oder will Gott seine Sache je durch solche Mittel geführt wissen? Durch die Vernunft, den Widerhall seines Mundes, ist Er nicht fern von einem Jeglichen, der mittelst ihrer Ihm ähnlich ward und in Ihm lebet, webet und ist. -- -- Mein Feldzeichen ist keine nichts- würdige Präconisirung, sondern Wahrheit und Gerechtigkeit. Ist das weibliche Geschlecht in- der Regel wirklich kleiner, als das männliche? ist nicht die Grösse überhaupt etwas sehr Re- latives, welches in Klima, Nahrungsmitteln und andern uns unbekannten Ursachen wesent- lichere Bestimmungsgründe findet, als in dem Geschlechtsunterschiede? Jenseits der Wen- decirkel und unter der Linie ist die Menschen- art weit kleiner, als innerhalb derselben. Über den zwanzigsten und sechzigsten Grad der Breite hinaus würden unsere Werbehäuser un- gefähr so viel Glück machen, wie ein Besuch der Boucaniers auf Tierra del Fuego in den Höhlen der Pescherähs. Reisende behaupten, dass Männer und Weiber dort gleichen Strich halten, und dass, wenn ihnen nicht der Un- terschied der Kleidung und etwa der Bart aus-
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oder will Gott seine Sache je durch solche Mittel geführt wissen? Durch die Vernunft, den Widerhall seines Mundes, ist Er nicht fern von einem Jeglichen, der mittelst ihrer Ihm ähnlich ward und in Ihm lebet, webet und ist. — — Mein Feldzeichen ist keine nichts- würdige Präconisirung, sondern Wahrheit und Gerechtigkeit. Ist das weibliche Geschlecht in- der Regel wirklich kleiner, als das männliche? ist nicht die Gröſse überhaupt etwas sehr Re- latives, welches in Klima, Nahrungsmitteln und andern uns unbekannten Ursachen wesent- lichere Bestimmungsgründe findet, als in dem Geschlechtsunterschiede? Jenseits der Wen- decirkel und unter der Linie ist die Menschen- art weit kleiner, als innerhalb derselben. Über den zwanzigsten und sechzigsten Grad der Breite hinaus würden unsere Werbehäuser un- gefähr so viel Glück machen, wie ein Besuch der Boucaniers auf Tierra del Fuego in den Höhlen der Pescherähs. Reisende behaupten, daſs Männer und Weiber dort gleichen Strich halten, und daſs, wenn ihnen nicht der Un- terschied der Kleidung und etwa der Bart aus-
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oder will Gott seine Sache je durch solche
Mittel geführt wissen? Durch die Vernunft,
den Widerhall seines Mundes, ist Er nicht
fern von einem Jeglichen, der mittelst ihrer
Ihm ähnlich ward und in Ihm lebet, webet und
ist. — — Mein Feldzeichen ist keine nichts-
würdige Präconisirung, sondern Wahrheit und
Gerechtigkeit. Ist das weibliche Geschlecht in-
der Regel wirklich kleiner, als das männliche?
ist nicht die Gröſse überhaupt etwas sehr Re-
latives, welches in Klima, Nahrungsmitteln
und andern uns unbekannten Ursachen wesent-
lichere Bestimmungsgründe findet, als in dem
Geschlechtsunterschiede? Jenseits der Wen-
decirkel und unter der Linie ist die Menschen-
art weit kleiner, als innerhalb derselben. Über
den zwanzigsten und sechzigsten Grad der
Breite hinaus würden unsere Werbehäuser un-
gefähr so viel Glück machen, wie ein Besuch
der Boucaniers auf Tierra del Fuego in den
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/47>, abgerufen am 24.11.2024.
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