weit weniger ein einziges braves Weib auf- wiegt -- Wozu der Götterunrath? -- Mähr- chen, sie mögen nun Volks- oder Helden- und Staatsmährchen seyn, gehören, sagt man, für das Kinder- und Greisenalter; wer wird in- dess diesen Spielen der Einbildung nicht gern Gerechtigkeit erweisen, wenn sie zum Ernste der Wahrheit leiten, und von der Vernunft die vollzähligen Weihen erhalten haben? wer die Imagination nicht ehren, wenn sie bei al- len ihren Avantürier-Eigenschaften ein Spröss- ling der Vernunft ist? -- Nur thut unser Ge- schlecht zu oft so äusserst nothgedrungen, eine Abschweifung in das Reich der Möglichkeit machen zu müssen, obgleich von der lieben Wirklichkeit noch so viel in Rückstand ist; -- nur will es zuweilen höchst unzeitig die Einfälle aus dem Reiche der Einbildung zu Gesetzen in der Sinnenwelt, die vor uns liegt, tausendkünsteln; nur macht es sich kein Ge- wissen daraus, die hehre und mächtige Reli- gion der Vernunft, welche sich bescheidene Flügel beilegt, mit aller Gewalt zu überflü- geln und, ohne sich mit ihr und der Volks-
weit weniger ein einziges braves Weib auf- wiegt — Wozu der Götterunrath? — Mähr- chen, sie mögen nun Volks- oder Helden- und Staatsmährchen seyn, gehören, sagt man, für das Kinder- und Greisenalter; wer wird in- deſs diesen Spielen der Einbildung nicht gern Gerechtigkeit erweisen, wenn sie zum Ernste der Wahrheit leiten, und von der Vernunft die vollzähligen Weihen erhalten haben? wer die Imagination nicht ehren, wenn sie bei al- len ihren Avantürier-Eigenschaften ein Spröſs- ling der Vernunft ist? — Nur thut unser Ge- schlecht zu oft so äuſserst nothgedrungen, eine Abschweifung in das Reich der Möglichkeit machen zu müssen, obgleich von der lieben Wirklichkeit noch so viel in Rückstand ist; — nur will es zuweilen höchst unzeitig die Einfälle aus dem Reiche der Einbildung zu Gesetzen in der Sinnenwelt, die vor uns liegt, tausendkünsteln; nur macht es sich kein Ge- wissen daraus, die hehre und mächtige Reli- gion der Vernunft, welche sich bescheidene Flügel beilegt, mit aller Gewalt zu überflü- geln und, ohne sich mit ihr und der Volks-
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weit weniger ein einziges braves Weib auf-
wiegt — Wozu der Götterunrath? — Mähr-
chen, sie mögen nun Volks- oder Helden- und
Staatsmährchen seyn, gehören, sagt man, für
das Kinder- und Greisenalter; wer wird in-
deſs diesen Spielen der Einbildung nicht gern
Gerechtigkeit erweisen, wenn sie zum Ernste
der Wahrheit leiten, und von der Vernunft
die vollzähligen Weihen erhalten haben? wer
die Imagination nicht ehren, wenn sie bei al-
len ihren Avantürier-Eigenschaften ein Spröſs-
ling der Vernunft ist? — Nur thut unser Ge-
schlecht zu oft so äuſserst nothgedrungen, eine
Abschweifung in das Reich der Möglichkeit
machen zu müssen, obgleich von der lieben
Wirklichkeit noch so viel in Rückstand ist;
— nur will es zuweilen höchst unzeitig die
Einfälle aus dem Reiche der Einbildung zu
Gesetzen in der Sinnenwelt, die vor uns liegt,
tausendkünsteln; nur macht es sich kein Ge-
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gion der Vernunft, welche sich bescheidene
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/270>, abgerufen am 24.11.2024.
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