Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang.
Phantasie hinzugeschmeichelt wäre; er findet blos eine kleine Topographie, die kein
anderes Verdienst haben kann, als Treue. Aber er wird dagegen Unvollständig-
keit sehen und zugleich verzeihen, indem er bedenkt, daß die Natur größer und
reicher ist, als die Sprache fassen kann; daß in einer Beschreibung nach der
Natur, eben so wie im Landschaftgemälde, manches wegbleiben muß, wovon die
Wirklichkeit, nicht aber die Nachschilderung gefällt; daß die feinern Beziehun-
gen, Uebergänge und Verbindungen der Natur, selbst unter dem Pinsel des
kühnsten Landschaftmalers, kaum einer Darstellung fähig sind. Allein er wird
nicht blos der Beschreibung verzeihen, sondern auch der Zeit, wenn sie verän-
dert hat.

[Abbildung]

II. Beschrei-

Anhang.
Phantaſie hinzugeſchmeichelt waͤre; er findet blos eine kleine Topographie, die kein
anderes Verdienſt haben kann, als Treue. Aber er wird dagegen Unvollſtaͤndig-
keit ſehen und zugleich verzeihen, indem er bedenkt, daß die Natur groͤßer und
reicher iſt, als die Sprache faſſen kann; daß in einer Beſchreibung nach der
Natur, eben ſo wie im Landſchaftgemaͤlde, manches wegbleiben muß, wovon die
Wirklichkeit, nicht aber die Nachſchilderung gefaͤllt; daß die feinern Beziehun-
gen, Uebergaͤnge und Verbindungen der Natur, ſelbſt unter dem Pinſel des
kuͤhnſten Landſchaftmalers, kaum einer Darſtellung faͤhig ſind. Allein er wird
nicht blos der Beſchreibung verzeihen, ſondern auch der Zeit, wenn ſie veraͤn-
dert hat.

[Abbildung]

II. Beſchrei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0154" n="150"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Anhang</hi>.</hi></fw><lb/>
Phanta&#x017F;ie hinzuge&#x017F;chmeichelt wa&#x0364;re; er findet blos eine kleine Topographie, die kein<lb/>
anderes Verdien&#x017F;t haben kann, als Treue. Aber er wird dagegen Unvoll&#x017F;ta&#x0364;ndig-<lb/>
keit &#x017F;ehen und zugleich verzeihen, indem er bedenkt, daß die Natur gro&#x0364;ßer und<lb/>
reicher i&#x017F;t, als die Sprache fa&#x017F;&#x017F;en kann; daß in einer Be&#x017F;chreibung nach der<lb/>
Natur, eben &#x017F;o wie im Land&#x017F;chaftgema&#x0364;lde, manches wegbleiben muß, wovon die<lb/>
Wirklichkeit, nicht aber die Nach&#x017F;childerung gefa&#x0364;llt; daß die feinern Beziehun-<lb/>
gen, Ueberga&#x0364;nge und Verbindungen der Natur, &#x017F;elb&#x017F;t unter dem Pin&#x017F;el des<lb/>
ku&#x0364;hn&#x017F;ten Land&#x017F;chaftmalers, kaum einer Dar&#x017F;tellung fa&#x0364;hig &#x017F;ind. Allein er wird<lb/>
nicht blos der Be&#x017F;chreibung verzeihen, &#x017F;ondern auch der Zeit, wenn &#x017F;ie vera&#x0364;n-<lb/>
dert hat.</p><lb/>
        <figure/>
      </div>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Be&#x017F;chrei-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0154] Anhang. Phantaſie hinzugeſchmeichelt waͤre; er findet blos eine kleine Topographie, die kein anderes Verdienſt haben kann, als Treue. Aber er wird dagegen Unvollſtaͤndig- keit ſehen und zugleich verzeihen, indem er bedenkt, daß die Natur groͤßer und reicher iſt, als die Sprache faſſen kann; daß in einer Beſchreibung nach der Natur, eben ſo wie im Landſchaftgemaͤlde, manches wegbleiben muß, wovon die Wirklichkeit, nicht aber die Nachſchilderung gefaͤllt; daß die feinern Beziehun- gen, Uebergaͤnge und Verbindungen der Natur, ſelbſt unter dem Pinſel des kuͤhnſten Landſchaftmalers, kaum einer Darſtellung faͤhig ſind. Allein er wird nicht blos der Beſchreibung verzeihen, ſondern auch der Zeit, wenn ſie veraͤn- dert hat. [Abbildung] II. Beſchrei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/154
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/154>, abgerufen am 12.12.2024.