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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

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Anhang.
Stück Holzung, welches durch seinen beständigen kühlen und finstern Schatten
im heißen Sommer sehr angenehm ist; die Bäume sind hier, weil sie dichte
stehen, desto mehr in die Höhe gefahren, und sowohl die Höhe als die Dunkelheit
geben ihnen eine gewisse Feyerlichkeit. Weiterhin verirrt man sich in eine Rei-
he von Dickigten von allerley Art: einige sind leichter und dünner; die andern de-
sto undurchdringlicher. Allenthalben hat man entweder den freyen Himmel,
oder einen beständigen dunkeln Schatten. Mit einem Worte, dieser Wald macht
eine Folge von kleinern Gehölzen aller Art aus, welche bey jedem Schritte eine
neue unerwartete Wirkung hervorbringen.

In etlichen Jahren werden diese noch viel auffallender seyn, weil die Bäu-
me, die sonst dicht bey einander stunden, und in Ermangelung frischer Luft kei-
ne Zweige treiben konnten, nunmehr ausgelichtet sind, daß sie sich frey ausbrei-
ten, und wieder Aeste und Laub bekommen können. Aus dem, was bereits seit der
Zeit, da diese heilsame Operation vorgenommen worden, geschehen, läßt sich auf d[as]
schließen, was man in der Folge davon zu gewarten hat.

Dieses Gehölz wird dadurch noch um ein Großes angenehmer gemacht, daß
man nicht nur dafür gesorgt, den Ungleichheiten des Bodens allenthalben einen
sanften Abhang zu geben, weswegen man durchgehends leicht und bequem geht,
worauf das größte Vergnügen des Spazierengehens beruhet; sondern daß man
auch alles mit schönem Rasen bedeckt hat, wie die schon zu Stande gebrachten Par-
tien zeigen: ferner, daß man eine Menge fester Gänge angelegt, deren man sich
zu allen Jahrszeiten, zu allen Stunden des Tages ungehindert bedienen kann, und
welche allenthalben umher und wieder in einander laufen, so daß der Spaziergänger
zu allen Stellen des Parks geführet wird, die seinee Aufmerksamkeit werth sind.
Er kann hier also auf eine bequeme und leichte Art herumirren, und alle Plätze
dieser großen Fläche befuchen, wo er ohne Unterlaß eine abwechselnde Folge von Ge-
hölz und Gebüsch antrifft, wo er einen beständigen Schatten genießt, und durch alles,
was Scenen dieser Art nur Angenehmes haben, gereizt wird.

Ich habe bereits erwähnt, daß das an der Heerstraße liegende Haus mit ei-
ner Vermachung von Zaunpfählen zum Eingang in den Park und zur Auffahrt
nach dem Schlosse dient. Man gelangt auch wirklich zu dem letztern vermittelst
des Rasenweges, der hölzernen Brücke über den Bach, und des gegen Süden lie-
genden Rasenplatzes. Diese Auffahrt, welche einen Theil des Gartens ausmacht, und,
so wie man sie durchfährt, dem Auge ein Stück nach dem andern davon darstellt, verdient

wegen

Anhang.
Stuͤck Holzung, welches durch ſeinen beſtaͤndigen kuͤhlen und finſtern Schatten
im heißen Sommer ſehr angenehm iſt; die Baͤume ſind hier, weil ſie dichte
ſtehen, deſto mehr in die Hoͤhe gefahren, und ſowohl die Hoͤhe als die Dunkelheit
geben ihnen eine gewiſſe Feyerlichkeit. Weiterhin verirrt man ſich in eine Rei-
he von Dickigten von allerley Art: einige ſind leichter und duͤnner; die andern de-
ſto undurchdringlicher. Allenthalben hat man entweder den freyen Himmel,
oder einen beſtaͤndigen dunkeln Schatten. Mit einem Worte, dieſer Wald macht
eine Folge von kleinern Gehoͤlzen aller Art aus, welche bey jedem Schritte eine
neue unerwartete Wirkung hervorbringen.

In etlichen Jahren werden dieſe noch viel auffallender ſeyn, weil die Baͤu-
me, die ſonſt dicht bey einander ſtunden, und in Ermangelung friſcher Luft kei-
ne Zweige treiben konnten, nunmehr ausgelichtet ſind, daß ſie ſich frey ausbrei-
ten, und wieder Aeſte und Laub bekommen koͤnnen. Aus dem, was bereits ſeit der
Zeit, da dieſe heilſame Operation vorgenommen worden, geſchehen, laͤßt ſich auf d[as]
ſchließen, was man in der Folge davon zu gewarten hat.

Dieſes Gehoͤlz wird dadurch noch um ein Großes angenehmer gemacht, daß
man nicht nur dafuͤr geſorgt, den Ungleichheiten des Bodens allenthalben einen
ſanften Abhang zu geben, weswegen man durchgehends leicht und bequem geht,
worauf das groͤßte Vergnuͤgen des Spazierengehens beruhet; ſondern daß man
auch alles mit ſchoͤnem Raſen bedeckt hat, wie die ſchon zu Stande gebrachten Par-
tien zeigen: ferner, daß man eine Menge feſter Gaͤnge angelegt, deren man ſich
zu allen Jahrszeiten, zu allen Stunden des Tages ungehindert bedienen kann, und
welche allenthalben umher und wieder in einander laufen, ſo daß der Spaziergaͤnger
zu allen Stellen des Parks gefuͤhret wird, die ſeinee Aufmerkſamkeit werth ſind.
Er kann hier alſo auf eine bequeme und leichte Art herumirren, und alle Plaͤtze
dieſer großen Flaͤche befuchen, wo er ohne Unterlaß eine abwechſelnde Folge von Ge-
hoͤlz und Gebuͤſch antrifft, wo er einen beſtaͤndigen Schatten genießt, und durch alles,
was Scenen dieſer Art nur Angenehmes haben, gereizt wird.

Ich habe bereits erwaͤhnt, daß das an der Heerſtraße liegende Haus mit ei-
ner Vermachung von Zaunpfaͤhlen zum Eingang in den Park und zur Auffahrt
nach dem Schloſſe dient. Man gelangt auch wirklich zu dem letztern vermittelſt
des Raſenweges, der hoͤlzernen Bruͤcke uͤber den Bach, und des gegen Suͤden lie-
genden Raſenplatzes. Dieſe Auffahrt, welche einen Theil des Gartens ausmacht, und,
ſo wie man ſie durchfaͤhrt, dem Auge ein Stuͤck nach dem andern davon darſtellt, verdient

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[194/0198] Anhang. Stuͤck Holzung, welches durch ſeinen beſtaͤndigen kuͤhlen und finſtern Schatten im heißen Sommer ſehr angenehm iſt; die Baͤume ſind hier, weil ſie dichte ſtehen, deſto mehr in die Hoͤhe gefahren, und ſowohl die Hoͤhe als die Dunkelheit geben ihnen eine gewiſſe Feyerlichkeit. Weiterhin verirrt man ſich in eine Rei- he von Dickigten von allerley Art: einige ſind leichter und duͤnner; die andern de- ſto undurchdringlicher. Allenthalben hat man entweder den freyen Himmel, oder einen beſtaͤndigen dunkeln Schatten. Mit einem Worte, dieſer Wald macht eine Folge von kleinern Gehoͤlzen aller Art aus, welche bey jedem Schritte eine neue unerwartete Wirkung hervorbringen. In etlichen Jahren werden dieſe noch viel auffallender ſeyn, weil die Baͤu- me, die ſonſt dicht bey einander ſtunden, und in Ermangelung friſcher Luft kei- ne Zweige treiben konnten, nunmehr ausgelichtet ſind, daß ſie ſich frey ausbrei- ten, und wieder Aeſte und Laub bekommen koͤnnen. Aus dem, was bereits ſeit der Zeit, da dieſe heilſame Operation vorgenommen worden, geſchehen, laͤßt ſich auf das ſchließen, was man in der Folge davon zu gewarten hat. Dieſes Gehoͤlz wird dadurch noch um ein Großes angenehmer gemacht, daß man nicht nur dafuͤr geſorgt, den Ungleichheiten des Bodens allenthalben einen ſanften Abhang zu geben, weswegen man durchgehends leicht und bequem geht, worauf das groͤßte Vergnuͤgen des Spazierengehens beruhet; ſondern daß man auch alles mit ſchoͤnem Raſen bedeckt hat, wie die ſchon zu Stande gebrachten Par- tien zeigen: ferner, daß man eine Menge feſter Gaͤnge angelegt, deren man ſich zu allen Jahrszeiten, zu allen Stunden des Tages ungehindert bedienen kann, und welche allenthalben umher und wieder in einander laufen, ſo daß der Spaziergaͤnger zu allen Stellen des Parks gefuͤhret wird, die ſeinee Aufmerkſamkeit werth ſind. Er kann hier alſo auf eine bequeme und leichte Art herumirren, und alle Plaͤtze dieſer großen Flaͤche befuchen, wo er ohne Unterlaß eine abwechſelnde Folge von Ge- hoͤlz und Gebuͤſch antrifft, wo er einen beſtaͤndigen Schatten genießt, und durch alles, was Scenen dieſer Art nur Angenehmes haben, gereizt wird. Ich habe bereits erwaͤhnt, daß das an der Heerſtraße liegende Haus mit ei- ner Vermachung von Zaunpfaͤhlen zum Eingang in den Park und zur Auffahrt nach dem Schloſſe dient. Man gelangt auch wirklich zu dem letztern vermittelſt des Raſenweges, der hoͤlzernen Bruͤcke uͤber den Bach, und des gegen Suͤden lie- genden Raſenplatzes. Dieſe Auffahrt, welche einen Theil des Gartens ausmacht, und, ſo wie man ſie durchfaͤhrt, dem Auge ein Stuͤck nach dem andern davon darſtellt, verdient wegen

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/198>, abgerufen am 05.12.2024.