Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.Fünfter Abschnitt. viel lebhafter machen. Der ganze Strich Landes zwischen Lausanne und Genf ist zumEntzücken schön und unter die reizendsten Gegenden der Welt zu rechnen. Die Lage des Städtchens Aubonne mit dem über ihm liegenden Schlosse ist so Um Genf selbst ist das ganze herumliegende Land, so weit sich das Gebiete Man wird sich leicht vorstellen, wie sehr bey einer Wasserreise auf diesem See Indem wir langfam, in einiger Entsernung vom Ufer, dahintrieben, konnten dern *) Bourret Schilderung feiner Reise nach den Savoyischen Eisgebürgen. Aus dem
Französischen, 1775. 1 Th. 4. K. Fuͤnfter Abſchnitt. viel lebhafter machen. Der ganze Strich Landes zwiſchen Lauſanne und Genf iſt zumEntzuͤcken ſchoͤn und unter die reizendſten Gegenden der Welt zu rechnen. Die Lage des Staͤdtchens Aubonne mit dem uͤber ihm liegenden Schloſſe iſt ſo Um Genf ſelbſt iſt das ganze herumliegende Land, ſo weit ſich das Gebiete Man wird ſich leicht vorſtellen, wie ſehr bey einer Waſſerreiſe auf dieſem See Indem wir langfam, in einiger Entſernung vom Ufer, dahintrieben, konnten dern *) Bourret Schilderung feiner Reiſe nach den Savoyiſchen Eisgebuͤrgen. Aus dem
Franzoͤſiſchen, 1775. 1 Th. 4. K. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0102" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnfter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> viel lebhafter machen. Der ganze Strich Landes zwiſchen <hi rendition="#fr">Lauſanne</hi> und <hi rendition="#fr">Genf</hi> iſt zum<lb/> Entzuͤcken ſchoͤn und unter die reizendſten Gegenden der Welt zu rechnen.</p><lb/> <p>Die Lage des Staͤdtchens <hi rendition="#fr">Aubonne</hi> mit dem uͤber ihm liegenden Schloſſe iſt ſo<lb/> bezaubernd, daß der beruͤhmte <hi rendition="#fr">Tavernier,</hi> der durch ſo viele Laͤnder des Erdbodens<lb/> gereiſet war, dieſen Ort als den ſchoͤnſten zu ſeinem Aufenthalt waͤhlte, als er ſich<lb/> zur Ruhe begeben wollte. Die Ausſichten uͤbertreffen noch die von <hi rendition="#fr">Laufanne,</hi><lb/> und ſind uͤber allen Ausdruck ſchoͤn, weil man hier von einer etwas betraͤchtlichen<lb/> Hoͤhe den <hi rendition="#fr">Genferſee,</hi> das ganze gegenuͤberliegende <hi rendition="#fr">Chablais,</hi> ſo wie das diesſeitige<lb/> Ufer des Sees mit allen ſeinen Staͤdten, Doͤrfern, Schloͤſſern und Landhaͤuſern<lb/> uͤberſieht.</p><lb/> <p>Um <hi rendition="#fr">Genf</hi> ſelbſt iſt das ganze herumliegende Land, ſo weit ſich das Gebiete<lb/> der kleinen Republik erſtreckt, beſonders aber ſind die beyden Ufer des Sees mit ſchoͤ-<lb/> nen und Reichthum ankuͤndigenden Landhaͤuſern und Luſthaͤuſern beſetzt. Ueberalk,<lb/> wohin man das Auge wendet, ſieht man die deutlichſten Anzeigen eines im Ueberfluß<lb/> lebenden Volks. Dieſe Landhaͤuſer ſind zwar nicht Palaͤſte, aber meiſtens ziemlich<lb/> groß und wohlgebaut, auch ſo gut unterhalten, daß ſie durchgehends wie ganz neue<lb/> Gebaͤude ausſehen. Ueber den Haͤuſern ſind ſchoͤne, wohlunterhaltene Gaͤrten, auch<lb/> ſehr oft Weinberge, Wieſen und Aecker. Weil der See gegen die Stadt hin ſich<lb/> merklich verſchmaͤlert, ſo kann man auf dieſem Wege das Land an dem jenſeitigen Ufer<lb/> mit den vielen Luſthaͤuſern, Gaͤrten und Guͤtern deutlich ſehen. Dieſe reiche Landſchaft,<lb/> dann die Stadt ſelbſt am Ausfluß der <hi rendition="#fr">Rhone,</hi> die man in dieſem weiten Umkreis<lb/> von Luſthaͤuſern als den Hauptſitz, dem alles gehoͤrt, erblickt, hinter der Stadt aber<lb/> ein hoher und ſehr breiter Berg, der zum Hintergrund dieſer Landſchaft dient, macht<lb/> ein Schauſpiel, das man ohne ſtarke Ruͤhrung nicht anſehen kann.</p><lb/> <p>Man wird ſich leicht vorſtellen, wie ſehr bey einer Waſſerreiſe auf dieſem See<lb/> die umliegenden Gegenden abaͤndern, und in welchen neuen bezaubernden Proſpecten ſie<lb/> erſcheinen. So reizende Gegenſtaͤnde in veraͤnderten Geſichtspunkten zu genießen,<lb/> muß dem Freund der Natur eine intereſſante Ergoͤtzung ſeyn. Wer nicht ſelbſt das<lb/> Fahrzeug beſteigen kann, der wird ſich wenigſtens an dieſem Theil einer maleriſchen Be-<lb/> ſchreibung<note place="foot" n="*)">Bourret Schilderung feiner Reiſe nach den Savoyiſchen Eisgebuͤrgen. Aus dem<lb/> Franzoͤſiſchen, 1775. 1 Th. 4. K.</note> von einer der anmuthigſten Waſſerfahrten beluſtigen.</p><lb/> <p>Indem wir langfam, in einiger Entſernung vom Ufer, dahintrieben, konnten<lb/> unſre gierigen Blicke den bezaubernden Huͤgel ganz uͤberſehen, uͤber den wir bis <hi rendition="#fr">Evian</hi><lb/> gekommen waren, und der ſich bis <hi rendition="#fr">Millerie</hi> erſtreckt. Dichte, gruppenweiſe uͤber<lb/> einander gepflanzte Waͤlder; lichte, mit gruͤnen Wieſen und goldgelben Getreidefel-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0102]
Fuͤnfter Abſchnitt.
viel lebhafter machen. Der ganze Strich Landes zwiſchen Lauſanne und Genf iſt zum
Entzuͤcken ſchoͤn und unter die reizendſten Gegenden der Welt zu rechnen.
Die Lage des Staͤdtchens Aubonne mit dem uͤber ihm liegenden Schloſſe iſt ſo
bezaubernd, daß der beruͤhmte Tavernier, der durch ſo viele Laͤnder des Erdbodens
gereiſet war, dieſen Ort als den ſchoͤnſten zu ſeinem Aufenthalt waͤhlte, als er ſich
zur Ruhe begeben wollte. Die Ausſichten uͤbertreffen noch die von Laufanne,
und ſind uͤber allen Ausdruck ſchoͤn, weil man hier von einer etwas betraͤchtlichen
Hoͤhe den Genferſee, das ganze gegenuͤberliegende Chablais, ſo wie das diesſeitige
Ufer des Sees mit allen ſeinen Staͤdten, Doͤrfern, Schloͤſſern und Landhaͤuſern
uͤberſieht.
Um Genf ſelbſt iſt das ganze herumliegende Land, ſo weit ſich das Gebiete
der kleinen Republik erſtreckt, beſonders aber ſind die beyden Ufer des Sees mit ſchoͤ-
nen und Reichthum ankuͤndigenden Landhaͤuſern und Luſthaͤuſern beſetzt. Ueberalk,
wohin man das Auge wendet, ſieht man die deutlichſten Anzeigen eines im Ueberfluß
lebenden Volks. Dieſe Landhaͤuſer ſind zwar nicht Palaͤſte, aber meiſtens ziemlich
groß und wohlgebaut, auch ſo gut unterhalten, daß ſie durchgehends wie ganz neue
Gebaͤude ausſehen. Ueber den Haͤuſern ſind ſchoͤne, wohlunterhaltene Gaͤrten, auch
ſehr oft Weinberge, Wieſen und Aecker. Weil der See gegen die Stadt hin ſich
merklich verſchmaͤlert, ſo kann man auf dieſem Wege das Land an dem jenſeitigen Ufer
mit den vielen Luſthaͤuſern, Gaͤrten und Guͤtern deutlich ſehen. Dieſe reiche Landſchaft,
dann die Stadt ſelbſt am Ausfluß der Rhone, die man in dieſem weiten Umkreis
von Luſthaͤuſern als den Hauptſitz, dem alles gehoͤrt, erblickt, hinter der Stadt aber
ein hoher und ſehr breiter Berg, der zum Hintergrund dieſer Landſchaft dient, macht
ein Schauſpiel, das man ohne ſtarke Ruͤhrung nicht anſehen kann.
Man wird ſich leicht vorſtellen, wie ſehr bey einer Waſſerreiſe auf dieſem See
die umliegenden Gegenden abaͤndern, und in welchen neuen bezaubernden Proſpecten ſie
erſcheinen. So reizende Gegenſtaͤnde in veraͤnderten Geſichtspunkten zu genießen,
muß dem Freund der Natur eine intereſſante Ergoͤtzung ſeyn. Wer nicht ſelbſt das
Fahrzeug beſteigen kann, der wird ſich wenigſtens an dieſem Theil einer maleriſchen Be-
ſchreibung *) von einer der anmuthigſten Waſſerfahrten beluſtigen.
Indem wir langfam, in einiger Entſernung vom Ufer, dahintrieben, konnten
unſre gierigen Blicke den bezaubernden Huͤgel ganz uͤberſehen, uͤber den wir bis Evian
gekommen waren, und der ſich bis Millerie erſtreckt. Dichte, gruppenweiſe uͤber
einander gepflanzte Waͤlder; lichte, mit gruͤnen Wieſen und goldgelben Getreidefel-
dern
*) Bourret Schilderung feiner Reiſe nach den Savoyiſchen Eisgebuͤrgen. Aus dem
Franzoͤſiſchen, 1775. 1 Th. 4. K.
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