Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

bewegen könnte, über Leib und Seele Credit
und Debet zu verzeichnen und Buch zu hal-
ten! wenn meine wohlgemeinten Vorstellun-
gen bewirkten, dass die Weiber nicht in dem
Grade männlich würden, wie die Männer
weiblich, sondern dass Mann und Weib sich
Mühe gäben, wirklich Mann und Weib zu
seyn, da jetzt, aus verjährter Unordnung, in
Hinsicht der Geschlechter Niemand recht
weiss, wer Koch oder Kellner ist! wenn ich,
frei von jeder Explosion, bloss jenes Ziel nä-
ber brächte, welches die Natur in eigner ho-
her Person angewiesen hat! wenn mich das
gewöhnliche Schicksal der Reformatoren nicht
träfe, die Alles ausser der Jahreszeit hervor-
bringen wollen, denen es an Geist und Nach-
druck gebricht, den Zeitpunkt schneller herbe
zu führen, und die, was noch ärger ist, sich
auf die Pulsschläge der Zeit so wenig verste-
hen, dass sie gemeiniglich zu früh, und,
wenn das Glück gut ist, zu spät zu kommen
die Ehre haben! -- Des hoffnungstrunkenen
Schriftstellers! Man hat in unserer Zeit so
sehr die bürgerliche Verbesserung der Juden

bewegen könnte, über Leib und Seele Credit
und Debet zu verzeichnen und Buch zu hal-
ten! wenn meine wohlgemeinten Vorstellun-
gen bewirkten, daſs die Weiber nicht in dem
Grade männlich würden, wie die Männer
weiblich, sondern daſs Mann und Weib sich
Mühe gäben, wirklich Mann und Weib zu
seyn, da jetzt, aus verjährter Unordnung, in
Hinsicht der Geschlechter Niemand recht
weiſs, wer Koch oder Kellner ist! wenn ich,
frei von jeder Explosion, bloſs jenes Ziel nä-
ber brächte, welches die Natur in eigner ho-
her Person angewiesen hat! wenn mich das
gewöhnliche Schicksal der Reformatoren nicht
träfe, die Alles auſser der Jahreszeit hervor-
bringen wollen, denen es an Geist und Nach-
druck gebricht, den Zeitpunkt schneller herbe
zu führen, und die, was noch ärger ist, sich
auf die Pulsschläge der Zeit so wenig verste-
hen, daſs sie gemeiniglich zu früh, und,
wenn das Glück gut ist, zu spät zu kommen
die Ehre haben! — Des hoffnungstrunkenen
Schriftstellers! Man hat in unserer Zeit so
sehr die bürgerliche Verbesserung der Juden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="24"/>
bewegen könnte, über Leib und Seele <hi rendition="#i">Credit</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">Debet</hi> zu verzeichnen und Buch zu hal-<lb/>
ten! wenn meine wohlgemeinten Vorstellun-<lb/>
gen bewirkten, da&#x017F;s die Weiber nicht in dem<lb/>
Grade männlich würden, wie die Männer<lb/>
weiblich, sondern da&#x017F;s Mann und Weib sich<lb/>
Mühe gäben, wirklich Mann und Weib zu<lb/>
seyn, da jetzt, aus verjährter Unordnung, in<lb/>
Hinsicht der Geschlechter Niemand recht<lb/>
wei&#x017F;s, wer Koch oder Kellner ist! wenn ich,<lb/>
frei von jeder Explosion, blo&#x017F;s jenes Ziel nä-<lb/>
ber brächte, welches die Natur in eigner ho-<lb/>
her Person angewiesen hat! wenn mich das<lb/>
gewöhnliche Schicksal der Reformatoren nicht<lb/>
träfe, die Alles au&#x017F;ser der Jahreszeit hervor-<lb/>
bringen wollen, denen es an Geist und Nach-<lb/>
druck gebricht, den Zeitpunkt schneller herbe<lb/>
zu führen, und die, was noch ärger ist, sich<lb/>
auf die Pulsschläge der Zeit so wenig verste-<lb/>
hen, da&#x017F;s sie gemeiniglich <hi rendition="#i">zu früh</hi>, und,<lb/>
wenn das Glück gut ist, <hi rendition="#i">zu spät</hi> zu kommen<lb/>
die Ehre haben! &#x2014; Des hoffnungstrunkenen<lb/>
Schriftstellers! Man hat in unserer Zeit so<lb/>
sehr die bürgerliche Verbesserung der Juden<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0032] bewegen könnte, über Leib und Seele Credit und Debet zu verzeichnen und Buch zu hal- ten! wenn meine wohlgemeinten Vorstellun- gen bewirkten, daſs die Weiber nicht in dem Grade männlich würden, wie die Männer weiblich, sondern daſs Mann und Weib sich Mühe gäben, wirklich Mann und Weib zu seyn, da jetzt, aus verjährter Unordnung, in Hinsicht der Geschlechter Niemand recht weiſs, wer Koch oder Kellner ist! wenn ich, frei von jeder Explosion, bloſs jenes Ziel nä- ber brächte, welches die Natur in eigner ho- her Person angewiesen hat! wenn mich das gewöhnliche Schicksal der Reformatoren nicht träfe, die Alles auſser der Jahreszeit hervor- bringen wollen, denen es an Geist und Nach- druck gebricht, den Zeitpunkt schneller herbe zu führen, und die, was noch ärger ist, sich auf die Pulsschläge der Zeit so wenig verste- hen, daſs sie gemeiniglich zu früh, und, wenn das Glück gut ist, zu spät zu kommen die Ehre haben! — Des hoffnungstrunkenen Schriftstellers! Man hat in unserer Zeit so sehr die bürgerliche Verbesserung der Juden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/32
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/32>, abgerufen am 26.12.2024.