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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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drückung überhaupt in der Welt veranlasset
habe? Wahrlich, die Tapferkeit ist keine
Entscheidung des Schicksals, wen sie zum
Regenten bestimmt hat. Durch Grossmuth,
nicht durch List, muss man den Feind über-
winden, und es ist und bleibt unanständig,
sich des Andern Unerfahrenheit zu Nutze zu
machen. Ist es besser, sich des Sieges schä-
men zu müssen, oder sich über das Glück zu
beklagen? Die Erhaltung eines einzigen Bür-
gers -- ist sie nicht besser, als die Niederla-
ge von hundert Feinden? Das was nach der
Meinung der meisten Menschen Recht ist,
das ist, verdollmetschet: so ist wie es seyn
muss; ist recht in einem erhabenen Verstan-
de. Dies rechte Recht gründet sich in der
Natur der Sache, und hat sich von den
Schlacken der Willkühr und des Türkischen
Despotismus gereinigt -- Wollte man, nach
dieser allgemeinen Meinung von den Verhält-
nissen des fräulichen Geschlechtes, glauben,
(glauben muss man in einem besondern Sinne
wollen) dass das vielfach tausendjährige Reich
der Sklaverei der Weiber in diesem rechten

drückung überhaupt in der Welt veranlasset
habe? Wahrlich, die Tapferkeit ist keine
Entscheidung des Schicksals, wen sie zum
Regenten bestimmt hat. Durch Groſsmuth,
nicht durch List, muſs man den Feind über-
winden, und es ist und bleibt unanständig,
sich des Andern Unerfahrenheit zu Nutze zu
machen. Ist es besser, sich des Sieges schä-
men zu müssen, oder sich über das Glück zu
beklagen? Die Erhaltung eines einzigen Bür-
gers — ist sie nicht besser, als die Niederla-
ge von hundert Feinden? Das was nach der
Meinung der meisten Menschen Recht ist,
das ist, verdollmetschet: so ist wie es seyn
muſs; ist recht in einem erhabenen Verstan-
de. Dies rechte Recht gründet sich in der
Natur der Sache, und hat sich von den
Schlacken der Willkühr und des Türkischen
Despotismus gereinigt — Wollte man, nach
dieser allgemeinen Meinung von den Verhält-
nissen des fräulichen Geschlechtes, glauben,
(glauben muſs man in einem besondern Sinne
wollen) daſs das vielfach tausendjährige Reich
der Sklaverei der Weiber in diesem rechten

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[406/0414] drückung überhaupt in der Welt veranlasset habe? Wahrlich, die Tapferkeit ist keine Entscheidung des Schicksals, wen sie zum Regenten bestimmt hat. Durch Groſsmuth, nicht durch List, muſs man den Feind über- winden, und es ist und bleibt unanständig, sich des Andern Unerfahrenheit zu Nutze zu machen. Ist es besser, sich des Sieges schä- men zu müssen, oder sich über das Glück zu beklagen? Die Erhaltung eines einzigen Bür- gers — ist sie nicht besser, als die Niederla- ge von hundert Feinden? Das was nach der Meinung der meisten Menschen Recht ist, das ist, verdollmetschet: so ist wie es seyn muſs; ist recht in einem erhabenen Verstan- de. Dies rechte Recht gründet sich in der Natur der Sache, und hat sich von den Schlacken der Willkühr und des Türkischen Despotismus gereinigt — Wollte man, nach dieser allgemeinen Meinung von den Verhält- nissen des fräulichen Geschlechtes, glauben, (glauben muſs man in einem besondern Sinne wollen) daſs das vielfach tausendjährige Reich der Sklaverei der Weiber in diesem rechten

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/414>, abgerufen am 24.11.2024.