nem eigenen Hause, das wohl gar ein Fami- lienhaus und vom Grossvater und Vater auf ihn gekommen war, verirrte) an Stell' und Ort zu bringen und zu orientiren; sie geben ihm, wie Ariadne, einen Faden in die Hand, und rufen Jedem zu, der Länge und Breite nicht unterscheidet, der das Ruder seiner selbst ein- gebüsst hat: Vous etes orfevre, Monsieur Josse! -- Der Geist jener Philosophie, die der Übermenschlichkeit nicht wohl will, hat schon lange auf ihnen geruhet -- Wer wuss- te es besser als sie, dass weder praktische noch theoretische Vernunft Überzeugungen vom Daseyn intelligibler, unsinnlicher Gegen- stände zu verschaffen im Stande ist, und dass wir uns in unvermeidliche Widersprüche verirren, wenn uns beide Vernunftarten un- sinnliche Gegenstände feil halten. Weiber fühlen das Halbwahre von allem jenem, was so gern im Allgemeinen gesagt wird, und be- stehen durchaus darauf, dass dergleichen Be- hauptungen individueller gemacht werden -- Sie handeln nach nahe liegenden Motiven -- Spieler, Schiffsleute und alle die durch Glücks-
nem eigenen Hause, das wohl gar ein Fami- lienhaus und vom Groſsvater und Vater auf ihn gekommen war, verirrte) an Stell’ und Ort zu bringen und zu orientiren; sie geben ihm, wie Ariadne, einen Faden in die Hand, und rufen Jedem zu, der Länge und Breite nicht unterscheidet, der das Ruder seiner selbst ein- gebüſst hat: Vous êtes orfevre, Monsieur Josse! — Der Geist jener Philosophie, die der Übermenschlichkeit nicht wohl will, hat schon lange auf ihnen geruhet — Wer wuſs- te es besser als sie, daſs weder praktische noch theoretische Vernunft Überzeugungen vom Daseyn intelligibler, unsinnlicher Gegen- stände zu verschaffen im Stande ist, und daſs wir uns in unvermeidliche Widersprüche verirren, wenn uns beide Vernunftarten un- sinnliche Gegenstände feil halten. Weiber fühlen das Halbwahre von allem jenem, was so gern im Allgemeinen gesagt wird, und be- stehen durchaus darauf, daſs dergleichen Be- hauptungen individueller gemacht werden — Sie handeln nach nahe liegenden Motiven — Spieler, Schiffsleute und alle die durch Glücks-
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nem eigenen Hause, das wohl gar ein Fami-
lienhaus und vom Groſsvater und Vater auf
ihn gekommen war, verirrte) an Stell’ und Ort
zu bringen und zu orientiren; sie geben ihm,
wie Ariadne, einen Faden in die Hand, und
rufen Jedem zu, der Länge und Breite nicht
unterscheidet, der das Ruder seiner selbst ein-
gebüſst hat: Vous êtes orfevre, Monsieur
Josse! — Der Geist jener Philosophie, die
der Übermenschlichkeit nicht wohl will, hat
schon lange auf ihnen geruhet — Wer wuſs-
te es besser als sie, daſs weder praktische
noch theoretische Vernunft Überzeugungen
vom Daseyn intelligibler, unsinnlicher Gegen-
stände zu verschaffen im Stande ist, und
daſs wir uns in unvermeidliche Widersprüche
verirren, wenn uns beide Vernunftarten un-
sinnliche Gegenstände feil halten. Weiber
fühlen das Halbwahre von allem jenem, was
so gern im Allgemeinen gesagt wird, und be-
stehen durchaus darauf, daſs dergleichen Be-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/291>, abgerufen am 23.11.2024.
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