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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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schlechtes mit Empfindung ausdrücken, begnü-
gen sie sich mit dem zweiten Range. Das
Lied indess kann wörtlich so im Dichter ste-
hen; die Noten können genau getroffen seyn:
und doch wird oft weder Dichter noch Com-
ponist sein Werk wieder kennen, wenn es ein
Weib singt oder spielt -- dies haucht ihm
eine lebendige Seele ein. Schaffen ist gut;
erhalten nicht minder. -- Möchten Weiber
immer beim zweiten Range bleiben, wenn nur
nicht ein neuerer Reisebeschreiber auch von
Kastraten bemerkt hätte, dass nie Jemand un-
ter ihnen ein grosser Componist gewesen sei.
Sollte diese Bemerkung Kastraten und Weiber
mit Recht treffen, so ist die Ursache bei bei-
den unendlich verschieden. Kastraten können
nichts schaffen; Weiber dagegen sind die ei-
gentlichen Erhalter und Mitschöpfer. -- --
Bei dem gegenwärtigen Druck, worin die
Weiber sich befinden, legen sie es bloss dar-
auf an, Alles was sie verstehen, fasslich und
begreiflich zu machen, und das, was wir
schwer ausdrückten, zu erleichtern und in Um-
lauf zu bringen. Sie ebenen die Wege, ver-

schlechtes mit Empfindung ausdrücken, begnü-
gen sie sich mit dem zweiten Range. Das
Lied indeſs kann wörtlich so im Dichter ste-
hen; die Noten können genau getroffen seyn:
und doch wird oft weder Dichter noch Com-
ponist sein Werk wieder kennen, wenn es ein
Weib singt oder spielt — dies haucht ihm
eine lebendige Seele ein. Schaffen ist gut;
erhalten nicht minder. — Möchten Weiber
immer beim zweiten Range bleiben, wenn nur
nicht ein neuerer Reisebeschreiber auch von
Kastraten bemerkt hätte, daſs nie Jemand un-
ter ihnen ein groſser Componist gewesen sei.
Sollte diese Bemerkung Kastraten und Weiber
mit Recht treffen, so ist die Ursache bei bei-
den unendlich verschieden. Kastraten können
nichts schaffen; Weiber dagegen sind die ei-
gentlichen Erhalter und Mitschöpfer. — —
Bei dem gegenwärtigen Druck, worin die
Weiber sich befinden, legen sie es bloſs dar-
auf an, Alles was sie verstehen, faſslich und
begreiflich zu machen, und das, was wir
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[269/0277] schlechtes mit Empfindung ausdrücken, begnü- gen sie sich mit dem zweiten Range. Das Lied indeſs kann wörtlich so im Dichter ste- hen; die Noten können genau getroffen seyn: und doch wird oft weder Dichter noch Com- ponist sein Werk wieder kennen, wenn es ein Weib singt oder spielt — dies haucht ihm eine lebendige Seele ein. Schaffen ist gut; erhalten nicht minder. — Möchten Weiber immer beim zweiten Range bleiben, wenn nur nicht ein neuerer Reisebeschreiber auch von Kastraten bemerkt hätte, daſs nie Jemand un- ter ihnen ein groſser Componist gewesen sei. Sollte diese Bemerkung Kastraten und Weiber mit Recht treffen, so ist die Ursache bei bei- den unendlich verschieden. Kastraten können nichts schaffen; Weiber dagegen sind die ei- gentlichen Erhalter und Mitschöpfer. — — Bei dem gegenwärtigen Druck, worin die Weiber sich befinden, legen sie es bloſs dar- auf an, Alles was sie verstehen, faſslich und begreiflich zu machen, und das, was wir schwer ausdrückten, zu erleichtern und in Um- lauf zu bringen. Sie ebenen die Wege, ver-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/277>, abgerufen am 24.11.2024.