gen? Wie können sie aber einem Schwalle von Kunstwörtern widerstehen, womit wir Sturm laufen! wie eine schwerfällige Gelehr- samkeit widerlegen, wodurch wir sie aus dem Tempel der Wissenschaften hinauskritteln, dessen Allerheiligstes doch so leicht und ein- fach ist --! Warum soll es ihnen an Ge- dankenfülle, grossen erhabenen Darstellungen von Charakteren, an hohem Schwunge gebre- chen, oder an Schöpfungskraft und hohem Grad des Enthusiasmus, da sie von dem allen ungesuchte und anspruchlose Proben im gemeinen Leben äussern? -- Feine ori- ginelle und der Natur abgelauschte Züge sind ihnen eigener als uns; was ihnen am scharfen Umriss bei ihren Charakteren (rich- tig ist er fast immer) abgeht, ersetzen sie durch ihr lebendiges Colorit -- So wie sie ihren Körper zu kleiden verstehen, so kleiden sie auch ihre Gedanken -- Die Angemessenheit ihrer Worte und die grosse Einfachheit in der Wortfügung, geben ihrem Styl eine Deutlichkeit, die nichts übertrifft. Die besten Denkzettel, die ein Autor seiner
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gen? Wie können sie aber einem Schwalle von Kunstwörtern widerstehen, womit wir Sturm laufen! wie eine schwerfällige Gelehr- samkeit widerlegen, wodurch wir sie aus dem Tempel der Wissenschaften hinauskritteln, dessen Allerheiligstes doch so leicht und ein- fach ist —! Warum soll es ihnen an Ge- dankenfülle, groſsen erhabenen Darstellungen von Charakteren, an hohem Schwunge gebre- chen, oder an Schöpfungskraft und hohem Grad des Enthusiasmus, da sie von dem allen ungesuchte und anspruchlose Proben im gemeinen Leben äuſsern? — Feine ori- ginelle und der Natur abgelauschte Züge sind ihnen eigener als uns; was ihnen am scharfen Umriſs bei ihren Charakteren (rich- tig ist er fast immer) abgeht, ersetzen sie durch ihr lebendiges Colorit — So wie sie ihren Körper zu kleiden verstehen, so kleiden sie auch ihre Gedanken — Die Angemessenheit ihrer Worte und die groſse Einfachheit in der Wortfügung, geben ihrem Styl eine Deutlichkeit, die nichts übertrifft. Die besten Denkzettel, die ein Autor seiner
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gen? Wie können sie aber einem Schwalle
von Kunstwörtern widerstehen, womit wir
Sturm laufen! wie eine schwerfällige Gelehr-
samkeit widerlegen, wodurch wir sie aus dem
Tempel der Wissenschaften hinauskritteln,
dessen Allerheiligstes doch so leicht und ein-
fach ist —! Warum soll es ihnen an Ge-
dankenfülle, groſsen erhabenen Darstellungen
von Charakteren, an hohem Schwunge gebre-
chen, oder an Schöpfungskraft und hohem
Grad des Enthusiasmus, da sie von dem
allen ungesuchte und anspruchlose Proben
im gemeinen Leben äuſsern? — Feine ori-
ginelle und der Natur abgelauschte Züge
sind ihnen eigener als uns; was ihnen am
scharfen Umriſs bei ihren Charakteren (rich-
tig ist er fast immer) abgeht, ersetzen sie
durch ihr lebendiges Colorit — So wie
sie ihren Körper zu kleiden verstehen, so
kleiden sie auch ihre Gedanken — Die
Angemessenheit ihrer Worte und die groſse
Einfachheit in der Wortfügung, geben ihrem
Styl eine Deutlichkeit, die nichts übertrifft.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/393>, abgerufen am 24.11.2024.
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