worfen haben, es leugnen, dass wir diese Herrschaft von je her nur sehr schlecht ver- standen? und in dieser Wissenschaft, wie es am Tage ist, bis jetzt nicht weiter gekommen sind? können wir es vor unserm Gewissen verhehlen, dass wir die Urheber und Veran- lasser aller weiblichen Fehler sind, und dass das meiste Gute, welches wir an uns haben, auf die Rechnung des andern Geschlechtes gehört? Furchtsame Männer werden allerdings den Stab über mich brechen, weil ich angeb- lich die Eitelkeit der Weiber gereitzt, und ihre von Natur schon übermüthigen Begriffe von ihrem Werthe genährt habe; allein, lieben Leute, durch eure Feuer rufende Befürchtung, ich möchte die weibliche Bestimmung zu weit hinausgerückt haben, beweiset ihr, dass ihr, anstatt stark zu seyn, schwach seyd, und dass ihr durch diese Schwäche eure angebliche Ordnung der Dinge umkehret -- und dass euch die Geisteskraft und Denkfähigkeit man- geln, die ihr aus blossem Neide dem andern Geschlechte absprechen wollt. -- In der That, ihr solltet der Natur für das Hausmittel
worfen haben, es leugnen, daſs wir diese Herrschaft von je her nur sehr schlecht ver- standen? und in dieser Wissenschaft, wie es am Tage ist, bis jetzt nicht weiter gekommen sind? können wir es vor unserm Gewissen verhehlen, daſs wir die Urheber und Veran- lasser aller weiblichen Fehler sind, und daſs das meiste Gute, welches wir an uns haben, auf die Rechnung des andern Geschlechtes gehört? Furchtsame Männer werden allerdings den Stab über mich brechen, weil ich angeb- lich die Eitelkeit der Weiber gereitzt, und ihre von Natur schon übermüthigen Begriffe von ihrem Werthe genährt habe; allein, lieben Leute, durch eure Feuer rufende Befürchtung, ich möchte die weibliche Bestimmung zu weit hinausgerückt haben, beweiset ihr, daſs ihr, anstatt stark zu seyn, schwach seyd, und daſs ihr durch diese Schwäche eure angebliche Ordnung der Dinge umkehret — und daſs euch die Geisteskraft und Denkfähigkeit man- geln, die ihr aus bloſsem Neide dem andern Geschlechte absprechen wollt. — In der That, ihr solltet der Natur für das Hausmittel
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worfen haben, es leugnen, daſs wir diese
Herrschaft von je her nur sehr schlecht ver-
standen? und in dieser Wissenschaft, wie es
am Tage ist, bis jetzt nicht weiter gekommen
sind? können wir es vor unserm Gewissen
verhehlen, daſs wir die Urheber und Veran-
lasser aller weiblichen Fehler sind, und daſs
das meiste Gute, welches wir an uns haben,
auf die Rechnung des andern Geschlechtes
gehört? Furchtsame Männer werden allerdings
den Stab über mich brechen, weil ich angeb-
lich die Eitelkeit der Weiber gereitzt, und
ihre von Natur schon übermüthigen Begriffe
von ihrem Werthe genährt habe; allein, lieben
Leute, durch eure Feuer rufende Befürchtung,
ich möchte die weibliche Bestimmung zu weit
hinausgerückt haben, beweiset ihr, daſs ihr,
anstatt stark zu seyn, schwach seyd, und daſs
ihr durch diese Schwäche eure angebliche
Ordnung der Dinge umkehret — und daſs
euch die Geisteskraft und Denkfähigkeit man-
geln, die ihr aus bloſsem Neide dem andern
Geschlechte absprechen wollt. — In der
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/418>, abgerufen am 27.11.2024.
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