͤberlaͤßt. Die Bank fuͤhrt dieſe Inſchrift: Libet

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/168>, abgerufen am 22.11.2024.