Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfter Abschnitt. Von Statüen,
2.

Weil Beyspiele sowohl unterrichten, als auch unterhalten, so wollen wir hier
zuvörderst einige lateinische Inschriften sehen, die sich in verschiedenen brittischen
Parks befinden, und wovon die meisten bekannte Stellen aus römischen Dichtern sind.

Die Inschriften in den Leasowes oder Hirtenfeldern sind schon lange, sowohl
der Schönheit ihrer Poesie, als der glücklichen Anwendung wegen, geschätzt, die das
Genie des vortrefflichen Schenstone von ihnen zu machen wußte, obgleich darunter
einige in engländischer Sprache zu weitläuftig sind. Auf einer Urne, die er dem
Andenken einer jungen Verwandtinn weihete, steht diese rührende Inschrift:

Peramabili suae consobrinae,
M. D.
Ah Maria!
puellarum elegantissima.
Ah flore venustatis abrepta!
Vale!
Heu quanto minus est
cum reliquis versari,
quam Tui
meminisse.

In einem einsamen und waldigten Thale, wo sich eine schöne Cascade zeigt, findet
man im Rücken einer Bank diese Stelle:

-- -- lucis habitamus opacis
Riparumque toros et prata recentia rivis
Incolimus.
--

An einem Orte, wo man ein schönes Thal ganz übersieht:

Huc ades, o Meliboee! caper tibi salvus et hoedi,
Et si quid cessare potes, requiesce sub umbra.

Indem man durch ein ländliches Thal, unter dem Schatten dicker Birken, zu einem
finstern Winkel hinaufkommt, trifft man an einer Bank diese Worte an:

-- -- me gelidum nemus
Nympharumque leves cum Satyris chori
Secernunt populo.

In
Fuͤnfter Abſchnitt. Von Statuͤen,
2.

Weil Beyſpiele ſowohl unterrichten, als auch unterhalten, ſo wollen wir hier
zuvoͤrderſt einige lateiniſche Inſchriften ſehen, die ſich in verſchiedenen brittiſchen
Parks befinden, und wovon die meiſten bekannte Stellen aus roͤmiſchen Dichtern ſind.

Die Inſchriften in den Leaſowes oder Hirtenfeldern ſind ſchon lange, ſowohl
der Schoͤnheit ihrer Poeſie, als der gluͤcklichen Anwendung wegen, geſchaͤtzt, die das
Genie des vortrefflichen Schenſtone von ihnen zu machen wußte, obgleich darunter
einige in englaͤndiſcher Sprache zu weitlaͤuftig ſind. Auf einer Urne, die er dem
Andenken einer jungen Verwandtinn weihete, ſteht dieſe ruͤhrende Inſchrift:

Peramabili ſuae conſobrinae,
M. D.
Ah Maria!
puellarum elegantiſſima.
Ah flore venuſtatis abrepta!
Vale!
Heu quanto minus eſt
cum reliquis verſari,
quam Tui
meminiſſe.

In einem einſamen und waldigten Thale, wo ſich eine ſchoͤne Caſcade zeigt, findet
man im Ruͤcken einer Bank dieſe Stelle:

— — lucis habitamus opacis
Riparumque toros et prata recentia rivis
Incolimus.

An einem Orte, wo man ein ſchoͤnes Thal ganz uͤberſieht:

Huc ades, o Meliboee! caper tibi ſalvus et hoedi,
Et ſi quid ceſſare potes, requieſce ſub umbra.

Indem man durch ein laͤndliches Thal, unter dem Schatten dicker Birken, zu einem
finſtern Winkel hinaufkommt, trifft man an einer Bank dieſe Worte an:

— — me gelidum nemus
Nympharumque leves cum Satyris chori
Secernunt populo.

In
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0166" n="156"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt. Von Statu&#x0364;en,</hi> </fw><lb/>
          <div n="4">
            <head>2.</head><lb/>
            <p>Weil Bey&#x017F;piele &#x017F;owohl unterrichten, als auch unterhalten, &#x017F;o wollen wir hier<lb/>
zuvo&#x0364;rder&#x017F;t einige <hi rendition="#fr">lateini&#x017F;che</hi> In&#x017F;chriften &#x017F;ehen, die &#x017F;ich in ver&#x017F;chiedenen <hi rendition="#fr">britti&#x017F;chen</hi><lb/>
Parks befinden, und wovon die mei&#x017F;ten bekannte Stellen aus <hi rendition="#fr">ro&#x0364;mi&#x017F;chen</hi> Dichtern &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Die In&#x017F;chriften in den <hi rendition="#fr">Lea&#x017F;owes</hi> oder <hi rendition="#fr">Hirtenfeldern</hi> &#x017F;ind &#x017F;chon lange, &#x017F;owohl<lb/>
der Scho&#x0364;nheit ihrer Poe&#x017F;ie, als der glu&#x0364;cklichen Anwendung wegen, ge&#x017F;cha&#x0364;tzt, die das<lb/>
Genie des vortrefflichen <hi rendition="#fr">Schen&#x017F;tone</hi> von ihnen zu machen wußte, obgleich darunter<lb/>
einige in <hi rendition="#fr">engla&#x0364;ndi&#x017F;cher</hi> Sprache zu weitla&#x0364;uftig &#x017F;ind. Auf einer Urne, die er dem<lb/>
Andenken einer jungen Verwandtinn weihete, &#x017F;teht die&#x017F;e ru&#x0364;hrende In&#x017F;chrift:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Peramabili &#x017F;uae con&#x017F;obrinae,<lb/>
M. D.<lb/>
Ah Maria!<lb/>
puellarum eleganti&#x017F;&#x017F;ima.<lb/>
Ah flore venu&#x017F;tatis abrepta!<lb/>
Vale!<lb/>
Heu quanto minus e&#x017F;t<lb/>
cum reliquis ver&#x017F;ari,<lb/>
quam Tui<lb/>
memini&#x017F;&#x017F;e.</hi> </hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>In einem ein&#x017F;amen und waldigten Thale, wo &#x017F;ich eine &#x017F;cho&#x0364;ne Ca&#x017F;cade zeigt, findet<lb/>
man im Ru&#x0364;cken einer Bank die&#x017F;e Stelle:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x2014; <hi rendition="#aq">lucis habitamus opacis<lb/>
Riparumque toros et prata recentia rivis<lb/>
Incolimus.</hi> &#x2014;</quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>An einem Orte, wo man ein &#x017F;cho&#x0364;nes Thal ganz u&#x0364;ber&#x017F;ieht:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#aq">Huc ades, o Meliboee! caper tibi &#x017F;alvus et hoedi,<lb/>
Et &#x017F;i quid ce&#x017F;&#x017F;are potes, requie&#x017F;ce &#x017F;ub umbra.</hi> </quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Indem man durch ein la&#x0364;ndliches Thal, unter dem Schatten dicker Birken, zu einem<lb/>
fin&#x017F;tern Winkel hinaufkommt, trifft man an einer Bank die&#x017F;e Worte an:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x2014; <hi rendition="#aq">me gelidum nemus<lb/>
Nympharumque leves cum Satyris chori<lb/>
Secernunt populo.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0166] Fuͤnfter Abſchnitt. Von Statuͤen, 2. Weil Beyſpiele ſowohl unterrichten, als auch unterhalten, ſo wollen wir hier zuvoͤrderſt einige lateiniſche Inſchriften ſehen, die ſich in verſchiedenen brittiſchen Parks befinden, und wovon die meiſten bekannte Stellen aus roͤmiſchen Dichtern ſind. Die Inſchriften in den Leaſowes oder Hirtenfeldern ſind ſchon lange, ſowohl der Schoͤnheit ihrer Poeſie, als der gluͤcklichen Anwendung wegen, geſchaͤtzt, die das Genie des vortrefflichen Schenſtone von ihnen zu machen wußte, obgleich darunter einige in englaͤndiſcher Sprache zu weitlaͤuftig ſind. Auf einer Urne, die er dem Andenken einer jungen Verwandtinn weihete, ſteht dieſe ruͤhrende Inſchrift: Peramabili ſuae conſobrinae, M. D. Ah Maria! puellarum elegantiſſima. Ah flore venuſtatis abrepta! Vale! Heu quanto minus eſt cum reliquis verſari, quam Tui meminiſſe. In einem einſamen und waldigten Thale, wo ſich eine ſchoͤne Caſcade zeigt, findet man im Ruͤcken einer Bank dieſe Stelle: — — lucis habitamus opacis Riparumque toros et prata recentia rivis Incolimus. — An einem Orte, wo man ein ſchoͤnes Thal ganz uͤberſieht: Huc ades, o Meliboee! caper tibi ſalvus et hoedi, Et ſi quid ceſſare potes, requieſce ſub umbra. Indem man durch ein laͤndliches Thal, unter dem Schatten dicker Birken, zu einem finſtern Winkel hinaufkommt, trifft man an einer Bank dieſe Worte an: — — me gelidum nemus Nympharumque leves cum Satyris chori Secernunt populo. In

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/166
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/166>, abgerufen am 25.11.2024.