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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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stimmungen gütlich oder rechtlich nöthig ge-
funden werden. Ein Buch, das Gedanken er-
weckt, ist oft besser als eins, das Alles er-
schöpft, und die Leser wie Unmündige behan-
delt. Winke fruchten mehr als lange Beleh-
rungen; und wenn ein Schriftsteller das grosse
Amt verkennt, das ihm von der Natur anver-
trauet ward, Menschen gegen offenbare Un-
gerechtigkeiten zu schützen; so verdient er
selbst unterdrückt zu werden. Wer es über
sein Gewissen bringen kann, ein Geschlecht
zum gebornen Despoten des andern zu erhe-
ben, wird vielleicht nicht ohne Fertigkeit
seyn, volksübliche Sitten nachzuäffen und hö-
heren Volksklassen nachzulallen; allein auf
rechtskräftiges Urtheil wolle er in Zeiten Ver-
zicht thun, und seinen Schlaftrunk von Vor-
trag für jenes Mittelgut von Menschen aufspa-
ren, die Welt und eine Fabrikartigkeit besit-
zen -- wenn gleich gemeiniglich die Plurali-
tät auf ihrer Seite ist. Das Deutsche Weib
galt in älterer Zeit allemak mehr als andere
Weiber, und ich bleibe gewiss in den Schran-

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Ganzen beifällt, obgleich noch nähere Be-
stimmungen gütlich oder rechtlich nöthig ge-
funden werden. Ein Buch, das Gedanken er-
weckt, ist oft besser als eins, das Alles er-
schöpft, und die Leser wie Unmündige behan-
delt. Winke fruchten mehr als lange Beleh-
rungen; und wenn ein Schriftsteller das groſse
Amt verkennt, das ihm von der Natur anver-
trauet ward, Menschen gegen offenbare Un-
gerechtigkeiten zu schützen; so verdient er
selbst unterdrückt zu werden. Wer es über
sein Gewissen bringen kann, ein Geschlecht
zum gebornen Despoten des andern zu erhe-
ben, wird vielleicht nicht ohne Fertigkeit
seyn, volksübliche Sitten nachzuäffen und hö-
heren Volksklassen nachzulallen; allein auf
rechtskräftiges Urtheil wolle er in Zeiten Ver-
zicht thun, und seinen Schlaftrunk von Vor-
trag für jenes Mittelgut von Menschen aufspa-
ren, die Welt und eine Fabrikartigkeit besit-
zen — wenn gleich gemeiniglich die Plurali-
tät auf ihrer Seite ist. Das Deutsche Weib
galt in älterer Zeit allemak mehr als andere
Weiber, und ich bleibe gewiſs in den Schran-

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[417/0425] Ganzen beifällt, obgleich noch nähere Be- stimmungen gütlich oder rechtlich nöthig ge- funden werden. Ein Buch, das Gedanken er- weckt, ist oft besser als eins, das Alles er- schöpft, und die Leser wie Unmündige behan- delt. Winke fruchten mehr als lange Beleh- rungen; und wenn ein Schriftsteller das groſse Amt verkennt, das ihm von der Natur anver- trauet ward, Menschen gegen offenbare Un- gerechtigkeiten zu schützen; so verdient er selbst unterdrückt zu werden. Wer es über sein Gewissen bringen kann, ein Geschlecht zum gebornen Despoten des andern zu erhe- ben, wird vielleicht nicht ohne Fertigkeit seyn, volksübliche Sitten nachzuäffen und hö- heren Volksklassen nachzulallen; allein auf rechtskräftiges Urtheil wolle er in Zeiten Ver- zicht thun, und seinen Schlaftrunk von Vor- trag für jenes Mittelgut von Menschen aufspa- ren, die Welt und eine Fabrikartigkeit besit- zen — wenn gleich gemeiniglich die Plurali- tät auf ihrer Seite ist. Das Deutsche Weib galt in älterer Zeit allemak mehr als andere Weiber, und ich bleibe gewiſs in den Schran- D d

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/425>, abgerufen am 27.11.2024.