Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

lichen Geschlechtes wäre, oder als ob es nicht
mehr könnte als (brockenweise) Brot es-
sen! -- --

Wozu alle Vergleichs-Vorschläge und
Verbesserungs-Plane, die, wenn man gleich
ihnen Vorkaufs-Anmassungen nicht vorrücken
kann, die, wenn sie es gleich mehr bei be-
scheidenen Fingerzeigen bewenden lassen, als
dass sie strafsüchtige Warnungstafeln ausstel-
len, doch um so weniger Lebensfrüchte sicher
verheissen können, als man von ihnen nicht
weiss, ob und in wie weit sie in der Feuer-
probe der Ausübung bestehen werden?

Freilich! warum alle Katheder und Predi-
gerstühle? Sind die Menschen nicht von je
her Lügner, Undankbare, Räuber, Neider,
Geitzhälse gewesen? Raubvögel haben zwar
von Anbeginn ihre Nächsten, bescheidnere
Nebenvögel, gefressen, so bald sie sich ihrer
bemeistern konnten; Menschen, welche einse-
hen, dass besser besser ist, und dass sie bes-
ser werden können -- sollten die ewig
Raubvögel bleiben? Mich tröstet der Glaube
an die analogisch zu vermuthende Absicht der

D d 2

lichen Geschlechtes wäre, oder als ob es nicht
mehr könnte als (brockenweise) Brot es-
sen! — —

Wozu alle Vergleichs-Vorschläge und
Verbesserungs-Plane, die, wenn man gleich
ihnen Vorkaufs-Anmaſsungen nicht vorrücken
kann, die, wenn sie es gleich mehr bei be-
scheidenen Fingerzeigen bewenden lassen, als
daſs sie strafsüchtige Warnungstafeln ausstel-
len, doch um so weniger Lebensfrüchte sicher
verheiſsen können, als man von ihnen nicht
weiſs, ob und in wie weit sie in der Feuer-
probe der Ausübung bestehen werden?

Freilich! warum alle Katheder und Predi-
gerstühle? Sind die Menschen nicht von je
her Lügner, Undankbare, Räuber, Neider,
Geitzhälse gewesen? Raubvögel haben zwar
von Anbeginn ihre Nächsten, bescheidnere
Nebenvögel, gefressen, so bald sie sich ihrer
bemeistern konnten; Menschen, welche einse-
hen, daſs besser besser ist, und daſs sie bes-
ser werden können — sollten die ewig
Raubvögel bleiben? Mich tröstet der Glaube
an die analogisch zu vermuthende Absicht der

D d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0427" n="419"/>
lichen Geschlechtes wäre, oder als ob es <hi rendition="#i">nicht<lb/>
mehr könnte als</hi> (brockenweise) <hi rendition="#i">Brot es-<lb/>
sen</hi>! &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#i">Wozu alle Vergleichs-Vorschläge und<lb/>
Verbesserungs-Plane, die, wenn man gleich<lb/>
ihnen Vorkaufs-Anma&#x017F;sungen nicht vorrücken<lb/>
kann, die, wenn sie es gleich mehr bei be-<lb/>
scheidenen Fingerzeigen bewenden lassen, als<lb/>
da&#x017F;s sie strafsüchtige Warnungstafeln ausstel-<lb/>
len, doch um so weniger Lebensfrüchte sicher<lb/>
verhei&#x017F;sen können, als man von ihnen nicht<lb/>
wei&#x017F;s, ob und in wie weit sie in der Feuer-<lb/>
probe der Ausübung bestehen werden?</hi> </p><lb/>
        <p>Freilich! warum alle Katheder und Predi-<lb/>
gerstühle? Sind die Menschen nicht von je<lb/>
her Lügner, Undankbare, Räuber, Neider,<lb/>
Geitzhälse gewesen? Raubvögel haben zwar<lb/>
von Anbeginn ihre Nächsten, bescheidnere<lb/>
Nebenvögel, gefressen, so bald sie sich ihrer<lb/>
bemeistern konnten; Menschen, welche einse-<lb/>
hen, da&#x017F;s besser besser ist, und da&#x017F;s sie bes-<lb/>
ser werden können &#x2014; sollten <hi rendition="#i">die</hi> ewig<lb/>
Raubvögel bleiben? Mich tröstet der Glaube<lb/>
an die analogisch zu vermuthende Absicht der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0427] lichen Geschlechtes wäre, oder als ob es nicht mehr könnte als (brockenweise) Brot es- sen! — — Wozu alle Vergleichs-Vorschläge und Verbesserungs-Plane, die, wenn man gleich ihnen Vorkaufs-Anmaſsungen nicht vorrücken kann, die, wenn sie es gleich mehr bei be- scheidenen Fingerzeigen bewenden lassen, als daſs sie strafsüchtige Warnungstafeln ausstel- len, doch um so weniger Lebensfrüchte sicher verheiſsen können, als man von ihnen nicht weiſs, ob und in wie weit sie in der Feuer- probe der Ausübung bestehen werden? Freilich! warum alle Katheder und Predi- gerstühle? Sind die Menschen nicht von je her Lügner, Undankbare, Räuber, Neider, Geitzhälse gewesen? Raubvögel haben zwar von Anbeginn ihre Nächsten, bescheidnere Nebenvögel, gefressen, so bald sie sich ihrer bemeistern konnten; Menschen, welche einse- hen, daſs besser besser ist, und daſs sie bes- ser werden können — sollten die ewig Raubvögel bleiben? Mich tröstet der Glaube an die analogisch zu vermuthende Absicht der D d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/427
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/427>, abgerufen am 27.11.2024.