Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.Zweyter Abschnitt. ahndet, was man seyn wird. Wir wissen, wie viel Kraft schon eine natürliche Ge-gend hat, die Seele in diese Verfassung zu versetzen, und wie gern empfindsame Her- zen sie besuchen. Giebt man ihr eine mit ihrem Charakter übereinstimmende Einrich- tung, die mehr zum Nachdenken veranlaßt, die mehr auf die Erweckung einer gewis- sen Art von Gemüthsbewegung hinwirkt: so muß sie unfehlbar einen unwiderstehlichen Eindruck gewinnen. Auf diese Weise kann man alle wichtige und edle Gefühle hervorbringen. Man [Abbildung]
Man kann hier selbst Begräbnisse anlegen. Wie lange hat man nicht gegen könnte
Zweyter Abſchnitt. ahndet, was man ſeyn wird. Wir wiſſen, wie viel Kraft ſchon eine natuͤrliche Ge-gend hat, die Seele in dieſe Verfaſſung zu verſetzen, und wie gern empfindſame Her- zen ſie beſuchen. Giebt man ihr eine mit ihrem Charakter uͤbereinſtimmende Einrich- tung, die mehr zum Nachdenken veranlaßt, die mehr auf die Erweckung einer gewiſ- ſen Art von Gemuͤthsbewegung hinwirkt: ſo muß ſie unfehlbar einen unwiderſtehlichen Eindruck gewinnen. Auf dieſe Weiſe kann man alle wichtige und edle Gefuͤhle hervorbringen. Man [Abbildung]
Man kann hier ſelbſt Begraͤbniſſe anlegen. Wie lange hat man nicht gegen koͤnnte
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Zweyter Abſchnitt.
ahndet, was man ſeyn wird. Wir wiſſen, wie viel Kraft ſchon eine natuͤrliche Ge-
gend hat, die Seele in dieſe Verfaſſung zu verſetzen, und wie gern empfindſame Her-
zen ſie beſuchen. Giebt man ihr eine mit ihrem Charakter uͤbereinſtimmende Einrich-
tung, die mehr zum Nachdenken veranlaßt, die mehr auf die Erweckung einer gewiſ-
ſen Art von Gemuͤthsbewegung hinwirkt: ſo muß ſie unfehlbar einen unwiderſtehlichen
Eindruck gewinnen.
Auf dieſe Weiſe kann man alle wichtige und edle Gefuͤhle hervorbringen. Man
kann die Seele auf ſich ſelbſt zuruͤckfuͤhren; man kann ſie durch Erinnerung an ein
fremdes Verdienſt mit Liebe, Bewunderung, Nacheiferung erfuͤllen. Und dieſe
Wirkung koͤnnen Trauermonumente haben, die faſt nirgends einen ſchicklichern Platz
finden, als in einem dunkeln und einſamen Waldrevier.
[Abbildung]
Man kann hier ſelbſt Begraͤbniſſe anlegen. Wie lange hat man nicht gegen
die barbariſche Gewohnheit geeifert, nahe an den Wohnhaͤuſern in den Staͤdten, und
ſelbſt in den Tempeln der Gottheit, Leichname verfaulen zu laſſen? Was der Moͤnch
in Italien der weiſen Obrigkeit willig zugab, und die Geiſtlichkeit in Frankreich ſich
ausdruͤcklich erbat, das Begraͤbniß außer den Staͤdten, das hat der Deutſche, der
ſich ſo gern ſeiner Freyheit ruͤhmt, noch nicht eingefuͤhrt, nur erſt gelobt. Was
koͤnnte
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