und Trank auf eine unschädliche und schmack- hafte Weise zu bereiten, und das Leben und die Gesundheit der Staatsbürger zu sichern. Aber auch selbst in moralischer Rücksicht wäre es den Sitten, und dem Staate, dem die Sitten seiner Bürger vorzüglich zu Herzen ge- hen müssen, vortheilhaft, wenn den Weibern gestattet würde, Arzeneikunde zu üben.
Weibliche Ärzte müssten sich weit eher das Zutrauen bei den Kranken ihres Geschlech- tes erwerben. Diese würden ihre Gebrechen leichter und mit weniger Zwang entdecken, und jene, aus Erfahrung mit der Natur und Beschaffenheit des weiblichen Körpers, mit seiner periodischen Ausleerung bekannt, siche- rer dem Übel nachspüren, rathen und helfen können. Dann würden weibliche Krankheiten nicht mehr die Schaude der Ärzte seyn, und vielmehr eine Vollkommenheit in der Kunst erreichet werden, in so fern Vollkommenheit zu erreichen ist --.
Schamhaftigkeit, diese Tugend, die das andere Geschlecht so herrlich kleidet mit der, wenn sie verloren ginge, alle Grazien
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und Trank auf eine unschädliche und schmack- hafte Weise zu bereiten, und das Leben und die Gesundheit der Staatsbürger zu sichern. Aber auch selbst in moralischer Rücksicht wäre es den Sitten, und dem Staate, dem die Sitten seiner Bürger vorzüglich zu Herzen ge- hen müssen, vortheilhaft, wenn den Weibern gestattet würde, Arzeneikunde zu üben.
Weibliche Ärzte müſsten sich weit eher das Zutrauen bei den Kranken ihres Geschlech- tes erwerben. Diese würden ihre Gebrechen leichter und mit weniger Zwang entdecken, und jene, aus Erfahrung mit der Natur und Beschaffenheit des weiblichen Körpers, mit seiner periodischen Ausleerung bekannt, siche- rer dem Übel nachspüren, rathen und helfen können. Dann würden weibliche Krankheiten nicht mehr die Schaude der Ärzte seyn, und vielmehr eine Vollkommenheit in der Kunst erreichet werden, in so fern Vollkommenheit zu erreichen ist —.
Schamhaftigkeit, diese Tugend, die das andere Geschlecht so herrlich kleidet mit der, wenn sie verloren ginge, alle Grazien
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[337/0345]
und Trank auf eine unschädliche und schmack-
hafte Weise zu bereiten, und das Leben und
die Gesundheit der Staatsbürger zu sichern.
Aber auch selbst in moralischer Rücksicht
wäre es den Sitten, und dem Staate, dem die
Sitten seiner Bürger vorzüglich zu Herzen ge-
hen müssen, vortheilhaft, wenn den Weibern
gestattet würde, Arzeneikunde zu üben.
Weibliche Ärzte müſsten sich weit eher
das Zutrauen bei den Kranken ihres Geschlech-
tes erwerben. Diese würden ihre Gebrechen
leichter und mit weniger Zwang entdecken,
und jene, aus Erfahrung mit der Natur und
Beschaffenheit des weiblichen Körpers, mit
seiner periodischen Ausleerung bekannt, siche-
rer dem Übel nachspüren, rathen und helfen
können. Dann würden weibliche Krankheiten
nicht mehr die Schaude der Ärzte seyn, und
vielmehr eine Vollkommenheit in der Kunst
erreichet werden, in so fern Vollkommenheit
zu erreichen ist —.
Schamhaftigkeit, diese Tugend, die das
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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